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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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beschädigt hast«, sprach Dopoulos weiter, ohne auf Tobbs’ Frage einzugehen. »Aber du weißt nicht, worauf du dich einlässt, wenn du nach Doman gehst. Ich habe die Mauer verstärkt. Keine Menschenhand kann sie zerstören.«
    »Du hast meine Frage nicht beantwortet«, fauchte Tobbs den Wirt an. »Warum wollen die roten Reiter das Fell haben? Was wollen sie von mir?«
    »Dich darf es nicht geben, Tobbs«, antwortete Dopoulos schlicht. »Das ist Grund genug, jemanden zu töten. Mehr werde ich dir vor deinem fünfzehnten Geburtstag nicht verraten. Ich habe ohnehin bereits viel zu viel gesagt.«
    »Wer verbietet dir, mir endlich die Wahrheit zu sagen?«, brüllte Tobbs.
    »Ein Versprechen«, entgegnete Dopoulos mit der Müdigkeit von vielen bitteren schlaflosen Jahren. »Nur ein Versprechen.«

DIE VERBOTENE TÜR
    Nach der Zeit in Tajumeer empfand Tobbs den Dauerregen, der seit Wochen auf das Dach der Taverne eintröpfelte, noch trostloser als sonst. Die Türen nach Tajumeer und Rusanien waren zugemauert, Kali bewachte nicht länger den Flur, sondern war nach Yndalamor zurückgekehrt, der Gastbetrieb lief in gewohnten Bahnen. Und inzwischen musste Tobbs auch seinen Ärmel nicht mehr fünfmal täglich hochstreifen, um sein Tatau vorzuzeigen. Viel interessanter waren die Neuigkeiten aus dem Dorf: Vor einigen Tagen hatte ein mysteriöser weiß gekleideter Einbrecher vier reiche Bürger beraubt und sich mit der Beute in ein Holzlager geflüchtet, wo er auf geheimnisvolle Weise verschwand. Der Verlust belief sich auf knapp zwanzigtausend Dupeten. Die Polizei bat um Hinweise.
    In der Taverne dagegen war heute einer der gewöhnlichen Tage: Wanja hatte in der Schmiede alle Hände voll zu tun, um ihre versäumte Arbeit nachzuholen, und summte dabei gut gelaunt tajumeerische Melodien. Baba Jaga spielte mit Konstantin, der sich bis auf sein immer noch katastrophales Kurzzeitgedächtnis ganz gut erholt hatte, ihre dreiundvierzigste Schachpartie. Ihre neuen silbernen Finger, die Dr. Dian ihr anstelle ihrer verlorenen angezaubert hatte, funkelten frisch poliert.
    »Matt«, sagte sie und versperrte mit ihrem Springer den letzten Fluchtweg des Königs.
    Konstantin starrte sie fasziniert an. »Wirklich? Das ist interessant. Was ist ein Matt?«
    Tobbs stellte das Tablett mit siebzehn Kakaotassen auf dem Tisch ab, an dem die letzten Gäste saßen – eine Moosfee mit Liebeskummer und sechzehn Wichtel.
    Verstohlen schielte er dabei zu Domovoj. Der Hauskobold lungerte im Regal neben den Branntweinflaschen herum und starrte trübsinnig in die Flamme einer Petroleumlampe. Seine Depression hatte sich in den vergangenen Wochen verschlimmert. Er vermisste das Haus auf Hühnerbeinen und fühlte sich überflüssig, seit Dopoulos ihm sogar verboten hatte, die eintretenden Gäste mit einem Feuerwerk zu begrüßen. Erst als Tobbs ihm nun zuwinkte, hellte sich sein faltiges Gesicht ein wenig auf.
    Mit Dopoulos sprach Tobbs seit ihrer seltsamen Unterredung auf dem Dachboden nur noch das Nötigste. Und auch jetzt nickte er nur, als der Wirt ihn freundlich aufforderte, die Stühle auf die Tische zu stellen und die letzten Gäste zu den Türen zu begleiten.
    »Der alte Mann kann nichts dafür«, raunte Mamsie Matata Tobbs zu, als er an ihr vorüberging. »Ein Versprechen ist ein Versprechen.«
    »Und eine Lüge ist eine Lüge«, gab Tobbs ungnädig zurück.
    Mamsie Matata lächelte wissend; ihr hellgrünes Auge funkelte geheimnisvoll.
    »Ach, da du schon so gesprächig bist«, meinte sie dann. »Wie geht es denn dem Ziegenmädchen? Stimmt es, dass ihr euch mit Banniks Hilfe über die Rohre im Keller heimlich Nachrichten schickt?«
    Tobbs konnte nicht verhindern, dass er rot wurde. Er warf Bannik, der es sich mal wieder in einer Flasche »Klöppelsheimer Nixenblut« gemütlich gemacht hatte, einen vorwurfsvollen Blick zu. Der Badegeist grinste verlegen.
    Mamsie Matata lachte. »Wie geht es ihr? Von der Tatsache mal abgesehen, dass die Quellnymphen sie in diesem Leben sicher nicht mehr in deine Nähe lassen werden.«
    »Besser«, murmelte Tobbs. »Aber es hat ganze drei Wochen gedauert, bis sich das Krakengift in ihrem Körper aufgelöst hat.«
    »Das ist alles? Sonst keine Neuigkeiten? Keine romantischen Schwüre? Keine Gedichte?«
    Tobbs zuckte mit den Schultern und beeilte sich, den Raum zu verlassen. Nicht jeder musste wissen, dass er und Anguana sich besser verstanden als je zuvor. Und dass die Quellnymphen ebenso wenig wie Dopoulos und Wanja

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