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Die verborgene Grotte

Die verborgene Grotte

Titel: Die verborgene Grotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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herunterlassen sollten.
    Was hatte das alles zu bedeuten?
    Karl wurde unsanft aus seinen Beobachtungen gerissen, als Sara ihm den Schöpfer ans Bein warf.
    »Hallo? Erde an Karl! Willst du oder nicht?«
    »Was?«, fragte Karl verwirrt. »Was will ich?«
    »Selber fahren.«
    Karl zögerte. Großvater ließ ihn immer nur kurze Strecken auf offenem Wasser fahren, aber andererseits musste er es ja irgendwann lernen.
    »Okay.«
    Sara drosselte den Motor und sie tauschten die Plätze. Karl übernahm die Steuerpinne und gab wieder Gas. Es war ein schönes Gefühl, hier auf der Achterducht zu sitzen und   … Kapitän zu sein.
    »Gib ordentlich Gas, damit ich hören kann, wie der Motor klingt«, sagte Sara.
    Karl zog den Gashebel zu sich und der Motor antwortete mit lautem Röhren. So sollte es sein. Er nahm Kurs Richtung Badesteg auf, wo die Angler gerade ihre Kescher zusammenpackten. Sara lehnte sich im Bug so weit wie möglich nach vorne, um das Boot auszubalancieren. Karl hatte das Gefühl, wahnsinnig schnell zu fahren, aber als er einen Blick auf das Kielwasser warf, musste er einsehen, dass sie kaum schneller als zehn Knoten waren. Nicht gerade Wasserski-Geschwindigkeit. Trotzdem konnte er ein lautes Juchzen nicht unterdrücken.
    Sara drehte sich um und lächelte. So wie man über ein junges Kätzchen lächelt, das mit einer Garnrolle spielt. Da beschloss Karl, sie ein bisschen zu erschrecken.
     
    Er tat so, als würde er in die andere Richtung schauen, und fuhr weiter zielstrebig auf den Badesteg zu. Fast sofort streckte Sara einen Armaus, um ihm zu signalisieren, dass es Zeit war abzudrehen. Aber er beabsichtigte nicht, ihr diesen Gefallen zu tun. Er hatte seinen Großvater so oft dabei beobachtet, wie er dasselbe Manöver gefahren war, dass er es sogar im Schlaf hinbekommen hätte. Sara wandte sich zu ihm um.
    »Dreh ab!«, schrie sie, um den Motor zu übertönen. »Tempo drosseln und abdrehen!«
    Aber statt auf sie zu hören, gab Karl noch ein bisschen mehr Gas. Als Nächstes musste man das Gas fast vollkommen abdrehen und dann den Schalthebel auf »neutral« stellen, eine Sekunde warten, die Schaltung weiterdrehen, bis sie auf »rückwärts« stand und dann schnell wieder Gas geben, sodass das Boot kurz vor dem Steg für einen Moment anhielt und dann rückwärts wegfuhr.
    Das war jedenfalls der Plan. Aber er kam nur bis zu »das Gas fast vollkommen abdrehen«, denn der Schalthebel rührte sich nicht. Rasend schnell kam der Badesteg auf sie zu.
    »Ich habe das Getriebe noch nicht repariert!«, schrie Sara. »Du musst den Motor abwürgen!«
    Auf Großvaters Boot war der Not-Aus-Knopf groß und rot, aber hier gab es nicht die Spur eines roten Knopfs. Karls Panik wuchs. DasBoot war schon nicht mehr ganz so schnell, aber wenn es ihm nicht bald gelang, den Motor zu stoppen, würden sie geradewegs in den Steg donnern.
    »Der schwarze«, brüllte Sara. »Unter dem Gumminippel!«
    Karl drückte und drückte, aber nichts passierte.
    »Du musst ihn gedrückt halten!«
    Da endlich hustete der Motor und erstarb.
    Zum Glück hält ein Boot, das nicht angetrieben wird, das Tempo nicht lange und so schafften sie es gerade noch rechtzeitig, zur Seite abzuwenden. Aber Sara musste sich trotzdem mit beiden Händen festhalten und das Boot schrammte mit einem unheilvollen Knirschen den Steg entlang. Dann war es still, bis Sara sich umdrehte und mit einem Stück Gummi wedelte, das aus der Reling gebrochen war.
    »Tja, Karl«, sagte sie mit Lachen in der Stimme. »Es ist unglaublich, aber du kriegst wirklich alles klein!«
     
    Karl saß auf dem Steg und zupfte Splitter aus dem Holz. Viel mehr konnte er nicht tun, solange Sara noch mit dem Motor beschäftigt war. Er schaute zu Schrott-Janssons Lager auf die andere Seite des Hafens hinüber. Das Boot desMarine-Sprengdiensts lag noch immer in der Bucht, aber Karl hatte den Eindruck, dass es inzwischen ein Stück näher gekommen war. Jedenfalls waren die Bojen verschwunden, also waren die Taucher vermutlich nicht mehr im Wasser, auch wenn er nur drei der Männer sehen konnte. Ein zweites, kleineres Boot hatte neben dem Sprengdienst festgemacht. Es hatte nur eine Person an Bord.
    Wenn Karl sich auf den Rücken legte, konnte er den Witwenfels in den Himmel hinaufragen sehen. Die schwarzen Fenster der Fabrikantenvilla starrten auf ihn herunter. Obwohl er inzwischen so oft im Haus gewesen war, wurde ihm immer noch mulmig, wenn er die Fenster von außen betrachtete, aber wenigstens hatte

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