Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
Vom Netzwerk:
Tonne wiegen musste. Ein Haizahn ritzte über seine Stirn, dann verwandelte sich die Gestalt. Durch das schreckliche Haigesicht schimmerten Makos menschliche Züge. Mako, der ihn nun wie eine Puppe am Handgelenk packte und wegschleuderte. Tobbs verdrehte sich schmerzhaft das Knie und verlor die Orientierung. Er prallte gegen einen Haufen harter Kugeln, der ins Rutschen geriet, und sackte auf die Knie. Furchtbarer Gestank hüllte ihn ein. Tobbs schlug die Hand vor den Mund und würgte.
    »Du kommst ohne Einladung?«, brüllte Mako. Seine Haiaugen funkelten, die Stirnfinne blitzte noch einmal auf, bevor sie verschwand. Doch Makos menschliches Gesicht sah nicht viel beruhigender aus. Tobbs versuchte zu sprechen, aber der Gestank ließ ihn erneut würgen. Etwas kullerte neben ihm zu Boden.
    Es war ein Kopf. Der Kopf eines Reiters.
    Tobbs schoss so schnell in die Höhe, dass ihm schwindlig wurde. Mit einem Hechtsprung brachte er drei Meter Entfernung zwischen sich und die Köpfepyramide.
    Mako lachte. »Kleine Sammlung«, meinte er. »Und dein Schädel passt gut dazu.«
    Tobbs würgte ein letztes Mal, dann drehte zum Glück der Wind und es roch wieder nach Salz und Meeresbrise. Der Faden an seinem Handgelenk ruckte. Mit einem siedend heißen Schreck wurde ihm klar, dass Anguana sein plötzliches Gefuchtel als Zeichen verstanden haben musste. Sie tauchte bereits!
    Mako fletschte die Zähne.
    Tobbs überlegte fieberhaft. Das war seine Chance, die einzige Chance. Anguanas Leben hing an dem dünnen Faden, der um sein Handgelenk gebunden war.
    Maui. Was würde Maui an meiner Stelle tun oder sagen?
    Mache ihn neugierig und lenke ihn lange genug ab!
    »Ich dachte, du wolltest mein Rätsel lösen«, sagte Tobbs.
    Mako gähnte gelangweilt. »Ach ja?«
    »Ja, aber vielleicht habe ich mich getäuscht. In diesem Fall entschuldige die Störung. Ich werde mich sofort wieder vom Atoll entfernen. Und meine Geister nehme ich natürlich mit.«
    Der Haigott horchte auf. »Die Geister? Was denn für Geister?«
    Tobbs machte ein übertrieben erstauntes Gesicht. »Oh, hatte ich sie nicht erwähnt? Na ja, es sind keine von Bedeutung. Ein paar Haustiere – das Übliche. Schutzgeist, Wassergeist, Luftgeist, all das eben.«
    Das schien die richtige Strategie zu sein. Mako hörte heraus, dass mehr dahintersteckte, viel mehr. Und er witterte Macht wie ein Hundehai Blut.
    »So ein mickriger Halbmensch wie du besitzt Geister?«, meinte er jetzt spöttisch.
    »Könnte ich sonst in deiner Sprache reden?«, erwiderte Tobbs. »Und es steht auch hier auf meinem Tatau. Ich habe derzeit nur ein … Kommunikationsproblem mit ihnen, das ist alles.«
    Das Argument schien dem Haigott einzuleuchten, er verschränkte die Arme, was seine Wirbeltataus noch besser hervortreten ließ, und hob den Kopf, bis er auf Tobbs herabschauen konnte.
    »Verstehe«, knurrte er. »Das hat nicht zufällig etwas mit dieser Truhe zu tun, die auf dem Grund der Lagune liegt?«
    Jetzt galt es, Zeit zu schinden. Tobbs wusste nicht, ob er sich setzen durfte, aber er musste auf jeden Fall von der Schädelpyramide weg, sonst würde er umkippen, sobald der Wind wieder drehte.
    »Schon möglich«, sagte er zögernd und hoffte, Mako würde ihm sein ängstliches Zusammenzucken abnehmen. Der Haigott grinste triumphierend. Das Spiel begann ihm wohl Spaß zu machen. »Und du denkst, ich gebe dir die Truhe zurück?«
    »Nein, so vermessen wäre ich niemals«, antwortete Tobbs. »Aber ich möchte dir einen Vorschlag machen. Allerdings würde ich es vorziehen – wenn du erlaubst –, dass wir dort drüben weitersprechen. Die Geister dieser Toten da sollen nicht hören, was ich dir zu sagen habe.«
    Mako überlegte nur kurz, dann ging er mit großen Schritten zu der kleinen Anhöhe aus Sand, auf die Tobbs gedeutet hatte. Selbst in seinen menschlichen Bewegungen lag noch die Geschmeidigkeit eines schwimmenden Hais. Tobbs beeilte sich, dem Gott zu folgen, der sich auf dem Sand niederließ. Er forderte Tobbs nicht auf, sich ebenfalls zu setzen.
    »Also?«
    »Ich schlage dir einen Handel vor oder eher ein Spiel. Du errätst, wer oder was ich wirklich bin. Wenn du das Rätsel nicht löst, gehört die Truhe mir. Löst du es, gehe ich leer aus.«
    Mako lachte schäbig, was mit dem Haifischmaul aussah, als würde er die Luft zerfetzen wie Beute. Seine Augen funkelten bösartig.
    »Mit Göttern spielt man nicht«, grollte er.
    »Möglich, aber das ist alles, was ich habe«, sagte Tobbs ernst und bemühte

Weitere Kostenlose Bücher