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Die Verborgenen

Die Verborgenen

Titel: Die Verborgenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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verschiedenen Materialien errichtete Säule. Schliddernd kam er davor zum Stehen, und seine rutschenden Füße schleuderten Erde auf das chaotisch wirkende Bauwerk. Die Menschen hinter ihm – es gelang ihm gerade noch, festen Halt zu finden, als jemand heftig gegen seinen Rücken stieß.
    »Alle Mann stopp! «
    Keuchen und Husten erfüllten den Tunnel. Sie waren fast da …
    Er setzte Amy Zou ab und schüttelte sie behutsam.
    »Chief, konzentrieren Sie sich«, sagte er. »Hier müssen Sie selbst gehen.«
    Sie sah ihn blinzelnd an. Ihre Augen wirkten glasig. So viele Blasen, so viel verbranntes Fleisch. Einst war sie schön gewesen, doch sie würde es nie wieder sein.
    »Treten Sie genau dorthin, wo ich hintrete, Chief. Wenn Sie stolpern, wenn Sie fallen, dann sterben Sie. Und Ihre Töchter ebenfalls.«
    Das drang zu ihr durch. Zou straffte sich und schien auf eine innere Kraftreserve zurückzugreifen. Sie nickte.
    Bryan musterte die kleinen Mädchen. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um besonders nett zu sein. »Ihr dürft keinen Fehler machen. Tretet genau in die Fußstapfen dessen, der vor euch geht. Wenn ihr es vermasselt, werdet ihr sterben. Und ihr werdet alle anderen auch umbringen. Verstanden?«
    Ihre Augen waren riesig; Schweiß und Ruß bedeckten ihre kleinen Gesichter. Sie nickten nur, wie ihre Mutter.
    Er sah die anderen der Reihe nach an: Adam, Robertson, John, Biz-Nass und Pookie nickten. Alle wussten, was auf dem Spiel stand.
    Bryan atmete tief ein und aus. Die Luft, die aus dem U-Bahn-Schacht hereinströmte, war hier bereits etwas klarer. Er fixierte den schmalen Durchgang zwischen den Säulen und der Wand.
    »Hey, Pooks«, sagte er.
    »Ja, mein Terminator?«
    »Du ziehst wohl besser deinen Bauch ein.«
    Pookie tat es. Er versuchte, die Muskeln straff zu halten, doch er war so erschöpft, dass er gleich darauf zischend ausatmete und sein Bauch sich wieder nach vorn wölbte.
    »Ich denke, ich werde als Letzter gehen.«
    Bryan nickte. Dann richtete er den Strahl seiner Taschenlampe auf den Boden und nahm den letzten Abschnitt des Tunnels in Angriff.
    Er schob sich nach draußen und wartete. Zou war die Nächste, dann Tabz und dann Mur, die Pierre getötet hatte. John und Biz-Nass folgten, dann Adam. Als Sean Robertson durch die Öffnung kroch, zitterte die Erde erneut.
    Bryan beugte sich in den Tunnel. Pookie hatte die Hälfte der Säulen hinter sich gebracht.
    »Pooks, beweg dich! «
    Ein Kieselstein löste sich aus der Decke und fiel Bryan auf den Kopf. Beide Männer sahen nach oben. Über Bryan bestand die Decke aus einer einzigen großen Betonplatte, die von Rissen durchzogen war.
    Aus ihren Spalten lösten sich noch mehr Kieselsteine und stürzten, Staubfahnen hinter sich herziehend, zu Boden.
    Pookie holte tief Luft und schob sich eilends nach vorn.
    Noch zwei Säulen.
    »Pooks, mach langsam!«
    »Mach du doch langsam!«
    Pookie geriet in Panik. Er bewegte sich zu schnell und stieß mit dem Ellbogen gegen die vorletzte Säule.
    Bryan trat durch das Loch und streckte die Hände aus. Er packte Pookie und riss ihn nach vorn. Bryan schloss seinen stolpernden Freund in die Arme und warf sich rückwärts aus dem Loch, als der Tunnel einstürzte. Eine dichte Wolke aus Erde und Staub hüllte sie ein.
    Als sich der Staub legte, saßen neun Menschen hustend und nach Luft schnappend auf dem schmalen Sims des U-Bahn-Tunnels.
    Sie hatten es lebend nach draußen geschafft.

Eine grosse Nummer
    Vier Tage später
    P ookie Chang humpelte die Stufen zur Franklin Street Nummer 2007 hinauf. Die Trümmer, die unter dem Säulenvorbau gelegen hatten, waren weggeräumt worden. Gelbes Absperrband hing zwischen den Pfosten und warnte vor dem fehlenden Geländer, durch das Bryan erst wenige Tage zuvor Erickson nach unten gerissen hatte.
    Pookie warf einen Blick zurück auf seinen Buick. Rasch senkte sich die Nacht herab. Eine nach der anderen schalteten sich flackernd die Straßenlaternen ein. John Smith lehnte an der Beifahrertür des Wagens und nippte an einem Becher Kaffee. Er lächelte Pookie zu und reckte den Daumen nach oben.
    Je mehr sich die Dinge ändern, umso mehr bleiben sie sich gleich.
    Pookie schob sich den Aktenhefter unter den Arm. Jemand hatte die hölzerne Eingangstür ersetzt. Die neue Tür war geschmackvoll, mit künstlerischen Gravuren geschmückt und aus solidem Stahl.
    Pookie drückte auf die Klingel.
    Er hatte immer noch Schmerzen. Er fühlte sich völlig zerschlagen. Sein Körper würde sich

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