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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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junger Mann mit hagerem, misstrauischem Gesicht. Wäre er in der Taverne als Gast eingekehrt, hätte Tobbs ihn gefragt, ob er die Schuhe an der Fußmatte auch anständig abgeputzt hatte.
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte Tobbs. »Wanja weiß es.« Wusste es, korrigierte er sich. Sofort stiegen ihm wieder Tränen in die Augen und er schniefte. Mako betrachtete diese ihm offenbar fremde Regung mit sachlichem Interesse.
    »Du beginnst mich zu langweilen«, sagte er gleichgültig. »Aber vermutlich geht es um diese kleine Truhe am Grund der Lagune, nicht? Weißt du was? Ich denke, ich werde sie dort herausholen und woanders versenken. An einem unbekannten Ort, weit weg vom Atoll. Dann bekommt sie keiner von euch und wir haben zumindest wieder Ruhe.«
    Tobbs durchzuckten diese Worte wie ein Schlag mit einer Gerte. Der Schatz! Er durfte nicht verschwinden! Falls Wanja und Jaga tatsächlich tot waren, war er der Einzige, der den Schatz retten konnte. Und vor ihm stand der Wächter, der Einzige, der in der Lage war, die Truhe vom Grund der Lagune zu holen. Mauis Worte kamen ihm in den Sinn: Schaffe dir eine Verhandlungsposition.
    Er würde nichts erreichen, wenn er sich mit Mako herumstritt. Aber möglicherweise konnte er ihn aus der Reserve locken. Auch wenn er nicht viel hatte, was er ihm anbieten konnte.
    »Mein … Tatau lügt nicht«, begann er mit heiserer Stimme. »Es ist nur … es hat nur die Form eines Rätsels.«
    »Ein Rätsel?« In den geschlitzten Pupillen leuchtete ein winziger Funke Interesse auf. Mako musterte die Linien des Bildes. »Da steht, du sprichst mit Toten. Das einzige Rätsel ist, warum du das im Augenblick nicht tust, um zu erfahren, was die Krieger wollen. Die tote Nixe dahinten müsste doch eine Ahnung davon haben. Oder warum fragst du nicht einfach die Geister der getöteten Krieger, was sie von dir wollten?«
    So gleichgültig die Sätze klangen, Tobbs hörte dennoch eine gewisse Neugier heraus.
    »Im Prinzip hast du Recht«, erwiderte er. »Aber dabei gibt es einen kleinen Haken.« Vielsagend deutete er auf ein verschlungenes Symbol über seinem Ellenbogen.
    Mako zog die Brauen hoch. »Du magst Meerfüchse«, stellte er fest. »Na und?«
    Geheimnisvoll senkte Tobbs die Stimme und hoffte, der Bluff würde gelingen. »Dreh das Symbol auf den Kopf und verbinde es im Geist mit den Wellen dort, was hast du dann?«
    Mako runzelte die Stirn. Angestrengt, mit halb offenem Mund, dachte er nach.
    »Keine Ahnung«, sagte er nach einer Weile. »Was denn?«
    Tobbs lächelte. »Das«, meinte er geheimnisvoll, »darf ich nicht verraten. Schließlich will ich die Geister nicht beleidigen. Aber wenn du es herausfindest, wirst du auch den Rest verstehen. Und dann weißt du auch, was es mit der Truhe auf sich hat.«
    Das war hoch gepokert.
    Wie zur Bekräftigung ertönte ein dreimaliges Klopfen vom Strand. Mako machte den Mund wieder zu. »Langweilig«, schnaubte er. Mit einer geschmeidigen Bewegung drehte er sich um, ließ Tobbs einfach stehen und glitt ins Wasser. Eine peitschende Schwanzflosse war das Letzte, was Tobbs von ihm sah. War das gut oder schlecht? Er wusste es nicht. Er wusste gar nichts mehr. Nachdenklich beugte er sich zu dem Ring hinunter, den Mako so achtlos hatte fallen lassen, und hob ihn auf. Gutes Silber war es – und mit Edelsteinen war ein kleines Symbol eingelegt, ähnlich denen auf den Pfeilen. Die Edelsteine blitzten im Sonnenlicht – Rubinsplitter.
    Das Klopfen vom Strand wurde lauter, brach ab, setzte noch energischer wieder ein. Tobbs streifte sich hastig den Ring über und wandte sich zu Janus um. Offenbar hatte der Alte tatsächlich vor, aus den Trümmern eine neue Tür zu bauen.
    Als Tobbs keuchend bei ihm ankam, war er gerade dabei, ein verbogenes Scharnier anzubringen. Als Hammer benutzte er ein Trümmerstück von Baba Jagas Esstisch. Natürlich hatte er Tobbs längst kommen sehen.
    »Was denn?«, knurrte das mürrische Hinterkopfgesicht. »Hier wird sich wohl kaum jemand wegen Ruhestörung beschweren, oder?«
    »Wo willst du hin?«
    »Weg. So schnell wie möglich. Was dachtest du denn, Insulaner?«
    Tobbs stutzte. Nun – er sah tatsächlich aus wie ein Tajumeere: Tatau, traditionelles Tuch, und seine schwarzen Haare waren durch den Verfluchte-Insel-Zeitfaktor inzwischen wieder so lang, dass nur noch die Spitzen blau und silbern eingefärbt waren.
    Tobbs überlegte fieberhaft:
    – Janus war ein Türbauer.
    – In der Taverne wusste niemand etwas von der

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