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Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Titel: Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Panov
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Blick des Unbekannten verriet, dass er es ernst meinte.
    »Wirklich ein beschissener Tag«, resignierte Artjom und gab Gas.

    »Leg einen Zahn zu, Junge.«
    »Aber die Bullen …«
    »Mach dir keinen Kopf wegen der Polizei, die hat im Augenblick andere Sorgen.«
    Artjom schielte abermals zu seinem Beifahrer hinüber: kalte braune Augen, harte Gesichtszüge, zusammengepresste, schmale Lippen – er schien ein Typ zu sein, dem man besser nicht widerspricht. Artjom wagte es trotzdem.
    »Ich fahre so, wie ich es für richtig halte.«
    Der Mann lächelte süffisant.
    »Wie heißt du?«
    »Artjom.«
    »Angenehm. Ich heiße Cortes«, stellte er sich vor und fügte dann ernst hinzu: »Es ist wichtig für mich, dass du so schnell wie möglich fährst. Deshalb sei bitte so gut und gib Gas.«
    Erst jetzt fiel Artjom auf, dass die Lederjacke des Fremden an der linken Schulter zerrissen war, und an seinem Hals eine frische Schnittwunde blutete.
    Bestimmt war er in eine Prügelei geraten, dachte Artjom und spürte ein flaues Gefühl im Magen – oder in eine Schießerei. Da habe ich mir einen sauberen Beifahrer aufgegabelt.
    »Ich war dort an der Kreuzung«, las Cortes Artjoms Gedanken. »Ich habe Ärger.«
    »Das habe ich mir schon gedacht.«
    »So?« Cortes fuhr sich mit der Hand über die Wunde am Hals. »Gut beobachtet.«
    »Soll ich dich ins Krankenhaus fahren?«

    »Später. Erst mal müssen wir hier weg.«
    Der Tachozeiger näherte sich der Marke hundertvierzig.
    »Wirst du von der Polizei gesucht?«
    »Wie gesagt, die Polizei hat andere Sorgen«, erwiderte Cortes und grinste schief. »Am Wernadski sind richtig die Fetzen geflogen. Die Rothauben haben die Burg überfallen und das Karthagische Amulett geklaut.«
    Artjom sah ungläubig zu seinem Mitfahrer hinüber. Irgendetwas stimmte doch nicht mit dem. War er vielleicht nicht ganz richtig im Kopf?
    »Was, sagtest du, haben die überfallen?«
    »Die Burg.«
    »Hauben?«
    »Rothauben.«
    Artjom verstand nur Bahnhof.
    »Was läuft hier eigentlich ab?«, fragte er.
    »Ein Krieg«, antwortete Cortes kurz und bündig.
    Tatsächlich, der Typ war verrückt.
     
     
     
    Gebäudekomplex der Firma Tschud Inc.
Moskau, Wernadski-Prospekt
Dienstag, 27. Juli, 00:41 Uhr
     
     
    Kornilow traf um zwanzig Minuten vor eins am Wernadski-Prospekt ein. Die heftige Schießerei beim Bürogebäude der Finanzholding Tschud Inc. brachte das gesamte Moskauer Polizeipräsidium auf die Beine. Am
Tatort, der von Scheinwerfern hell erleuchtet war, hatte man eine rekordverdächtige Anzahl von Streifenwagen und Spezialeinsatzkommandos zusammengezogen. Zum Ärgernis der Autofahrer wurde der ganze Bezirk großräumig abgesperrt. Mitarbeiter der Spurensicherung nahmen das ganze Areal penibel unter die Lupe. Sonst gab es für die Polizisten nichts zu tun. Die meisten der schwarz maskierten, mit kugelsicheren Westen ausgerüsteten Männer des Spezialeinsatzkommandos, die SEKler, standen beschäftigungslos bei einem gepanzerten Transporter. Unter den Bäumen hatte sich ein Grüppchen verschreckter Anwohner versammelt.
    Die ganze Szenerie erinnerte den Major an jene schon vergessen geglaubten Zeiten vor fünf oder sechs Jahren, als das Land sich im Umbruch befand und nicht enden wollende Bandenkriege die Stadt in Atem hielten. Solcherlei Gewaltexzesse waren damals beinahe der Normalfall, die Stadt ertrank buchstäblich in Blut. Erst durch entschlossene Maßnahmen von Innenministerium und Polizei gelang es, die grassierende Kriminalität einzudämmen. Man erließ strenge Gesetze gegen mafiöse Gruppierungen und richtete im Polizeipräsidium eine Sonderermittlungsgruppe ein, die unmittelbar General Schwedow unterstellt war. Der Erfolg übertraf alle Erwartungen. In weniger als eineinhalb Jahren setzte man den anarchistischen Zuständen in der Hauptstadt ein Ende, und in der Folge schaffte es Kornilow innerhalb von zwei Jahren, fast alle Rädelsführer der Moskauer Banden hinter Gitter zu bringen. Fast alle, denn der Schlimmste von allen, Chamberlain, befand sich noch auf freiem Fuß.

    Der neuerliche Gewaltausbruch kam für die Moskauer Polizeikräfte völlig überraschend. Dennoch hatten sie den souveränen Umgang mit solchen Ereignissen nicht verlernt, wie der Major zufrieden feststellte. Am Ort des Geschehens wurde besonnen gearbeitet, und niemand verbreitete Hektik oder gar Panik.
    Kornilow stieg gemächlich aus seinem Wolga und zündete sich gerade eine Zigarette an, als er bemerkte, dass es vor der Meute

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