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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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einen Schritt auf sie zu. Das Mädchen grinste. »Ich sehe sofort, wenn jemand Geld braucht.«
    »Wieso?«
    »Du siehst so verzweifelt aus und kannst dir nicht mal einen ordentlichen Haarschnitt leisten. Neu hier?«
    Tobbs nickte zögernd und schielte nach den Priestern, die sich suchend umschauten.
    »Willst du den Altar kaufen?«, fragte er.
    Statt einer Antwort packte ihn das Mädchen am Ärmel und zerrte ihn durch eine von Glitzergirlanden umrankte Tür. Gemeinsam betraten sie einen schmalen Lagerraum. Beinahe bis zur Decke stapelten sich hier Kisten voller Räucherwerk, Girlanden aus Papierblumen und allerlei Möbel.
    »Willkommen«, sagte das Mädchen und strahlte ihn an. »Bei mir bist du genau richtig. Ich bin Ambar.« Mit fachmännischem Blick schätzte sie den kleinen Steinaltar ab.
    »Lindgrüner Onyx. Ziemlich selten. Aber die Ecken sind schon beschädigt. Ich gebe dir sechzehn.«
    »Vierundzwanzig«, entgegnete Tobbs prompt. Dann besann er sich und überschlug blitzartig, was ihm wirklich nützlich sein könnte. Er konnte den Altar schlecht aus der Hand geben, ohne seine Bodenhaftung zu verlieren. »Oder du gibst mir noch ein paar Opferschalen dazu«, setzte er hinzu. »Aus Stein. Je schwerer, desto besser.«
    Ambar runzelte die Stirn. »Wofür brauchst du Opferschalen, wenn du keinen Altar mehr hast?«
    »Für … Räucherwerk … ich muss unbedingt noch ein Gebet sprechen.«
    »Welche Gottheit?«
    »Na, Kali!«, platzte Tobbs heraus. Mamsie Matata hätte sich das Zischen in seinem Rücken sparen können. Tobbs wusste auch so, dass er einen Fehler gemacht hatte. »Ich … ich meine natürlich … die Göttin der Zerstörung«, stammelte er. Doch Ambar schien weniger schockiert zu sein, als er erwartet hatte.
    »Habe ich es mir doch gedacht«, flüsterte sie und deutete auf seine Stirn. »Du suchst die DZHS . Du willst ganz nach oben. Habe ich Recht?«
    Tobbs drückte den Altar fester gegen seine Brust. »Ich interessiere mich schon für … ganz oben«, sagte er zögernd. »Gewissermaßen.«
    Ambar nickte ernst. »Sollte der Altar eine Bezahlung für die Eintrittskarte sein? Na, wertvoll ist er ja. Wenn du willst, gebe ich dir siebzehn und zwei Opferschalen dazu. Wobei ich dich warnen muss: Wenn du zu den DZHS stößt, kannst du Kali so viele Opfer bringen, wie du willst – aber es muss dir klar sein, dass du trotzdem nicht auf ihren Schutz hoffen kannst.«
    »Oh ja, das weiß ich«, sagte Tobbs aus vollem Herzen. Ambar lächelte ihm zu. »Du hast Glück, heute ist der Tag«, sagte sie. »Der nächste Termin findet erst wieder in vierzig Tagen statt. Deinen Namen muss ich nicht wissen, das erleichtert uns anderen im Ernstfall auszusagen, dass wir dich nicht kannten. Aber ich hoffe, du hast noch wenigstens eine Münze dabei? Die siebzehn werden nicht ganz reichen, die Wachen wollen neuerdings für jeden von uns achtzehn haben.«
    Tobbs erinnerte sich an die Münzen, die er sich als Gewichte in den Hosensaum eingenäht hatte, und nickte. »Aber bevor ich bezahle, möchte ich wissen, wie sich das Ganze abspielt und … wie du mich erkannt hast. Dass ich zu den DZHS will, meine ich.«
    Ambar verschränkte die Arme. Sie sah sehr lieblich aus – hübsch und … unschuldig, wenn man einmal von den wilden Haaren und dem berechnenden Funkeln in ihren Augen absah.
    »Zu Frage eins: Party auf dem Dach, wie üblich. Feiglinge sind nicht gern gesehen. Ich weiß, es gibt Gerüchte, dass wir seltsame Rituale zelebrieren, aber das stimmt nicht. Wir haben genug damit zu tun, den Himmel im Auge zu behalten. Zwei Wächter haben wir bestochen, damit sie uns aufs Dach lassen. Und die Spiegelwender drehen für eine Stunde die Spiegel ab. Das heißt aber auch: Keine Hilfe, wenn es hart auf hart kommt, sondern nur das Risiko. Das volle Risiko. Und das trägt jeder selbst.« Sie lächelte ihm noch etwas süßer zu. »Aber das Risiko ist ja schließlich der Grund, warum wir überhaupt aufs Dach gehen, nicht wahr?« Ihre Augen funkelten.
    »Und nun kommen wir zu Frage zwei: Du hast Kalis Namen laut ausgesprochen, um das Schicksal herauszufordern. Und dann ist da noch deine Stirn. Du trägst kein Zeichen darauf – deine Stirn ist leer wie der klare Himmel. Und das ist wiederum unser Zeichen.«
    Tobbs atmete auf. Anguanas Glück. Es war immer noch bei ihm!
    »Aber natürlich bekommst du heute Nacht trotzdem ein Zeichen auf die Stirn, um keinen weiteren Verdacht zu erregen«, fuhr Ambar fort. »Denn nun hast du mich ja

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