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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Luftzug, der von oben kam, die Flamme in der Lampe ganz aus.
    »Was zum …«, schimpfte Anguana, dann machte sie »Ups!«, und Tobbs spürte, wie ihm mit einem Ruck ihre Hand entglitt. Es rumpelte und klirrte und der stechende Geruch von Lampenöl stieg ihm in die Nase.
    Anguana fluchte leise. »Aua, mein Knie!«, beschwerte sie sich im Flüsterton. »Ich bin gestolpert. Hier liegt überall Geröll.«
    Tobbs tastete in der Luft herum, fand Anguanas weiches Haar und ihre Schultern und half dem Mädchen auf die Beine.
    Hinter seiner Stirn tobten die Gedanken wie eine Horde wild gewordener Affen in einem Käfig, die ihm schreckliche Befürchtungen zukreischten: Jeden Moment würden sich die raubtierähnlichen Krieger Domans in der Dunkelheit auf sie stürzen, tödliche Bestien mit messerscharfen Krallen und gierigen Mäulern schlichen sich gerade unbemerkt an sie heran und …
    Etwa Haariges streifte Tobbs’ Knöchel.
    Er schrie auf und machte einen Satz zur Seite. Dort traf er mit dem anderen Fuß wieder auf Fell, doch diesmal war es Anguanas Ziegenfuß, auf dem er gelandet war.
    »Au, spinnst du?«, fauchte das Mädchen.
    »Da war etwas!«, japste Tobbs. »Irgendein haariges Tier! Wir sind nicht allein! Etwas ist hier und schleicht um uns herum!«
    Ein Zündholz flammte direkt vor seiner Nase jäh auf. Anguanas schmerzverzerrtes Gesicht erschien im Licht der winzigen Flamme. Sie rieb sich den Ziegenfuß und sah sich um.
    »Niemand hier«, bemerkte sie trocken. »Aber der Luftzug kommt von da vorn.«
    Und als hätte der gehässige Geist der Höhle beschlossen, ihr diese Vermutung sogleich zu bestätigen, verlosch auch diese Flamme. Der Windstoß fuhr Tobbs durch die Haare.
    »Am besten, wir folgen dem Luftzug«, bestimmte Anguana. »Wo Wind geht, muss auch ein Ausgang sein.«
    Im Grunde war es ganz gut, dass Anguana nicht sah, wie sehr seine Knie zitterten, als er die nächsten zaghaften Schritte in absoluter Dunkelheit machte. Hand in Hand stolperten sie weiter, lauschten schaudernd dem Scharren von Insektenbeinen und spürten immer wieder den Wind, der wie ein neugieriger Begleiter über ihre Wangen strich und ihnen das Haar zerzauste.
    Nach und nach gewöhnten sich Tobbs’ Augen an die Dunkelheit und er konnte schemenhaft ein paar Umrisse ausmachen. Irrte er sich oder zeichneten sich ganz weit vorne am Ende des Tunnels einige hauchdünne Lichtlinien ab? Ganz so, als würde Sonnenlicht durch die Ritzen einer Tür fallen.
    Je weiter sie vorankamen, desto stärker wurde auch der Luft-zug. Es roch nicht länger nur nach modriger Höhle, sondern auch nach …. frischem Gras und regennassem Laub!
    »Da vorne geht’s nach draußen!«, flüsterte Anguana. »Aber irgendwie scheint der Weg blockiert zu sein … huch!«
    Polternd geriet eine ganze Ladung scharfkantiger Steine in Bewegung und schrammte über Tobbs’ Knöchel.
    »Autsch, zum Höllenkreiselkuchen, schon wieder ein Steinhaufen«, fluchte er. »Jemand hat den Ausgang damit versperrt. Wenn wir hier rauswollen, müssen wir erst das ganze Geröll wegräumen.«
    »Dann räumen wir eben!«, sagte Anguana, unerschrocken wie immer.
    Die Arbeit brachte Tobbs schnell ins Schwitzen. Das Fuchsfell auf seinen Schultern wärmte ihn so sehr, dass er es schließlich abnahm, zusammenrollte und an den Gürtel band.
    Eine ganze Weile hörte er nichts als sein eigenes Keuchen und das Klack, Klick, Klunk der Steine, die sie beide hinter sich in den Gang warfen. Doch das unbehagliche Kribbeln in seinem Nacken sagte ihm, dass sie in der Höhle nicht allein waren. Was, wenn sich in der Nähe wirklich ein pelziges Ungeheuer befand, das gerade über sein Frühstück nachdachte?
    Tobbs verdoppelte seine Anstrengungen. Allmählich verwandelte sich der Staub auf seinem Gesicht in einen klebrigen Schmierfilm. Bestimmt sah er aus wie ein Zombie. Egal, je nachdem, was sie hinter dem Eingang erwartete, war es vielleicht nicht einmal das Schlechteste, einen möglichst furchterregenden Anblick zu bieten. Vielleicht warteten schon die schwer bewaffneten Krieger vor dem Höhleneingang auf die Eindringlinge?
    »Fasst du mal mit an?«, forderte er Anguana auf. »Hier ist der Spalt so breit, dass man mit den Fingern durchkommt. Wenn wir drücken und nach rechts schieben …«
    Doch das Ziegenmädchen war schon längst dabei, sich mit aller Kraft gegen den Stein zu stemmen. Tobbs staunte nicht schlecht: So zerbrechlich und zart Anguana auch wirkte, sie war zweifellos ein waschechtes magisches

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