Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
Vom Netzwerk:
der Königsfamilie, Pritams Verwandte, alle Freunde beider Familien und deren Dienstpersonal und dann die Freunde des Dienstpersonals, deren Au-pair-Mädchen und …«
    »Also alle.«
    Mamsie nickte gewichtig. »Dann erst verwandelte sie Pritam in das Ungeheuer, damit nie wieder eine Frau ihm einen freundlichen Blick zuwerfen sollte. Und Indrakshi – nun, die brachte sie über die Grenzen dreier Länder in die Unterwelt von Kandara. Dort schmachtet das Mädchen heute zwischen den Schatten Verstorbener, einsam und unglücklich, nicht einmal fähig, die Sprache dort zu verstehen.«
    Tobbs setzte sich, beugte sich über den Fuchs und vergrub das Gesicht in dem rauchgrauen Fell. Er schloss die Augen und wünschte sich, einfach verschwinden zu können. Es war zu viel. Die Trauer um Jamie überwältigte ihn. Und jetzt sah er auch noch ein Mädchen vor sich, das in die Unterwelt verbannt war und schrecklich litt. Sie hatte ihre ganze Familie verloren und war nun völlig allein. So wie er, nur viel schlimmer. Tobbs schniefte und hob den Kopf, holte den Spinnenkokon hervor und ging zu Pritam.
    »Wir gehen nach Hause, jetzt sofort. Aber erst tausche ich deine Silberkugel gegen Anguanas Garn. Es wird dir auf deiner Suche in der Unterwelt sicher weiterhelfen.« Acht Augen – die des Fuchses eingeschlossen – starrten ihn ungläubig an.
    »Ich soll gehen?«, fragte Pritam. »Du meinst, nicht zu Kali zurück, sondern auf die Suche nach Indrakshi? Du lässt mich frei?«
    Tobbs nickte. »In deiner jetzigen Gestalt kannst du dich gut vor ihr verstecken.«
    Mamsie Matata schüttelte bekümmert den Kopf. »Sehr großmütig von dir, aber vergiss nicht, dass du nicht unzerbrechlich bist, Junge«, murmelte sie skeptisch. Doch Anguana begann zu strahlen.
    Der Fuchs führte sie durch Hohlwege und über Wildpfade, die so versteckt waren, dass Tobbs sich fragte, ob sie unversehens in einem verzauberten, völlig unbewohnten Land angekommen waren. Doch die Stille tat gut, und nach einer Weile stellte Tobbs fest, dass sogar seine Gedanken allmählich zur Ruhe kamen. Die Angst begleitete ihn, aber da war noch ein anderes Gefühl: das Gefühl, klarer zu sehen, das Gefühl, überlebt zu haben und stark zu sein, obwohl ihm beim Gedanken, vor Kali treten zu müssen, ganz schlecht wurde. Aber es gab kein Zurück. Er hatte zu verantworten, was geschehen war. Und wenigstens Pritam gegenüber hatte er nicht nur das Gefühl, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte, sondern empfand auch einen grimmigen Stolz.
    »Da drüben!«, sagte Anguana leise und deutete auf den Fuchs, der vorausgelaufen war. »In diesem Baum haben die Elfen die Tür versteckt.«
    Fairy Sam und die anderen hatten sich alle Mühe gegeben, den Eingang zur Taverne zu tarnen. Erst als der Fuchs die morsche Eiche berührte, wurde das Bild undeutlich. Schatten verschoben sich, die Rinde bekam an einer scharf umrissenen Stelle eine dunklere Färbung – und schließlich zeichnete sich im Stamm ein Durchgang ab.
    »Danke«, sagte Tobbs zu dem Fuchs.
    »Bràthair sionnach«, antwortete das Tier laut und deutlich – und mit einem elegant rollenden r. Es klang wie »Gern geschehen!«. Tobbs hätte schwören können, dass der Fuchs ihm auch noch zuzwinkerte, dann legte das Tier die Ohren an, bellte ein letztes Mal und flitzte davon, während Tobbs wie vom Donner gerührt dastand und ihm mit offenem Mund nachblickte.

TRAUTES HEIM
    Kaum hatten sie den Durchgang hinter sich gelassen, sah er sie auch schon: Mit einem Fächer von Nägeln im Mund stand Wanja neben einer neuen Türzarge und hämmerte ein Scharnier in das Holz. Tobbs war kurz davor, das Mancorfell fallen zu lassen und zu ihr zu stürzen, doch Wanja warf ihm nur einen abschätzenden Blick zu.
    »Ganz toll, Tobbs«, murrte sie. »Als hätte ich noch nicht genug mit den Türen zu tun, muss ich heute wegen dir gleich zwei Durchgänge reparieren. Dopoulos erwartet dich im roten Zimmer.« Und zu Anguana gewandt fügte sie hinzu: »Allein.«
    Anguana nickte. »Viel Glück, Tobbs!«
    Tobbs warf nur einen kurzen Seitenblick in den Gastraum, als er mit gesenktem Kopf über den Flur schlich. Die Dämonenhochzeit hatte das Stadium weinseliger Sentimentalität erreicht. Alastor stand auf dem Tisch und sang ein wehmütiges Lied und die Wolfsdämonen heulten inbrünstig mit.
    Die Schicksalsfrauen im Nebenraum blickten von ihrem Kartenspiel auf und feixten. »Na, Tobbs?«, fragte die Norne des Nordens. »Spaß

Weitere Kostenlose Bücher