Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung
Franzewitsch de Geer.«
»Der Rothaarige.« Kornilow erinnerte sich sofort an den drolligen Akzent des Chefs der Gebäudewache. »Ist die Tschud Incorporated eine ausländische Firma?«
»Zu hundert Prozent inländisch. Sie wurde 1989 in Moskau angemeldet, der Monatsumsatz liegt bei ungefähr einer Milliarde.«
»Wie viel?«
»Eine Milliarde. Der Konzern macht weltweit Geschäfte, agiert aber wohl eher im Hintergrund.«
Kornilow zog nachdenklich an seiner Zigarette und vernebelte den Fahrgastraum mit einer dicken Rauchwolke. Hinter solchen Konzernen steckten meist hochrangige Hintermänner.
»Gibt es irgendwelche Einträge über die Firma im Polizeicomputer? «
»Fehlanzeige«, erwiderte Waskin. »Auch beim Finanzamt und beim Zoll ist sie nie auffällig geworden, nicht einmal bei der Feuerwehr. Der Konzern hat keine Schulden und spendet jedes Jahr zehn Millionen für wohltätige Zwecke. Es scheint sich um vorbildliche Geschäftsleute zu handeln.«
»Sauber wie der erste Schnee«, resümierte Kornilow. »Und woher haben sie ihr Kapital?«
Die Frage war berechtigt. Konzerne dieser Größenordnung fielen schließlich nicht vom Himmel.
»Damit sieht es schon etwas komplizierter aus.« Waskin
blätterte eifrig in seinem Notizbuch. »1988 wurde auf den Bahamas der Investitionsfonds Tschud gegründet, danach überwies dieser Fonds immense Beträge an die hier bereits bestehende Tschud-Bank, die ihrerseits als einer der Gründer der Tschud Incorporated fungierte.«
»Sehr ungewöhnlich«, grummelte der Major.
Ende der achtziger Jahre, als auf den Trümmern der Sowjetunion Chaos und Anarchie herrschten, war es äußerst riskant, größere Kapitalmengen nach Russland zu transferieren. Die Wirtschaftsreformen hatten gerade erst begonnen, das Recht auf Privateigentum stand nur auf dem Papier und niemand bezahlte Steuern. Damals konnte man sich nur schwer vorstellen, dass dieses Land jemals wieder auf die Beine kommen würde.
»Ist das alles, was du an einem halben Tag herausbekommen hast?«
»Natürlich nicht, Patron«, verkündete Waskin triumphierend. »Ich habe mich selbstverständlich auch mit den Geschehnissen am Lenin-Prospekt befasst.«
»Und? Gibt es irgendwelche Indizien?«
»Wenig«, berichtete der Leutnant. »Der Yukon gehört einer Sicherheitsfirma und ist als gestohlen gemeldet. «
»Und der zweite Wagen? Der Hummer?«
»Der Besitzer befand sich zusammen mit dem Fahrzeug am Tatort, unglücklicherweise als Leiche.« Waskin zog ein Foto aus der Tasche. »Igor Danilowitsch Lebedew, neunundzwanzig Jahre alt, arbeitslos.«
»Und, was wissen wir über ihn?«
»Er ist ohne Eltern aufgewachsen und direkt aus dem Waisenhaus zur Armee gekommen. Gedient hat er in einer Spezialeinheit.«
»Wann wurde er aus dem Dienst entlassen?«
»Er hat selbst gekündigt«, präzisierte der Leutnant. »Er hatte ursprünglich freiwillig verlängert. Was Lebedew in der Armee genau gemacht hat, wissen wir nicht. Seine Personalakte ist unter Verschluss. Da müssten wir die Chefs im Präsidium bitten, bei der Armee anzuklopfen. «
»Darum kümmere ich mich persönlich.«
»Seinen Pass hat Lebedew vor zwei Jahren bekommen und ist in Moskau gemeldet. Unmittelbar nach seinem Ausscheiden aus der Armee hat er sich eine Wohnung im Stadtteil Tscherjomuschki gekauft. Der Hummer ist sein drittes Auto. Seine ersten beiden Jeeps sind als gestohlen gemeldet.«
»Als arbeitsloser Ex-Elitesoldat lebt man anscheinend nicht schlecht«, bemerkte der Major.
»Bei der Polizei ist er nie in Erscheinung getreten.«
»Wurde sein Leichnam auch gestohlen?«
»Nein, der liegt immer noch in der Pathologie.«
»Lass unbedingt feststellen, wer ihn abholen kommt.«
»Wird gemacht.«
»Eine Spezialeinheit, hmm …« Der Major drückte grübelnd seine Zigarette aus. »Na gut. Hast du sonst noch was für mich?«
»Das Nest des Scharfschützen befand sich, wie Sie vermutet hatten, im obersten Stockwerk des Gebäudes gegenüber der Tschud Incorporated. Das Büro hat eine
Firma namens Pumpenstrahltechnik und moderne Zierleisten angemietet – ähm, die Firma heißt wirklich so. In ihren Räumen haben wir massenhaft Fingerabdrücke von Lebedew und zwei weiteren Personen gefunden. Dazu ein Scharfschützengewehr vom Typ Barret light fifty – eine geniale Büchse übrigens –, Fernglas, Nachtsichtgerät, Küche und drei Schlafzimmer. Kurzum, die waren perfekt ausgerüstet.«
»Was wissen wir über diese Zierleisten-Firma?«
»Fast nichts. Ein
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