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Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Titel: Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Panov
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davon absieht, dass sich das Amulett nicht in der Schatzkammer befindet …«
    Nachdem er den Rothauben letzte Anweisungen gegeben und sie hinausbegleitet hatte, tigerte Lubomir eine Weile ziellos in seinem Kabinett auf und ab, dann blieb er in der Mitte des Raums stehen, wippte auf den Fersen und Zehenspitzen hin und her und pfiff ein Liedchen vor sich hin. Seine Augen waren halb geschlossen.
    »Herr, kann ich das Geschirr abtragen?«, fragte Psor, der ängstlich in den Raum lugte.
    »Ja«, antwortete Lubomir zerstreut. Er war so in Gedanken versunken, dass er durch den Sklaven hindurchschaute. »Sieht so aus, als hätte ich an alles gedacht.«
    Psor war daran gewöhnt, dass sich sein Herr bisweilen sonderbar benahm. Er neigte kurz den Kopf und machte sich ans Aufräumen, während der Zauberer den Raum verließ.
    Die zweite Hälfte seiner Residenz war völlig anders eingerichtet als das Kabinett, in dem er die Rothauben empfangen hatte. Der große, mit elektrischem Licht hell erleuchtete Raum war in einen Wintergarten umgestaltet worden. Im klaren Wasser eines flachen Beckens tummelte sich ein Schwarm Goldfische. In jedem freien Winkel waren Pflanzen aufgestellt. Sträucher mit rosa Blüten, von Lianen umrankte Palmen, ein Efeuteppich, der die Wände überdeckte, und nicht zuletzt das fröhliche
Gezwitscher von Vögeln in hohen Käfigen vermittelten den Eindruck, als befände man sich in einem Garten unter freiem Himmel.
    Lubomir schöpfte eine Handvoll Wasser aus dem Becken und trank gierig. Heute war ein wichtiger Tag. Er hatte alles geplant, nun blieb ihm nichts als zu warten.
    Mit dem Handrücken wischte er sich den Mund ab und schrak zusammen: Auf der marmornen Einfassung des Wasserbeckens lag eine große, leuchtend gelbe Perlenkette.
    »Schon wieder?« Der Zauberer biss sich die Lippen blutig. »Ich will nicht. Ich will nicht.«
    Ihm wurde schwindlig, und seine Hände begannen fast unmerklich zu zittern. Er tat einen kleinen Schritt zur Seite, doch der leuchtend gelbe Fleck am Boden zog ihn magisch an. Das nach Blut dürstende Herz des Boten begann heftig zu pochen. Lubomir wusste, was nun geschehen würde, und er versuchte mit aller Kraft, diesen Moment hinauszuzögern. Von einem Krampf geschüttelt, krümmte er sich zusammen und stieß einen schmerzerfüllten Schrei aus.
    Psor öffnete lautlos die Tür und konnte gerade noch sehen, wie Lubomir zu der schmalen Wendeltreppe taumelte, die nach unten führte.
    In der geballten Faust hielt er die leuchtend gelbe Perlenkette.

    Moskau, Autobahnring, Kilometer 69
Mittwoch, 21. Juli, 07:03 Uhr
     
     
    Nachdem der schwarze Wolga der Sonderermittlungsgruppe auf dem Seitenstreifen angehalten hatte, zündete sich Major Kornilow, der wie üblich auf dem Rücksitz saß, in aller Ruhe eine Zigarette an und streckte sich. Als passionierter Langschläfer hasste er Einsätze am frühen Morgen und war auf dem Weg zum Tatort immer wieder eingenickt.
    Palytsch, der Fahrer des Majors, stellte den Motor ab, lehnte sich zurück und entfaltete die gestrige Ausgabe des Sport-Express . Der junge Leutnant dagegen, der in einer sorgfältig gebügelten Uniform auf dem Beifahrersitz saß, rutschte nervös hin und her und wartete ungeduldig auf die Anweisungen seines neuen Chefs. Als er sich umblickte und Kornilows schläfrige Augen sah, wurde ihm klar, dass es damit noch etwas dauern würde, und er wagte es nicht nachzufragen.
    Am gestrigen Nachmittag hatte man Kornilow den Leutnant zugeteilt, und der Major wusste noch nicht, was er von diesem Geschenk halten sollte. Einerseits konnte man nie genug Leute haben, andererseits war seine Ermittlungsgruppe mit den brisantesten Fällen befasst und hätte eher einen erfahrenen Mann gebraucht als einen Frischling von der Polizeiakademie.
    Kornilow legte die Stirn in Falten. Während der letzten Besprechung bei General Schwedow hatte sich die Bezirksleitung kollektiv darüber beschwert, dass die besten Ermittler stets Kornilow zugeteilt wurden. Um die Gemüter
zu beruhigen, wählte der Chef des Moskauer Polizeipräsidiums daraufhin den erstbesten Leutnant aus dem Nachwuchs aus und schickte ihn zu Kornilow. Und nun saß diese zweifelhafte Errungenschaft auf dem Beifahrersitz.
    Die vor sich hinglimmende Zigarette des Majors verqualmte den Fahrgastraum. Kornilow inhalierte tief und betrachtete den akkurat ausrasierten Nacken des Leutnants.
    »Waskin.«
    Der Jüngling drehte sich ruckartig um.
    »Jawohl, Herr Major.«
    Nun, das war ja zu erwarten

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