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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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raunte ihm eine tiefe Frauenstimme zu. Er konnte nichts dagegen tun, dass er ihren Bewegungen folgte, seine Arme und Beine zuckten im Rhythmus des Beats. Die Dämonenbraut lachte ihn mit einem Mund voller Schlangenzähne an, dann packte sie ihn an den Handgelenken und wirbelte ihn herum. Dort, wo ihre Finger ihn berührten, fühlte seine Haut sich an, als wäre sie vereist. Nicht in die Augen schauen, befahl ihm der letzte Rest seines Verstandes. Der Geruch von Hundefell und Stieratem vermischte sich mit dem süßen Duft der zerstampften Marinden. Hörner, Vogelklauen und Schlangenhaut streiften seine Haut. Und obwohl er wusste, dass er nicht mit Dämonen tanzten durfte, geschah etwas Seltsames: Alle Angst verflog, er drehte sich und sprang mit den Dämonen, er fasste nach schuppigen Händen und fellbedeckten Pfoten und stampfte im Takt der fremden Musik, die ihn nun ganz erfüllte. Er lachte noch, als er spürte, wie der eisige Griff der Schlangenfinger an seinem Handgelenk fester wurde und spitze Zähne über seine Haut strichen.
    »Tobbs?«, brüllte ihm jemand ins Ohr. Die Zähne verschwanden. Eine riesige Hand packte ihn grob und schüttelte ihn nun kräftig durch. »He, Tobbs!«, rief Wanja noch einmal und schnippte mit den Fingern direkt vor seiner Nase. Das brachte ihn zur Besinnung. Verwundert nahm er wahr, dass Wanja ihn von der Tanzfläche trug und ihn neben die Tür stellte. Der Dämonentango verwandelte sich in eine ohrenbetäubende Kakofonie, der Boden bebte unter Tobbs’ Füßen. Wanja grinste. »Tolles Fest, was?«, brüllte sie ihm durch den Lärm zu. »Aber du sollst doch nicht mit der Braut tanzen!«
    Tobbs nickte verwirrt. Der Schreck kehrte zurück, als er auf seinen rechten Arm blickte und die Einstiche von scharfen Zähnen sah. Kleine Blutstropfen quollen hervor und bildeten einen Halbkreis, der wie ein rotes Lächeln wirkte. Wanja kümmerte sich nicht um seine Verletzung, sondern deutete auf den leeren Kindertisch.
    »Na los, Tobbi!«, sagte sie und gab ihm einen Schubs zwischen die Schulterblätter. »Fang ihn wieder ein!«
    Sid! Natürlich – die kleine Kröte hatte sich aus dem Staub gemacht. Und Tobbs konnte sich nur zu gut vorstellen, wohin er gegangen war!
    Im ersten Flur hallte die Dämonenmusik so laut, dass die Türen bei jedem Stampfgeräusch knarrten, doch im zweiten Flur wurde es ruhiger. Im dritten war nur noch ein fernes Wummern zu hören.
    Sid war nirgends zu sehen. Um ganz sicherzugehen, sah Tobbs in jedem Winkel und in jeder Nische nach, dann rannte er weiter zu den kleineren Wirtsräumen. Im ersten saßen zwei in Leichentücher gehüllte Todesfeen und spielten Schach. Sie blickten kaum auf, als Tobbs sie hastig grüßte und zum roten Zimmer weitereilte. Einige Schritte vor der Tür blieb er schwer atmend stehen.
    Die Tür war nur angelehnt, der Duft von saurem Säuselblütentee strich durch den Türspalt und hüllte Tobbs ein. Vorsichtig streckte er die Hand aus und tippte die Tür mit den Fingerspitzen an. Lautlos schwang sie auf und gab den Blick frei auf rot gestrichene Wände und goldene Lackmöbel. Wie so oft saß Kali an dem kleinen Tisch am Fenster und blickte in die Nacht hinaus. Tobbs fragte sich immer, was es dort zu sehen gab, denn die Göttin betrachtete den schattenschwarzen Waldrand so andächtig, als studierte sie das Bild eines genialen Malers.
    Ihre Hände waren so dunkelblau wie ihr Gesicht, und ihre langen, gebogenen Fingernägel so schwarz wie ihre Lippen. Blutrot leuchteten ihre Augäpfel. Dopoulos war nicht im Raum, aber seine Tasse stand neben Kalis aufgestütztem Ellbogen auf dem Tisch und sein Stuhl war nach hinten geschoben. Vielleicht holte er gerade Zucker aus der Küche.
    Tobbs machte einen Schritt zur Seite, bis er im Türschatten stand. Kali zu begegnen, wenn sich Dopoulos in der Nähe befand, war in Ordnung, aber mit der Göttin allein im Raum zu sein, war etwas ganz anderes. Fröstelnd betrachtete Tobbs Kalis Ohrschmuck. Es war ein toter Mann, der wie ein Erhängter an einer goldenen Schlinge baumelte. Wenn Kali den Kopf wandte, berührten seine willenlos schlenkernden Füße ihre Schulter. Der tote Mann war nur so lang wie Kalis spitzer kleiner Finger, aber Tobbs wusste, dass dieser Eindruck täuschte. Hier in der Taverne war Kali so groß wie Dopoulos – in ihrem eigenen Reich aber konnte sie so riesig werden, dass der tote Mann Tobbs sicher um drei Kopflängen überragte. Und mit ihrem kleinen Finger zertrümmerte die Göttin Berge aus

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