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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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beschlossen, noch eine weitere Vorstellung seines Könnens zu geben. Einige Atemzüge lang verstummten die Musik, das Stampfen und das Klirren, bevor der Applaus losbrach. Doch dieser Moment der Stille genügte Tobbs, um das leise Klicken zu hören – das Geräusch, das Dopoulos’ Schlüssel machten, wenn er sie behutsam in den Schlössern drehte. Das Klicken war von rechts gekommen – vom Ende des Flurs. Um nach Dopoulos zu rufen, war es zu laut, also nahm Tobbs die Beine in die Hand und rannte los. Schon von Weitem erkannte er, dass es Kalis Tür war. Sie stand offen. Sonnenschein fiel in den Flur, doch Dopoulos war nirgends zu sehen.

KALIS KUTSCHE
    Warm und verlockend schien die Sonne auf sein Gesicht. Beinahe von selbst machte Tobbs einen Schritt auf die Tür zu, bis er den Duft von heißem Sandstein wahrnahm. Und da war noch ein Geruch. Was war das? Es roch wie von der Sonne erwärmter Lack.
    Tobbs’ Schulter stieß gegen den hölzernen Türrahmen. Verdutzt machte er die Augen wieder auf. Etwas stimmte hier nicht. Richtig: Dopoulos wäre nie durch die Tür gegangen, ohne sie hinter sich sofort wieder zu verschließen. Natürlich wusste Tobbs, was er jetzt tun sollte: Er sollte die Tür schließen und wenigstens einen Stuhl unter die Klinke klemmen. Er sollte wieder in die Taverne gehen und Wanja Bescheid sagen. Er sollte …
    Die Brise trug ihm einen neuen, viel süßeren Geruch zu. Tobbs entdeckte nicht weit entfernt einen kargen Baum, an dem rosafarbene, runde Blüten wuchsen. Es war ein seltsamer Baum. Seine Blätter und Blüten zitterten, als würde jemand die Äste schütteln. Und über ihm jagten mit unglaublicher Geschwindigkeit die Wolken über den Himmel.
    Tobbs überlegte nicht, seine Beine entschieden für ihn: Sie überschritten gerade die Schwelle!
    Sofort wurde ihm schwindelig. Alle Spannung wich aus seinem Körper, sein Herz fühlte sich an, als hätte es jemand in Schwingung versetzt, und nun konnte es gar nicht so schnell schlagen, wie von ihm verlangt wurde. In Panik schnappte Tobbs nach Atem, doch dann fiel ihm wieder ein, was Dopoulos über Kalis Reich erzählt hatte: Die Zeit in ihrer Welt verging schnell. Viel schneller als in der Taverne. Deshalb hatten die Blätter gezittert und die Wolken sich so schnell bewegt. Aber mit dem Überschreiten der Schwelle war Tobbs ein Teil von Kalis Welt und Zeit geworden – die Wolken standen beinahe still, die Blätter bewegten sich ruhig und sanft im Wind. Sein Herzschlag beruhigte sich nach und nach, der Schwindel verschwand.
    Nebel kroch über den Boden und hüllte Tobbs’ Beine ein, während er mit zögernden Schritten auf den Baum zuging. Er streckte die Hand nach einem herabhängenden Zweig aus und strich behutsam über ein Blütenblatt. Unter seiner Berührung wurde die Blüte schwarz und zerfiel zu duftendem Räucherwerk. Tobbs lächelte. Vertrocknetes Gras knisterte unter seinen Füßen, Wirbel drehten sich im Wind.
    Er stand auf einer Ebene – und wenn er den Blick auf den Horizont richtete, erkannte er in der Ferne schneebedeckte runde Berge. Kalis Reich. Die Taverne musste sehr hoch in den Bergen stehen, denn das, was Tobbs für Nebel gehalten hatte, waren in Wirklichkeit Wolken, die dicht über dem Boden schwebten.
    Tobbs sog noch einmal den Duft der Blumen tief in seine Lunge und ging dann weiter. Das Ende der Ebene war ein Halbrund aus Bäumen. Tobbs warf einen Blick zurück. Die Taverne war noch da, allerdings hätte er sie kaum wiedererkannt. In Kalis Welt glich sie einem bunt bemalten, würfelförmigen Tempel mit goldenem Dach. Der Lack an den Wänden wirkte noch ganz frisch und leuchtete so rot wie Kalis Augäpfel.
    Tobbs wurde mutiger und ging um die Taverne herum. Wie klein sie in diesem Land war! Die Seitenwand des Gebäudes war höchstens zehn Schritte breit. Kaum größer als das Teezimmer, in dem die Göttin in diesem Augenblick saß. Ob sie ihn durch das Fenster sehen konnte? Aber nein, sie befand sich ja in Dopoulos’ Welt und bewunderte den Waldrand. Tobbs erreichte das Ende der Wand, spähte vorsichtig um die Ecke – und hielt die Luft an. Am liebsten hätte er einen anerkennenden Pfiff ausgestoßen, aber das traute er sich doch nicht. Das Geräusch hätte das Ungeheuer womöglich aufschrecken können. Hier stand nämlich ein echter Mancor – eingespannt wie ein Kutschpony vor Kalis Streitwagen. Er war so groß, dass seine Schulter fast an das Dach stieß. Von vorne glich ein Mancor einem Tiger mit

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