Die verbotene Geliebte des Scheichs
spurlos verschwunden ist. Und jetzt frage ich mich, ob es etwa das ist, was Ihren Bruder beunruhigt und ihn von hier fernhält …?“
Er machte eine bedeutungsvolle Pause, und Kalila beobachtete unter gesenkten Wimpern hervor, wie Aarif zunächst anscheinend ruhig weiteraß, ehe er sich zu einer Reaktion durchrang. Nachdem er noch einen Schluck Wein getrunken hatte, stellte er das Glas ab und begegnete gelassen König Bahirs umwölktem Blick.
Verstohlen schaute Kalila von einem zum anderen. Was ging hier vor?
„Mein Bruder ist tatsächlich sehr besorgt, was den Stefani-Diamanten betrifft“, bestätigte Aarif. „Seit ich denken kann, beherrscht ihn der Wunsch, die beiden Hälften des unschätzbar kostbaren Juwels wieder zusammenzufügen und damit auch Aristo und Calista.“
Seine Stimme war mit jedem Wort eindringlicher geworden, und als er endete, ruhte sein Blick auf Kalila. Wieder durchdrang sie dieses seltsame Gefühl von Wärme und Lebendigkeit, als öffne sich ihr Inneres, um etwas Neues, Ersehntes aber Unbekanntes einzulassen …
„Und davon würden auch Sie sehr profitieren, Kalila. Sie wären nicht nur Königin von Calista, sondern Herrin eines neuen, wiedervereinigten Adamas. Wie es das Vermächtnis König Christos’ besagt.“
Kalila versuchte, sich ein Lächeln abzuringen, aber es gelang ihr nur kläglich. Bisher hatte sie nie darüber nachgedacht, überhaupt jemals eine Königin zu werden. Und schon gar von zwei Reichen! Immer nur jemandes Ehefrau .
Königin! Sie versuchte das offensichtlich erwartete Kribbeln von Stolz und Vorfreude zu empfinden, doch dafür waren Angst und Enttäuschung viel zu niederdrückend. Sie hatte sich nie nach einem Titel gesehnt, immer nur nach Liebe.
„Ich wünsche Ihrem Bruder aufrichtigen Erfolg in seiner … Herzenssache“, rang sie sich schließlich ab.
„Er wird in jedem Fall Erfolg haben“, erwiderte Aarif fest, aber mit einer seltsam anmutenden Zurückhaltung in der dunklen Stimme. „Wer so entschlossen ist wie er, kann nur gewinnen.“
Es entstand eine Pause, während die Diener leere Teller und Platten abräumten und gleich darauf den zweiten Gang servierten.
„In der Tat eine exzellente Lebenseinstellung“, sagte Bahir in leichtem Ton und begutachtete einen gemischten Salat aus Couscous, Gurken und Tomaten. Dann schenkte er Wein nach und warf seiner Tochter, deren Appetit sich plötzlich verflüchtigt hatte, einen mahnenden Blick zu.
Kalila senkte die Lider und fragte sich, ob das Dinner ebenso angespannt und beklemmend verlaufen würde, wenn Zakari anstelle von Aarif mit am Tisch säße. Unauffällig musterte sie sein hartes Profil und spürte sofort ihr Herz schneller schlagen. Irgendetwas faszinierte sie an diesem verschlossenen Mann.
Aarif wandte den Kopf, und ihre Blicke begegneten sich. Hastig schaute sie zur Seite und versuchte, das Gefühl zu verdrängen, Aarif könne durch ihre Augen in ihre Seele schauen und ihre verborgensten Gedanken lesen.
„Kalila?“, fragte Bahir mit erhobenen Brauen und brachte sie damit abrupt in die Realität zurück.
„Entschuldige, Vater“, murmelte sie errötend. „Ich war einen Moment abgelenkt. Hattest du mich etwas gefragt?“
„Prinz Aarif hat von eurer Abreise nach Calista gesprochen. Er möchte bereits morgen aufbrechen. Und ich wollte ihn gerade über unsere Gebräuche informieren.“ Damit wandte er sich wieder lächelnd seinem Gast zu. „Sehen Sie, Aarif, es gibt hier eine bestimmte Tradition in Zaraq. Das Volk liebt die königliche Familie sehr und ist ihr treu ergeben. Das war von jeher so.“ Er machte eine Pause und trank einen Schluck von seinem Wein. „Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum hier seit über hundert Jahren Frieden und Einigkeit herrschen …“
Dieses Meisterstück an Rhetorik wertete Kalila als eine mehr oder weniger dezente Erinnerung an das, was das kleine Zaraq dem sehr viel größeren Calista neben einer willigen, wohlerzogenen Prinzessin zu bieten hatte.
„Immer, wenn ein Mitglied der Königsfamilie heiratet, hat es sich die Bevölkerung von Makaris, unserer Hauptstadt, zur Aufgabe gemacht, ein kleines Fest zu Ehren des Brautpaares auszurichten. Normalerweise findet es erst nach der Trauung statt, aber da Kalila nicht hier, sondern in Calista heiratet, ist es wichtig, dass die Bevölkerung das glückliche Brautpaar zuvor unbedingt zu Gesicht bekommt. Oder wenigstens die glückliche Braut …“, fügte er ohne einen hörbaren Tadel in der sonoren
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