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Die verborgene Wirklichkeit

Die verborgene Wirklichkeit

Titel: Die verborgene Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Greene
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inflationäre Form erwächst aus der immerwährenden, inflationären Expansion. Dennoch besteht zwischen beiden eine tief verankerte und höchst befriedigende Verbindung, mit der sich der Kreis der Erörterung aus den beiden letzten Kapiteln schließt. Die Paralleluniversen, die durch die Inflation entstehen, erzeugen ihre Patchwork-Vettern. Der Schlüssel zu diesem Zusammenhang ist die Zeit.
    Von den vielen seltsamen Dingen, die Einstein mit seinen Arbeiten offenbarte, ist die Wandelbarkeit der Zeit am schwierigsten zu begreifen. Während wir aufgrund unserer Alltagserfahrung überzeugt sind, dass es einen objektiven Ablauf der Zeit gibt, zeigt uns die Relativitätstheorie, dass dies in Wirklichkeit eine Täuschung ist, begünstigt durch das Leben bei niedriger Geschwindigkeit und schwacher Gravitation. Wer sich der Lichtgeschwindigkeit nähert oder in ein starkes Gravitationsfeld eintaucht, für den löst sich die vertraute Vorstellung einer universellen Zeit in Luft auf. Wenn ein anderer an mir vorübereilt, scheinen ihm Dinge, die sich nach meiner festen Überzeugung im gleichen Augenblick abgespielt haben, zu verschiedenen Zeiten geschehen zu sein.
    Eine Stunde auf der Uhr eines Astronauten, der sich am Rand eines Schwarzen Lochs herumtreibt, vergeht auf meiner eigenen Uhr, die ich ablese, während ich dem Astronauten aus großer Entfernung zusehe, deutlich langsamer. Das sind keine Zaubertricks oder geschickte Suggestionen eines Hypnotiseurs. Wie
die Zeit abläuft, hängt von den Besonderheiten dessen ab, der sie misst – davon, wie er sich bewegt, und von der Gravitation, die er erlebt. 11
    Wendet man solche Erkenntnisse auf das Universum als Ganzes an oder, im Rahmen des inflationären Multiversums, auf unsere Blase, wirft dies sofort eine Frage auf: Wie verträgt sich eine solche formbare, maßgeschneiderte Zeit mit der Vorstellung von einer absoluten kosmologischen Zeit? Wir sprechen freizügig vom »Alter« unseres Universums, aber angesichts der Tatsache, dass Galaxien sich relativ zueinander mit einer hohen Geschwindigkeit bewegen, die durch ihre Abstände bestimmt wird, stellt sich die Frage: Wirft die Relativität der Zeit nicht für jeden potenziellen kosmischen Zeitmesser entsetzliche Berechnungsprobleme auf? Zugespitzt gefragt: Wenn wir davon sprechen, das Universum sei »14 Milliarden Jahre alt«, messen wir dann in diesem Zeitraum mit einer bestimmten Uhr?
    Ja. Und wenn man sorgfältig über solche kosmischen Zeiträume nachdenkt, erkennt man eine unmittelbare Verbindung zwischen den Paralleluniversen der inflationären und der Patchwork-Variante.
    Bei allen Methoden, mit denen wir die Zeit messen, orientieren wir uns an Veränderungen, die sich in einem bestimmten physikalischen System abspielen. Bei einer gewöhnlichen Wanduhr verfolgen wir die Veränderung der Zeigerposition. Bedienen wir uns der Sonne, beobachten wir die Veränderung ihrer Position am Himmel. Mit Kohlenstoff-14 untersuchen wir, welcher Prozentsatz einer ursprünglichen Menge sich durch radioaktiven Zerfall in Stickstoff verwandelt hat. Historische Vorbilder und allgemeine Bequemlichkeit haben dazu geführt, dass wir die Rotation und den Umlauf der Erde als physikalische Maßstäbe verwenden, denen wir unsere üblichen Begriffe von »Tag« und »Jahr« verdanken. Wenn wir aber in kosmischen Maßstäben denken, gibt es zur Zeitmessung noch eine andere, nützlichere Methode.
    Wie wir bereits erfahren haben, entstehen durch die inflationäre Expansion riesige Regionen mit im Durchschnitt gleichförmigen Eigenschaften. Misst man Temperatur, Druck und durchschnittliche Materiedichte in zwei großen, aber getrennten Regionen innerhalb eines Blasenuniversums, werden die Ergebnisse übereinstimmen. Im Laufe der Zeit können sie sich zwar verändern, aber da im großen Maßstab Einheitlichkeit herrscht, ist dafür gesorgt, dass die Veränderung hier im Durchschnitt der Veränderung dort entspricht. Ein typisches Beispiel ist die Massendichte in unserem Blasenuniversum: Sie ist im Laufe unserer viele Milliarden Jahre langen Geschichte durch die unaufhaltsame Expansion des Raumes stetig gesunken, doch da die Veränderung sich einheitlich abgespielt hat, ist unsere Blase auf großen Skalen betrachtet nach wie vor homogen.

    Das erweist sich als wichtige Erkenntnis: Genau so, wie die stetig abnehmende Menge des Kohlenstoffs-14 in organischem Material auf der Erde ein Werkzeug zur Zeitmessung darstellt, so kann man die stetig abnehmende

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