Die verbotene Geliebte des Scheichs
heftigen Windes auch länger dauerte als normal. Kalila ärgerte sich über ihre weichen, empfindlichen Hände, ihr wild klopfendes Herz und den Schweiß, der sich mit dem Sand zu einer juckenden Schicht auf ihrer Haut verband.
„Typisch Prinzessin!“, murrte sie unwillig und musste dann über sich selbst lachen.
Schlussendlich hatte sie nicht nur die Satteltaschen mit all ihren Sachen ins Zelt geschafft, sondern ihr Pferd noch weiter in den Schutz der Felsen geführt, es gefüttert, getränkt und eine Decke auf seinem Rücken festgebunden. Mehr Komfort konnte sie ihrem Liebling nicht bieten. Als Kalila sich umdrehte, um sich selbst im Zelt in Sicherheit zu bringen, stockte ihr Fuß, und ihr Herz führte einen wahren Trommelwirbel auf.
Aarif! Er hatte sie gefunden!
Geist und Körper erstarrten in der gleichen Sekunde. Kalila stand einfach nur da. Der Sturm riss an ihren Kleidern, Wüstenstaub peinigte ihre Augen und drang in den offenen Mund. Sie schloss ihn und schmeckte Sand. Langsam kehrten ihre Lebensgeister zurück und mit ihnen zunehmende Panik.
Aarifs Augen funkelten derart zornig durch die schmalen Stoffschlitze, dass sie unwillkürlich vor ihm zurückwich. Doch gleichzeitig empfand sie eine ungeheure Erleichterung.
Er war gekommen! Hatte sie etwa insgeheim darauf gehofft? Gut, dass er ihr Erröten nicht sehen konnte.
Aarif schwang sich von seinem Pferd und führte den grobknochigen Wallach unter den Felsvorsprung, wo ihre Stute die unerwartete Gesellschaft mit einem hellen Wiehern honorierte. Nachdem er das Tier ebenfalls angebunden und mit Wasser und einem Futtersack versorgt hatte, kehrte er zu ihr zurück.
Kalila sah ihm mit klopfendem Herzen entgegen. Beruhigt schien er sich in der kurzen Zeit jedenfalls nicht zu haben. Nervös senkte sie die Augen vor seinem zornigen Blick.
„Schauen Sie mich an!“, forderte er brüsk.
Sie gehorchte nur zögernd und spürte selbst, wie jeder Blutstropfen aus ihrem Gesicht wich. „Was haben Sie sich nur dabei gedacht?“, donnerte er los, und Kalila war nur froh, dass seine Stimme durch die vielen Lagen Baumwollstoff und den heulenden Wind gedämpft wurde. Denn auch so war sein Ton noch angsteinflößend. „Einfach kopflos davonzulaufen wie ein unerzogenes Kind!“
„Ich …“
Weiter kam sie nicht. Mit einer wilden Geste riss Aarif sich das Tuch vom Gesicht, umklammerte Kalilas Handgelenk und zog sie ziemlich unsanft in Richtung ihres kleinen, windschiefen Zeltes. „Spielen Sie hier Campingurlaub, Prinzessin? Ist das ganze Leben für Sie nicht mehr als ein großer Spaß? Haben Sie nicht eine Sekunde an das Risiko und die Folgen für sich, für mich und Ihr ganzes Land gedacht?“
Kalila versuchte, sich aus seinem eisenharten Griff zu befreien. Vergeblich. „Lassen Sie mich sofort los!“, forderte sie kalt. Das Einzige, was ihr jetzt noch blieb, war ihr Stolz, und den wollte sie sich wenigstens bewahren. Auch, wenn er momentan ziemlich angeschlagen war.
„Sie haben keine Ahnung …!“, stieß er so anklagend hervor, dass Kalila sich vor Scham innerlich krümmte. „Nicht die geringste!“, wiederholte er und schüttelte den Kopf. „Und ich dachte …“
„ Sie haben keine Ahnung!“, schnitt Kalila ihm heiser das Wort ab. „Sie wissen nicht das Geringste über mich! Und schon gar nicht, was in meinem Kopf und meinem Herzen …“
„Das ist mir egal!“
Kalila warf den Kopf in den Nacken und lachte hart auf. Aber in ihren Augen glänzten Tränen der Wut. „Natürlich! Sie haben mich bereits verdammt, nicht wahr?“
Sekundenlang war es ganz still, bis auf das Heulen des Windes.
„Mag sein.“
Das Heulen wurde lauter, und plötzlich erklang noch ein anderes, gewalttätiges Geräusch. Ein Knirschen und Bersten. Aarif schaute nach oben, und bevor Kalila überhaupt erfasste, was ihnen drohte, hatte er sie bereits grob mit dem Rücken gegen die steinerne Wand hinter ihr gestoßen und warf sich förmlich auf sie, um sie mit seinem Körper zu schützen.
Der Felsen über ihr hatte der Gewalt des Sturms nicht länger widerstehen können. Eine weit vorragende Felsnase war abgebrochen und zu Boden gestürzt. An der Stelle, an der Kalila eben noch gestanden hatte. Sie hätte erschlagen werden können, wäre Aarif nicht so schnell gewesen.
Kalila schluckte heftig und spürte, wie sie ein kalter Schauer überlief. Und gleich danach ein heißer, als ihr bewusst wurde, wie nahe sie beide sich waren. Seine Augen forschten in ihrem Gesicht und
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