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Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Titel: Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Panov
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Prospekt war wegen eines kapitalen Unfalls gesperrt. Zwei schneeweiße Streifenwagen blockierten die Fahrbahn, und davor hatte sich bereits ein kurzer Stau gebildet.
    Artjom reihte sich in die zweispurige Schlange ein, kurbelte das rechte Fenster herab und wandte sich an das dicke Mondgesicht, das neben ihm am Steuer eines 9er Lada saß.
    »Ist hier schon lange dicht?«

    »Seit fünf Minuten. Ums Haar wäre ich noch durchgekommen«, nölte der Dicke.
    »So ein Pech«, sagte Artjom mitfühlend.
    »Vielleicht war es eher ein Glück«, wandte der Ladafahrer ein und zündete sich eine Zigarette an. »Sonst wäre ich womöglich in dieses Blutbad geraten.«
    Artjom spähte zwischen den Streifenwagen hindurch, wo nichts als qualmende Schrotthaufen zu erkennen waren.
    »Ich hätte über den Wernadski-Prospekt fahren sollen«, konstatierte er resigniert und lehnte sich zurück.
    »Im Autoradio haben sie gemeldet, dass die Polizei den gesamten Wernadski abgesperrt hat«, verkündete der Dicke.
    »Und was ist dort passiert?«
    »Irgendeine Schießerei.«
    »Wahnsinn, wie es zugeht in der Stadt …«
    Nach einiger Zeit fuhr einer der Streifenwagen beiseite, und am Beginn des Staus erschien ein Polizist, der geschäftig mit seinem gestreiften Knüppel wedelte. Nach und nach winkte er die wartenden Fahrzeuge im Schneckentempo durch eine schmale Gasse an der Unfallstelle vorbei.
    Mitten auf dem mit Glasscherben und Plastikteilen übersäten Prospekt stand ein übel zugerichteter Geländewagen. Die Frontpartie des Jeeps war zusammengeschoben und klebte förmlich auf dem Asphalt. Beide Vorderreifen waren platt, die Frontscheibe zertrümmert. Die Fahrertür stand offen, und zwei Sanitäter zogen einen blutüberströmten Körper aus dem Innenraum.
Rechter Hand des Hummers lag ein umgekippter schwarzer Lieferwagen vom Typ Gazelle am Straßenrand. Er hatte offenbar gebrannt, da er mit braunem Löschschaum bedeckt war. Den Schleifspuren auf dem Asphalt nach zu schließen, war die Gazelle etwa zwanzig Meter über die Fahrbahn gerutscht. Der dritte Beteiligte an dem Unfall war ein völlig zerstörter Yukon, der sein Leben an der Leitplanke des Mittelstreifens ausgehaucht hatte. Überlebende des Unfalls waren nirgends zu sehen. Neben dem Fahrer des Hummers, der gerade in einen schwarzen Plastiksack verfrachtet wurde, lagen noch etliche weitere Leichen am Ort des Geschehens verstreut. Zunächst dachte Artjom, dass es sich dabei um Unfallopfer handele, doch als er genauer hinsah, bemerkte er, dass dies ein Irrtum war: Hier hatte eine Schießerei stattgefunden. Die verunglückten Fahrzeuge waren nicht nur zerbeult, sondern auch von Kugeln durchsiebt.
    Der schreckliche Anblick ließ Artjom nicht unbeeindruckt. Der dicke Ladafahrer hatte Recht gehabt. Auch Artjom konnte von Glück sagen, dass er nicht zehn Minuten eher an die Kreuzung geraten war. Er merkte, wie seine Hände zitterten, und verspürte den dringenden Wunsch, eine Zigarette zu rauchen. Er kramte in seiner Tasche nach dem Päckchen, doch dann fiel ihm ein, dass er seine Zigaretten bei Lusja auf dem Balkon hatte liegen lassen.
    Artjom hielt beim nächsten 24h-Kiosk am Straßenrand, doch in dem Moment, als er den Motor seines Golfs abstellen wollte, öffnete sich plötzlich die Beifahrertür und ein breitschultriger, mit kurzer Lederjacke
bekleideter Mann setzte sich umstandslos auf den Beifahrersitz. Artjom fiel nichts mehr ein.
    »Gib Gas, Junge«, forderte der ungebetene Gast, zog die Beifahrertür zu und warf seinen kleinen schwarzen Rucksack auf die Rückbank. »Ich geb dir zweihundert Piepen, wenn du mich bis zum Ring bringst.«
    Auf das Armaturenbrett flatterten zwei zusammengelegte Hunderter.
    »Mann, ich bin kein Taxi, verdammt!«, explodierte Artjom. An diesem unseligen Abend war ohnehin schon alles schiefgegangen, was schiefgehen konnte. Die dreiste Selbstherrlichkeit des Unbekannten brachte das Fass zum Überlaufen. »Mach, dass du hier rauskommst, aber ein bisschen plötzlich!«
    Der Mann sah Artjom verständnislos an und setzte plötzlich ein mitleidiges Lächeln auf.
    »Hattest du einen schlechten Tag?«
    Artjom war völlig perplex. Aus dem Blick des Unbekannten sprachen weder Hohn noch Spott, seine Frage wirkte völlig ernst gemeint.
    »Kann man so sagen«, antwortete Artjom widerstrebend.
    »Geht mir ähnlich«, seufzte der Eindringling. »Nicht, dass ich dich einschüchtern wollte, aber wenn du mich nicht mitnehmen willst, musst du zu Fuß weitergehen.«
    Der ruhige

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