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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Sein Lammfell, auf dem er schlief, seine hölzerne Familie, sein ganzes Leben! Die Taverne erzitterte unter wütenden Schritten. Tobbs hörte sie wie Donnerhall auf der Treppe und dann auf dem Flur. Als Letztes fiel mit einem krachenden Knall eine Tür ins Schloss. Kali war fort. Tobbs krümmte sich auf dem heißen Aschehaufen zusammen, der sein Leben gewesen war, und dachte nach.
    Erst langsam begriff er, dass er davongekommen war. Er hatte Kali etwas gestohlen, das ihr gefiel. Und sie hatte ihm dafür alles genommen, woran sein Herz hing. Für eine Göttin war das ein ausgesprochen fairer Kompromiss.
    Von der Tür her erklang ein besorgtes Maunzen. Neki saß dort und begutachtete die Trümmer. Gäste drängten sich nach und nach in den Türrahmen, begafften das Chaos, schüttelten die Köpfe und machten bedauernd »ts, ts«. Selbst die Dämonen waren angelockt worden und applaudierten nun anerkennend. Wanja stürmte ins Zimmer und zuckte zusammen. »Autsch«, sagte sie beim Anblick der Zerstörung. Dann bahnte sie sich einen Weg durch die Trümmer zu Tobbs und endlich – endlich! – umarmte sie ihn. »Macht nichts, Tobbi«, brummte sie und wischte ihm die Tränen von der Wange. »Wir reparieren es. Drei neue Wände und ein Dach und es sieht aus wie neu.«
    Auf Wanja gestützt humpelte Tobbs auf den Flur, vorbei an der verbotenen Tür, hinter der das Scharren und Kratzen erstaunlicherweise verstummt war. Bereitwillig machten ihm die Dämonen, die Schicksalsfrauen und die Banshees Platz. Gerade wollte er fragen, wo Anguana war, als er sie entdeckte. Sie saß zusammengekauert mitten auf dem Flur, mit dem Rücken an eine Tür gelehnt. Ihr Gesicht war totenblass und sie hatte tiefe Ringe unter den Augen.
    »Ich habe das Glück verbraucht, Tobbs«, flüsterte sie. »All das Glück, das ich für dich hatte. In Zukunft wirst du ohne auskommen müssen.« Ihre Augen funkelten. »Und sag gefälligst nie wieder, du bist allein!«

HAPPY BIRTHDAY
    Die Geburtstagstorte würde Tavernengeschichte schreiben. Dopoulos hatte sich mächtig ins Zeug gelegt und vier Stockwerke aus Marzipanteig und Sahne aufgetürmt. Und inmitten des Kreises aus glutroten Kerzen prangte die mit Zuckerperlen kunstvoll drapierte Zahl »13«. Alle waren gekommen: Wanja natürlich, einige der Todesfeen, drei Schicksalsfrauen, die Werwölfe aus Kandara, zwei Amazonen aus dem Dorf, die Furien vom Donnerstagsstammtisch und Anguana. Zum Glück Anguana! Er konnte sich beim besten Willen nicht mehr vorstellen, warum er jemals vor ihr geflohen war. Als er ihr Lächeln sah, dachte er sich, dass er vielleicht gar nicht so viel verloren hatte, solange er Freunde wie Anguana hatte.
    Sid strahlte den ganzen Abend über und erzählte immer wieder von der Schlägerei mit den Elfen. Selbst die Zahnlücke entstellte ihn nicht, und das blaue Auge, das er davongetragen hatte, wirkte in seinem Engelsgesicht eher wie ein Schmuck. Am meisten vom Fest begeistert aber war Mamsie Matata gewesen, es tröstete sie sogar darüber hinweg, dass der Elfenzauber über ihrem Spiegel lag und in absehbarer Zeit wohl auch nicht aufgelöst werden würde. »Macht nichts«, sagte sie tapfer. »Solange ich in diesem durchgedrehten Wirtshaus hängen kann, halte ich es noch eine Weile als Spionspiegel aus.«
    Stroh stach Tobbs in die Schulter, als er sich auf seinem vorübergehenden Lager auf dem Heuboden umdrehte und nach dem neuen Messer tastete, das Wanja ihm geschenkt hatte. Am meisten hatte er sich über Dopoulos’ Geschenk gefreut. Es war ein nagelneuer Schlüssel zur Yndalamor-Tür. »Du kennst das Land inzwischen und weißt um die Gefahren«, hatte der Wirt gebrummt. »Und jetzt bist du alt genug, um selbst zu entscheiden, wann du hinausgehen willst oder nicht.«
    Oh ja, er war alt genug. Und gerade eben hatte er eine wichtige Entscheidung getroffen. Vorsichtig setzte er sich auf und tastete nach der Leiter.
    Wenig später betrat er den nachtdunklen Wirtshausflur und schlich an den Türen entlang. Er trat zu der Mauer, hinter der sich die verbotene Tür befand. Vorsichtig betastete er die Mauersteine und löste ein Bröckchen Mörtel heraus. Der Krümel fiel auf den Boden.
    »Rote Kleidung«, murmelte Tobbs. »Und in eure Welt führt keine Tür der Taverne.« Er atmete noch einmal tief durch, dann holte er sein neues Messer hervor und begann die Steine vom Mörtel zu befreien.

TEIL II
IM LAND DER TAJUMEEREN

DAS GESETZ DER TAVERNE
    Wenn der Spionspiegel sagt: »Du kommst hier nicht

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