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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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angestrengt. »Ich mag kein Wasser«, sagte er nach einer Weile. »Ich kann Pferde nicht leiden. Aber Füchse. Füchse mag ich gern. Und sie mögen mich.«
    »Was tust du zu Hause?«
    »Ich bin Schankjunge. Ich bewirte die Gäste.«
    »Was für Gäste?«
    »Todesfeen, Werwölfe, Hexen, Vampire. Furien, Götter, Tote aller Art …«
    »Hast du Freunde?«
    Ein Lächeln stahl sich auf Tobbs’ Gesicht. »Ja.«
    »Was schätzen sie an dir?«
    Langsam wurde es wirklich peinlich. Tobbs hätte jederzeit aufzählen können, was Wanja und Dopoulos an ihm nicht mochten, aber sich selbst loben?
    »Wanja sagt, ich sei klug …«, begann er zögernd. »Die Furien würden sogar für mich jagen. Die Todesfeen loben mich dafür, dass ich sie so oft beim Schachspielen schlage. Und Dopoulos vertraut mir.«
    »Was tust du für andere? Hast du ein gutes Herz?«
    Tobbs räusperte sich. »Weiß nicht«, antwortete er wahrheitsgemäß. »Vielleicht – manchmal.«
    »Wem hast du etwas Gutes getan?«
    »Einmal habe ich … einem Verfluchten aus Yndalamor geholfen, seine Freiheit wiederzuerlangen, obwohl das sehr gefährlich war. Und Anguana hat mir ihr Glück geschenkt. Ich schätze, einige mögen mich, weil ich sie … nicht im Stich lasse.«
    »Und du liebst Musik und bist ein guter Tänzer«, schloss Maui. »Das habe ich ja gestern gesehen.« Er lachte und drückte ihn kurz an sich, eine Geste, die Tobbs unendlich guttat. Selten hatte er sich so angenommen gefühlt. Er fragte sich, wie er dem Vermittler jemals hatte misstrauen können.
    »Das ist doch eine ganze Menge«, sagte Maui. »Toras wird ein schönes Zeichen für dich finden. Es wird ein wenig schmerzen, aber danach bist du fast ein richtiger Tajumeere!«
    Ein wenig schmerzen? Es tat so höllisch weh, dass Tobbs brüllte wie ein geschubstes Rammkopfrind. Die anderen Musiker hatten es sich gemütlich gemacht und beobachteten respektvoll schweigend die Prozedur. Trotzdem hasste Tobbs in diesem Augenblick jeden Einzelnen von ihnen.
    »Willst du mich umbringen?«, schrie er Toras an.
    »Noch nicht«, knurrte der Musiker halblaut und setzte ungerührt den kleinen Holzstift mit der in Tinte getunkten Hornspitze wieder auf Tobbs’ geschundenen Oberarm auf. Flink ließ er ein kleines, hammerartiges Werkzeug auf den Stift niedersausen und trieb so die Spitze tief unter die Haut. Tobbs fluchte so heftig, dass selbst eine Elfe vor Scham errötet wäre. Es brannte und pochte, es riss und pikste, und außer ein paar Blutstropfen und dunklen Linien, die eine hellrot unterlegte Ich-werde-mich-böse-entzünden-Inschrift darzustellen schienen, erkannte er kein Bild.
    »Halt durch«, sagte Maui. »Es dauert nicht lange.«
    Es dauert nicht lange bedeutete, dass Toras ihn noch eine ganze Stunde lang mit Hämmerchen und Holznadel bearbeitete. Es bedeutete, dass sein ganzer Arm sich anfühlte wie ein zum Platzen gefüllter, pochender Schlauch und seine Haut wie ein brennendes Stück lebendiges Leder.
    Und als Tobbs nach dieser Stunde, die sich länger angefühlt hatte als ein Menschenleben, mit tränenblinden Augen blinzelte und das fertige Werk bestaunen wollte, sah er nur Verwüstung.
    »Das wird besser, sobald das Blut trocken ist und abfällt«, erklärte Toras. Maui beugte sich über den Oberarm und begutachtete das Bild fachmännisch. Schließlich nickte er anerkennend.
    »Du bist ein Meister, Toras. Ich danke dir. Auf diese Bilder wäre ich nie gekommen.«
    »Was für Bilder?«, krächzte Tobbs. »Ich sehe nur Ranken und Dreiecke.«
    »Die Dreiecke stehen sowohl für Augen als auch für Häuserdächer in den Bergen. Das ist deine Heimat – die Taverne. Das heißt, du kommst vom Land und nicht von einer Insel oder aus dem Meer. Deine Augen sind wachsam, gleichzeitig stehen sie für die Augen eines Raubtiers. Du magst Füchse – der Schnörkel hier stellt einen Meerfuchs dar. Das ist eine kleine künstlerische Freiheit, denn andere Füchse kennen die Haigötter nicht. Dass du Wasser fürchtest, haben wir aus diplomatischen Gründen ganz weggelassen. Hier steht, dass du ein Mann bist, der mit den Toten sprechen kann und mit ihnen trinkt und feiert. Du hast mächtige Verbündete im Reich der Geister und bist mit Glück gesegnet. Du bist ein listiger Krieger, der seinen Verstand einsetzt, schlau, flink und musikalisch. Ein Stratege. Wenn auch ein sehr impulsiver. Und du hast ein großes Herz für deine Freunde.«
    Tobbs war beeindruckt. Das klang gar nicht übel!
    Einer der Musiker rief

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