Die Verbindung: Thriller (German Edition)

Tisch vor ihm und gähnte. In der Ecke schnarchte sein Sergeant Joe Szyszkowski friedlich vor sich hin. Über Joes Kopf stand ein Nachrichtenreporter auf einem großen Fernsehbildschirm vor dem Buckingham Palace und stellte Vermutungen darüber an, dass der Premierminister endlich die seit Langem erwarteten Neuwahlen ansetzen würde. Alle möglichen wichtigen Dinge fanden in der Außenwelt statt, und er saß hier in einer Privatklinik an der Harley Street und wartete auf einen italienischen Gauner, bei dem eine Fettabsaugung vorgenommen wurde.
    »Wie lange wird das noch dauern?«, fragte er.
    Die griesgrämige Empfangsdame blickte von ihrem Computermonitor hoch und schaute ihn verärgert an. Wenn man einen Haufen Polizisten im Empfangsbereich der Klinik herumsitzen hatte, hob das nicht unbedingt die Atmosphäre. Ganz davon zu schweigen, dass sie den Vormittag schlecht damit verbringen konnte, mit ihren Freundinnen zu telefonieren, während sie ihre Facebook-Seite auf den neuesten Stand brachte. »Der Doktor meinte, Mr Boninsegna würde in den nächsten Minuten wieder zu sich kommen«, sagte sie langsam, als spräche sie mit einem besonders begriffsstutzigen Kind, dem man alles mehrfach wiederholen musste. »Er wird sich bei Ihnen melden, sobald sein Patient das Bewusstsein wiedererlangt.«
    »Sie sind sehr freundlich. Vielen Dank.« Commissario Edmondo Valcareggi von der italienischen Staatspolizei blickte die junge Frau wie ein Wolf an, der das für das Mittagessen vorgesehene Lamm ins Auge fasst.
    Du schmutziger alter Scheißer, dachte Carlyle säuerlich. Du musst noch älter sein als ich. Babysitter für diesen alten Lustmolch aus Rom spielen zu müssen, ging ihm gewaltig auf den Sack. Mit seinem weißen Haarschopf und seinem scharf geschnittenen Gesicht sah Valcareggi wie aus einer Ralph-Lauren-Reklame entsprungen aus. Die lässig wirkenden Sachen, die er trug, machten den Eindruck, als hätten sie viele von Carlyles Monatsgehältern gekostet. Wie viel verdienten italienische Polizisten überhaupt? »Sind Sie sicher, dass der Mann dort drinnen tatsächlich Ferruccio Pozzo ist?«, fragte er zum x-ten Mal. Der Mann, der sich einige Zimmer den Gang hinunter von seiner Operation erholte, war unter dem Namen Furio Boninsegna registriert.
    Valcareggi lächelte nachsichtig. »Daran besteht kein Zweifel. Er hat sich einer Schönheitsoperation unterzogen und reist natürlich mit einem falschen Pass …«
    »Natürlich«, schaltete Joe sich ein, der aufgewacht war und sich aus der Kanne am Empfangstresen eine frische Tasse Kaffee eingoss. Er nahm einen Schluck und lächelte die Empfangsdame an, die ihn bewusst ignorierte. Er zuckte mit den Achseln und setzte sich neben Carlyle.
    »… aber wir haben eine DNS -Übereinstimmung«, fuhr Valcareggi fort. »Er ist eindeutig der richtige Mann, und es lohnt sich sehr, ihn aus dem Verkehr zu ziehen. Pozzo hat Verbindungen zu den diversen Verbrecherclans der ’Ndrangheta. Er ist mittlerweile seit zwei Jahren auf der Flucht, und das hier ist seine zweite Fettabsaugung. Wir hätten ihn beim ersten Mal in einer Klinik in Nizza fast erwischt, aber er hat sie ungefähr eine Stunde, bevor wir eintrafen, verlassen.«
    »Kann passieren«, sagte Joe voller Verständnis.
    »Dieses Mal haben wir ihn.« Valcareggi strahlte. »Kein Problem.«
    »Die Narkosemittel bremsen sie immer«, sagte Carlyle. »Ich weiß nicht, warum wir sie nicht öfter einsetzen.« Er griff nach unten, nahm sich eine andere Zeitschrift und blätterte die Seiten rasch durch, bis er zu einem großen Foto von zwei gut gekleideten Männern kam, die sich an der Schwelle der mittleren Jahre befanden. Die beiden strahlten ihn an, als hätten sie gerade eine Goldmedaille bei den Olympischen Spielen gewonnen, das Kasino in Monte Carlo um zehn Millionen Dollar erleichtert und Scarlett Johansson gründlich durchgefickt, alles am selben Tag.
    Die Bildlegende lautete: Besser als du, und das wissen sie.
    Wichser , dachte Carlyle. Aber er fing trotzdem an zu lesen.
    DIE GOLDENEN ZWILLINGE STEHEN IM MITTELPUNKT
    Die Carlton-Brüder werden bald das Land regieren;
    Eamonn Foinhaven porträtiert die neue politische
    Aristokratie.
    Einer ist als »Sonnenkönig« bekannt, der andere als »der dunkle Prinz«, Spitznamen, die sie auf ihrer legendären Reise von den Spielfeldern Etons, wo seit Jahrhunderten Führungspersönlichkeiten geschmiedet werden, über die Cambridge University bis ins Unterhaus erhielten, einer Reise, die sie jetzt bis