Die verbotene Geliebte des Scheichs
und kannte plötzlich den Grund seiner namenlosen Furcht, die ihn seit Kalilas Entschuldigung in der Kirche bedrückt hatte. Oder schon davor … im nächtlichen Garten, als er ihren erstickten Seufzer gehört hatte.
Auf der Rückseite der Felsen war keine Spur von der Prinzessin zu sehen. Doch am Horizont konnte er eine immer kleiner werdende Gestalt auf einem Pferd ausmachen, die direkt in den Sturm hineinzureiten schien.
Prinzessin Kalila, die Braut seines Bruders, war einfach davongelaufen …
5. KAPITEL
Zum Glück kannte Kalila den Weg zu ihrem Ziel sehr gut. Dieser Gedanke war es, der sie aufrecht hielt, als der Wind an dem Tuch riss, das sie zum Schutz um ihren Kopf gewunden hatte, und der feine Sand in ihre Augen drang, sodass sie fast blind war.
Sie stellte sich das Chaos vor, das ihr Verschwinden unter Garantie ausgelöst hatte, und fühlte sich schrecklich schuldig. Wie lange mochte es wohl dauern, bis Aarif begriff, dass sie geflohen war? Und was würde er dann tun?
Obwohl sie ihn kaum kannte, wusste Kalila instinktiv, dass er sie verfolgen würde. Während sie die Zügel noch mehr anzog, rann ein Schauer über ihren Rücken. Es war nicht leicht gewesen, ihre Flucht vorzubereiten. Den Plan dazu hatte sie erst heute Morgen gefasst. Plötzlich war sie ganz sicher gewesen, dass sie sich nicht wie ein Gepäckstück verladen lassen wollte, um einen Fremden zu heiraten, der ihr nichts bedeutete.
Jedenfalls nicht zu diesem Zeitpunkt!
Doch selbst jetzt, während sie wie eine Furie auf den bedrohlich dunklen Horizont zugaloppierte, wusste sie, dass die kaum gewonnene Freiheit nicht ewig dauern würde. Sie konnte schließlich nicht wie ein Nomade in der Wüste leben. Aarif würde sie finden, und wenn nicht er, dann ein anderer.
Trotzdem steigerte sie das Tempo noch. Wozu Angst und Bedrängnis einen Menschen doch treiben können, dachte sie fast erstaunt. Man kann nicht mehr denken und vernünftig handeln, sondern ist auf einmal bereit, alles zu opfern, egal, wie egoistisch es ist, und was man dabei verlieren kann.
Obwohl sich das Gefühl von Freiheit immer mehr verflüchtigte, ritt Kalila weiter in Richtung ihres Verstecks, in dem sie sicher sein würde. Wenigstens für eine kleine Weile …
Nur zwei Kilometer hinter ihr wand Aarif sich mit grimmigem Gesicht einen Turban um den Kopf und schützte seine Kleidung mit einem weiten Baumwollgewand vor dem Wüstenstaub. Der Wind war bereits so stark, dass er ihm Sandpartikel in Mund, Nase und Augen trieb.
Als Aarif auf den kräftigen Wallach stieg, den einer der Leibwächter auf seinen drakonischen Befehl ohne Verzögerung aus Makaris herbeigeschafft hatte, zusammen mit etwas Proviant und Sachen zum Wechseln, war nur noch ein schmaler Schlitz für die Augen offen geblieben. An den Füßen trug er jetzt robuste Lederstiefel.
„Fahrt voraus zum Flughafen“, befahl er dem Sprecher der Sicherheitsleute. „Und wartet dort auf uns, egal, wie lange es dauert.“
„Aber müssen wir nicht Seine Hoheit …?“
„König Bahir wird unter keinen Umständen benachrichtigt!“
„Aber er kann einen Suchtrupp zusammenstellen und …“
„Ich werde die Prinzessin alleine suchen und sicher zurückbringen, dafür bürge ich mit meinem Leben. Und Sie bürgen für Ihre Männer. Es gilt, weder einen Skandal zu entfachen noch ihren Vater unnötig zu beunruhigen. Sollte etwas schieflaufen, rollt Ihr Kopf noch vor meinem!“
Der Mann schluckte trocken und nickte stumm.
Aarif trieb sein Pferd an, so gut es ging, aber der Wallach war kein feuriger Araber, der in der Wüste zu Hause war, sondern ein betagtes Stadtpferd, gewohnt, schwerfällige Karren zu ziehen, und nicht einen durchtrainierten Mann durch einen Sandsturm zu tragen. Aarif fluchte lautlos vor sich hin. In ein bis zwei Stunden würde die Sicht gleich null sein und die Windgeschwindigkeit sich auf hundert Meilen oder mehr gesteigert haben und damit lebensbedrohlich werden. Für Kalila … und für ihn. Aber es war allein die Prinzessin, um die er sich sorgte. Sein eigenes Leben erachtete er schon seit Langem als wertlos und unbedeutend. Sollte aber Kalila ihr Leben verlieren …
Aarif biss die Zähne zusammen und versuchte, sich zu beherrschen, um nicht noch das Pferd aus Angst und Wut zu überfordern. Es war die heilige Pflicht eines Mannes, Mensch und Tier zu beschützen, die in seiner Obhut waren. Und der alte Wallach gab unter seinem massiven Schenkeldruck bereits sein Bestes. Es hatte also keinen Sinn, das
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