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Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Titel: Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Panov
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erscheinen, wo sich just in diesem Moment die kleine Pforte für sie öffnen würde. Die Pünktlichkeit der Tschuden war legendär, und selbst den Rothauben war zuzutrauen, dass sie dieses starre System durchschauten. Cortes verfolgte die Gardisten, bis sie um die Ecke bogen, und schmunzelte: Obwohl sich ihre bordeauxroten Alltagsuniformen weit weniger pompös ausnahmen als ihre Paradetracht, waren sie dennoch mit einer Vielzahl glänzender Schnallen und Nieten gespickt. Die Tschuden hatten ein Faible für solcherlei Ritterklunker.
    Der Söldner warf noch einen letzten Blick auf die Burg, den breiten Prospekt und den hell erleuchteten
Kasten des Kinos Swjosdny , dann entfernte er sich vom Fenster. Er kontrollierte noch einmal den Sitz seiner Pistole im Schulterholster und begann, langsam im Zimmer auf und ab zu gehen. Trotz der beengenden Montur waren seine Bewegungen leichtfüßig und elegant.
    23:30 Uhr. Jeden Moment musste Jana zurückkommen. Als er an die junge Frau dachte, musste Cortes abermals schmunzeln. Die besonnene und ruhige Jana hatte rasch eine gemeinsame Sprache mit ihren beiden Kompagnons gefunden. Selbst Lebed, der sie zu Anfang recht misstrauisch beäugt hatte, war mit ihr warmgeworden und trainierte sie nun persönlich an der Waffe.
    Die Eingangstür quietschte. Cortes legte sein Lächeln ab, ging ans Fenster und nahm das Fernglas zur Hand.
    »Ich bin wieder da!«, verkündete Jana. »Wer hat denn in der Eingangshalle die Farbe umgeschüttet?«
    »Lebed. Er hat uns wieder mal die Aufsicht vom Hals gehalten. Für morgen hat er einen herunterfallenden Kübel mit Tapetenkleister geplant.«
    »Das wird lustig«, freute sich Jana, machte es sich in einem der Stühle bequem und zog eine bunte Zeitung aus ihrer Handtasche. »Wenn nichts Dringendes ansteht, würde ich gerne noch den Artikel fertiglesen.«
    »Worum geht’s denn?«
    »Um den Vivisektor hauptsächlich.«
    »Haben sie ihn immer noch nicht erwischt?«
    »Nein. Sie haben sein zwölftes Opfer gefunden.« Die junge Frau seufzte. »In der Stadt herrscht Panik. Meine Freundinnen zum Beispiel trauen sich kaum mehr auf die Straße raus.«

    »Wenn ich es recht in Erinnerung habe, tötet er doch nur auswärtige Frauen.«
    »Mädchen, Cortes, Mädchen. Die Jüngste war gerade mal sechzehn.«
    »Na und wenn«, erwiderte der Söldner gähnend. »Deine Freundinnen haben trotzdem nichts zu befürchten.«
    »Wenn man so etwas sieht, bekommt man zwangsläufig einen Schrecken«, gab Jana zu bedenken und zeigte Cortes das seitenfüllende Foto der Ermordeten.
    »Lass mal sehen.« Cortes nahm die Zeitschrift und betrachtete das Foto eine Weile.
    Dem Fotografen war in der Tat eine schockierende Aufnahme gelungen. Er hatte genau den Moment abgepasst, in dem die Polizisten das weiße Laken von der Leiche entfernten. Das Opfer war mit grauenvoller Präzision seziert worden: kein einziges inneres Organ, das der Serienmörder nicht mit seinen Skalpellen bearbeitet hätte.
    »Ein solches Foto hätte man niemals veröffentlichen dürfen«, urteilte Cortes und gab der jungen Frau die Zeitung zurück.
    »Das ist eben ihr Geschäft«, entgegnete sie achselzuckend. »Sie müssen Auflage machen.«
    »Das Bild schürt nur zusätzliche Panik. Damit ist keinem geholfen. Wie reagiert die Polizei?«
    »Hier ist ein Interview mit Kornilow.« Jana blätterte ein paar Seiten weiter. »Besonders optimistisch hat er sich aber nicht geäußert.«
    »Kornilow, Kornilow … Der Name kommt mir bekannt vor.«

    »Major kornilow«, präzisierte jana. »Der Letter der Sonderermittlungsgruppe. Er hat die Typen eingesperrt, die den Schatyren Waffen verkauft haben, erinnerst du dich?«
    »Ach ja …« Cortes rieb sich die Stirn. »Ein hartnäckiger Bursche.«
    »Er gilt als bester Polizist des Landes.«
    »Hoffentlich zu Recht.« Der Söldner blickte zur Uhr. »Ruf bitte Lebed, er ist jetzt mit der Wache dran.«
    Die junge Frau packte die Zeitung weg und erhob sich. Cortes nahm inzwischen sein Handy vom Tisch und wählte eine Nummer.
    »Ich bin’s.« Er streckte sich. »Bislang tut sich nichts … halt, nein – Kommando zurück!« Der Söldner hechtete zum Fenster. »Der Überfall hat begonnen! Ja, alles nach Plan! Ich rufe später wieder an.« Er schaltete das Handy aus. »Jana, Lebed! Es geht los!«
    Das Warten hatte ein Ende.
    »Du weißt, was du zu tun hast, Jana«, sagte Cortes, während er in seine kurze Lederjacke schlüpfte. »Lebed, mir nach!«
    Die Männer rannten aus dem Büro und

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