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Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Titel: Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Panov
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schlugen donnernd die Tür zu. Jana runzelte die Stirn, setzte sich das Headset mit dem kleinen, vor den Mund gebogenen Mikrofon auf, befestigte den Sender am Gürtel und schaltete ihn ein.
    »Cortes, kannst du mich hören? Verbindungstest.«
    »Alles in Ordnung! Was tut sich in der Burg?«
    »Die Rothauben sind durchgebrochen«, berichtete Jana, während sie mit dem Fernglas beobachtete. »Sie
stürmen über den Innenhof und steuern das mittlere Gebäude an.«
    Die junge Frau öffnete eine Flasche Mineralwasser und trank in kleinen Schlucken.
     
     
     
    Die Burg, Hauptquartier des Herrscherhauses Tschud
Moskau, Wernadski-Prospekt
Montag, 26. Juli, 23:44 Uhr
     
     
    Vier Feuerwehrfahrzeuge vom Typ Kamaz, die am Wernadski-Prospekt mit Blaulicht stadtauswärts brausten, zogen urplötzlich nach rechts und steuerten direkt auf das Tor der Burg zu. Genau wie in Hammers Plan vorgesehen, hatten die Gardisten keine Chance zu reagieren. Die Lkws rammten mit Vollgas das schwere Tor auf, und die Vorhut der Rothauben drang in die Burg ein.
    Die Odoros wussten genau, dass der Überraschungseffekt ihr wichtigster Trumpf war. Die Wachen am Tor wurden im Handstreich massakriert, und das Netz aus magischen Feldern, das die Kriegsmagier des Ordens um die Burg gespannt hatten, funktionierte nicht – dank des Boten, der seinen Schergen den Weg bahnte. Noch ehe die Gardisten ihre Maschinengewehrstellungen besetzen konnten, überquerten die Rothauben den Hof und drangen ins Erdgeschoss des zentralen Burggebäudes ein.
    Die erste Etappe der Operation war erfolgreich abgeschlossen. Nun teilten sich die Odoros in zwei Gruppen auf. Die kleinere Gruppe, etwa ein Dutzend Kämpfer,
stürmte in den Keller, wo sich die berühmte Schatzkammer des Ordens befand. Gerüchten zufolge wurde ebendort, bewacht von gepanzerten Safetüren und handverlesenen Rittern, das wertvollste Gut des Herrscherhauses Tschud aufbewahrt: das Karthagische Amulett.
    Der größere Teil der Kämpfer drang indes in die oberen Etagen vor. Ihre Aufgabe bestand darin, die aufgeschreckten Gardisten in Schach zu halten.
    In der Burg entbrannte ein erbitterter Kampf. Die Rothauben, deren Vormarsch im zweiten Stockwerk zum Erliegen kam, mussten sich nun gegen den Ansturm der wesentlich besser ausgebildeten Gardisten zur Wehr setzen und kämpften um jeden Meter Raum. Donnernde Granatenexplosionen, kurze, grimmige Maschinengewehrsalven und heisere Flüche schallten durch die breiten Korridore des Hauptquartiers der Tschuden.
     
    »Ich Idiot!« Rasend vor Zorn umklammerte der Großmagister seinen Stab. »Was bin ich für ein verdammter Idiot!«
    Ganz allein fuhr er im Aufzug nach oben, während seine Gardisten sich gegen die überfallartig eingedrungenen Rothauben stemmten. Die Explosionen, die verbissenen Schusswechsel, das Schreien und Stöhnen der Verwundeten – all das ging Leonard de Saint-Carré durch Mark und Bein.
    »Wartet nur, ihr werdet die harte Hand des Ordens noch zu spüren bekommen«, grollte er, sprach dann eine kurze Zauberformel, und an einer Wand der Aufzugkabine erschien das Bild des verwüsteten Burghofs.

    Der Anblick des gesprengten Brunnens, der verkohlten Bäume, der abgefackelten Autos und der nachrückenden Rothauben verstärkte noch die Zornesröte in seinem Gesicht. Doch in die Wut des Oberhaupts des Herrscherhauses Tschud mischte sich auch Scham. De Saint-Carré verfluchte sich für seinen maßlosen Stolz. Als erfahrenem Krieger hätte ihm ein solcher Fehler niemals unterlaufen dürfen. Als er die Warnung der Nawen ignorierte, war er mit Blindheit geschlagen gewesen und trug nun die Verantwortung für das Blutvergießen seiner Männer.
    Doch diese Erkenntnis kam zu spät. Nun war es seine Pflicht, den Schaden so gut es ging zu begrenzen. Die Aufzugtür öffnete sich, und der Großmagister trat auf das Dach der Burg hinaus. Franz de Geer, der Kriegsmeister, war sofort bei ihm. In wenigen Metern Entfernung, bei einem kleinen Torbogen, unter dem sich das Karthagische Amulett befand, hatten sich die übrigen Magier des Ordens versammelt: die Kriegskommandeure, Usurpatoren und Rächer. Ihre roten Mäntel und Ritterketten strahlten Würde und Stolz aus, doch aus ihren Augen sprachen Verwirrung und Fassungslosigkeit, bei so manchem sogar die nackte Angst. Selten hatte de Saint-Carré seine besten Krieger in einem so kläglichen Zustand gesehen.
    »Ich kann mir nicht erklären, was hier vor sich geht, mein Gebieter«, rapportierte de Geer aufgelöst.

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