Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung
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PROFIL
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MOSKOWSKI KOMSOMOLEZ
»… Nach längerer Abwesenheit ist der bekannte Söldner Cortes wieder in der Stadt aufgetaucht. Gestern wurde er im Club Eidechse in der Gesellschaft einer ganzen Gruppe einflussreicher Schatyren aus der Familie der Turtschi gesehen …«
T-GRAD-COM
Büro der Firma Pumpenstrahltechnik und moderne Zierleisten
Moskau, Wernadski-Prospekt
Montag, 26. Juli, 23:24 Uhr
Das Gebäude des früheren Forschungsinstituts für Städtebau, das sich direkt gegenüber der Burg befand, war in ein modernes Business Center umgewandelt worden. Seinerzeit hatten die Tschuden sich vergeblich darum bemüht, den Bau des Hochhauses in unmittelbarer Nähe ihres Hauptquartiers zu verhindern. Deshalb blieb ihnen nichts anderes übrig, als stets ein waches Auge darauf zu haben, wer dort ein und aus ging. Immerhin hielt die Tschud Incorporated siebzig Prozent der Aktien des Business Centers, und alle Firmen, die sich darin eingemietet hatten, wurden genauestens überprüft.
Mit der Gebäudeaufsicht war in dieser Woche Rick Bombarde betraut, ein alter Haudegen, Kriegsmagier im Range eines Rächers und Leutnant der Garde des Großmagisters. Bei ihm dauerte der abendliche Kontrollgang über zwei Stunden.
Pünktlich um einundzwanzig Uhr verließ Rick in Begleitung des schweigsamen Korporals Graham de Mar sein Dienstzimmer im Erdgeschoss und arbeitete sich bis zum letzten Stockwerk empor. Dabei steckte er seine lange Nase in jeden Winkel des Business Centers: Jedes Büro, jedes Hinterzimmer, ja sogar sämtliche Besenkammern des Gebäudes kontrollierte er akribisch und ließ sich von jedem, den er auf seinem Rundgang traf, die Papiere vorzeigen. Die Pedanterie des alten Leutnants war berüchtigt, und nur der stoische de Mar – wie alle
Abkömmlinge der Drachenloge ein ausgesprochener Phlegmatiker – hielt den gesamten Kontrollgang mit ihm durch, ohne dabei an den Rand des Wahnsinns zu geraten.
»Warum ist hier immer noch nicht aufgeräumt, Graham? «, nörgelte der Leutnant und blickte erbost auf die frisch gestrichene Eingangstür des Büros in der letzten Etage. »Hast du es ihnen nochmal gesagt? Das ist ein seriöses Business Center, und es geht nicht an, hier alles herumliegen zu lassen!«
De Mar blätterte in seinem Notizblock.
»Firma Pumpenstrahltechnik und moderne Zierleisten. Sie haben die Räumlichkeiten letzte Woche angemietet. «
»Und sind immer noch am Renovieren?«, empörte sich Bombarde.
Der Leutnant umkurvte einen schmutzigen Kübel mit Farbresten, der mitten im Treppenhaus stand, und betätigte den Knopf der Sprechanlage: »Gebäudeaufsicht. Machen Sie auf!«
Kurz darauf öffnete ein groß gewachsener Wachmann, der Turnschuhe ohne Socken trug und dessen schmutziges T-Shirt über eine kurze Sporthose hing. Aus der Tiefe des Büros drang das hysterische Geplärr eines Fernsehers.
»Wann werdet ihr mit der Renovierung fertig?«, erkundigte sich Rick streng.
»Keine Ahnung«, erwiderte der junge Mann und gähnte. »Wollt ihr ein Bier?«
»Nein.« Bombarde räumte ihn mit der Schulter beiseite
und betrat schimpfend das Büro. »Das ist ja die reinste Baustelle hier.«
Der Wachmann nickte zustimmend.
Die Eingangshalle – gewiss als luxuriöses Foyer vorgesehen – war mit diversen Leitern und Farbeimern vollgestellt. Es roch nach Lösungsmitteln und Spachtelmasse. Überall lagen schmutzige Handschuhe, Pinsel, Tapetenrollen und Teppichreste herum. Dass die Mieter des Büros sich ernsthaft mit der Ausgestaltung ihrer neuen Bleibe befassten, war nicht zu übersehen.
»Die Zierleisten wurden ohnehin noch nicht geliefert«, teilte der Wachmann mit. »Die brasilianischen Lieferanten haben angeblich irgendwas verwechselt, deswegen lassen sich die Firmeninhaber auch Zeit mit der Renovierung.«
»Brasilianische Lieferanten?«
»Die Firma ist weltweit
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