Die verborgene Grotte
jetzt?«, sagte Karl.
»Was glaubst du, wie jung sie wird?«, flüsterte Sara.
Aber da wurden ihre Überlegungen von einem lauten Kichern unterbrochen und sie drehten sich wieder zu Miriam um. Sie hatte sich aufgesetzt und prustete, dass ihr fast die Luft wegblieb.
»Du lieber Himmel! Seid ihr wirklich darauf reingefallen? Ihr seid das beste Publikum, das ich seit Langem gehabt habe. Hach, das erfreut ein altes Illusionisten-Herz.«
Dann stockte sie plötzlich und starrte an den Kindern vorbei zur Tür: Ein ganzes Knäuel bunt gescheckter Katzenkinder tapste neugierig in die Küche.
»Sieht ganz so aus, als hätte der Assistent der Illusionistin ein paar eigene Assistenten bekommen.«
K apitel 8
Als Karl an Schrott-Janssons Lager ankam, war Sara schon im Boot. Sie zog gerade die Schrauben fest, die den Außenbordmotor am Achterspiegel befestigen sollten.
Auf der Ruderbank wartete bereits eine der uralten Schwimmwesten auf Karl, die aus Schrott-Janssons unergründlichem Lager stammte. Sie war aus verschossenem, orangefarbenem Baumwollstoff und enthielt vermutlich Kork, so steif, wie sie sich anfühlte. Aber nachdem Karl seine eigene wie immer zu Hause vergessen hatte, blieb ihm nichts anderes übrig, als sie anzuziehen.
»Ist der Motor denn fertig?«, fragte Karl. »Ich meine, kann man sich drauf verlassen, dass er nicht einfach plötzlich absäuft?«
Lachend zeigte Sara auf die Ruder.
»Die nehmen wir zur Sicherheit mit. Ich habe meinem Opa versprochen, dass wir den Hafennicht verlassen, damit es nicht zu weit zum Rudern wird, falls was schiefgehen sollte.«
Karl sah aufs Wasser hinaus. Es war ein perfekter Tag, um den Motor zu testen. Kaum Seegang und es würde noch viele Wochen dauern, bis die ersten Sommergäste eintrafen.
Das hier war das wahre Krabbsjögrund, dachte Karl. Nicht das Sommerparadies mit Eisessen, Schwimmen und faulen Touristen. Alle Menschen, die man jetzt sah, waren mit irgendetwas beschäftigt, arbeiteten, hatten etwas zu erledigen. Abgesehen vielleicht von den Alten auf der Bank bei der Brücke. Es sei denn, man rechnete den Austausch der neuesten Gerüchte zu den sinnvollen Aktivitäten. Vermutlich war es das sogar. Jedenfalls in Krabbsjögrund.
Draußen auf dem Wasser lag ein knallgelbes Boot. Karl hatte es noch nie gesehen. Es ähnelte einem der kleinen Boote der Seenotrettung, die allerdings rot-weiß waren.
Auf der anderen Seite erhob sich der Witwenfels mit der Fabrikantenvilla über dem Hafen. Der Badesteg lag verlassen darunter. Nein, doch nicht, es sah aus, als würden ein paar Angler gerade Köderfische keschern.
Sara ließ die Motorenabdeckung einrastenund pumpte das Benzin mit einem kleinen Gummiball nach oben.
Der Motor sprang gleich beim ersten Zug an.
Es war der erste Bootsausflug in diesem Frühjahr und Karl merkte, wie sehr er sich danach gesehnt hatte, sich den Wind um die Nase wehen zu lassen und die kühlen Wasserspritzer im Gesicht zu spüren. Nicht dass es so wahnsinnig viele Wasserspritzer gegeben hätte, Saras Boot war nicht gerade ein Rennboot, aber trotzdem: Gefühl und Geruch stimmten.
Sie tuckerten in einigem Abstand an dem gelben Boot vorbei.
Marine-Sprengdienst
stand mit schwarzen Buchstaben auf der Seite. Karl fragte sich, was die Männer dort zu suchen hatten. So wie er seine Mutter verstanden hatte, war wegen der Sprengungen doch noch gar nichts entschieden.
»Können wir mal ein bisschen näher ranfahren?«, fragte er. »Ich will gucken, was die da machen.«
»Das dürfen wir nicht. Siehst du die gelben Bojen da? Die zeigen an, dass Taucher im Wasser sind.«
Taucher? Karl gab Sara ein Zeichen, dass sie trotzdem langsamer fahren sollte.
Auf dem Boot hoben zwei Männer vorsichtig eine Kiste über die Reling. Dann warteten sie. Nach einer Weile stiegen direkt unter ihnen Luftblasen aus dem Wasser auf. Es wurden mehr und mehr Blasen, bis es aussah, als würde das Wasser kochen. Dann kam ein Taucher an die Oberfläche, hielt den Daumen hoch und die Männer ließen die Kiste an einem Seil ins Wasser gleiten.
Jetzt bemerkte Karl, dass es sogar zwei Taucher waren, denn ein paar Meter vom Boot entfernt konnte man die Flossen des anderen erkennen. Der erste Taucher hielt das Seil direkt über der Kiste fest, ließ sie langsam versinken und folgte ihr in die Tiefe. Der andere blieb an der Oberfläche, spähte mit seiner Taucherbrille ins Wasser und gab den Männern im Boot mit der Hand Zeichen, wenn sie die Kiste schneller oder langsamer
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