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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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ahnten, was er und Anguana seit einigen Tagen zu besprechen hatten.
    Noch nie hatte er sich so gefreut, Anguana zu sehen. Sie trug ein dunkelrotes neues Kleid, das ihren Ziegenfuß bedeckte, und lächelte ihm aus dem Kellerbrunnen entgegen. Ihre Haut war wieder hell, nur das Haar hatte diesen seltsamen Grünstich behalten und leuchtete im fahlen Algenlicht so grell wie Phosphor. Bei ihrem Anblick floh Bannik erschrocken aus dem Brunnen und glitt in eine Pfütze zwischen zwei Bodenfliesen.
    »Ich dachte schon, die Nymphen lassen mich gar nicht mehr aus den Augen«, flüsterte Anguana ihm zu. »Ist die Luft rein?«
    Tobbs nickte und streckte ihr die Hand hin, die sie heute ergriff, ohne rot zu werden. »Und du willst es wirklich wagen?«, sagte sie kaum hörbar.
    »Und du willst wirklich mitkommen?«, konterte Tobbs. »Ich habe dich schon einmal in Gefahr gebracht.«
    Anguana lächelte breit. »Wie oft haben wir schon darüber gesprochen? Du hast nichts Falsches getan, es war mein eigener Entschluss. Außerdem bin ich kein Mensch, sondern ein magisches Geschöpf, auch wenn Wanja und meine Nymphen mich lieber wie ein kleines Mädchen behandeln. Aber ich bin fast so alt wie der graue Berg und ich habe weitaus Schlimmeres überlebt als einen giftigen Kraken. Und, was das Wichtigste ist: Ich treffe meine Entscheidungen selbst – so wie du deine.«
    Tobbs musste an Haruto denken und schluckte. Anguana hatte Recht. Die Verantwortung wog schwer – und war dennoch tausendmal besser auszuhalten als die Ungewissheit.
    »Außerdem«, fügte sie verschmitzt hinzu, »lasse ich dich um nichts in der Welt allein ins Verderben rennen.«
    Tobbs lächelte verlegen. Wieder fühlte es sich ganz tief im Bauch so an, als würde eine Feder sein Zwerchfell kitzeln. Diese neue Vertrautheit zwischen ihnen war aufregend und irritierend zugleich.
    »Ich bin nicht sicher, ob es mein Verderben ist«, murmelte er. »Das Kratzen an der Tür hat aufgehört.«
    Das Fuchsfell lag wohlig warm und schützend auf seinen Schultern. Ein Versprechen, dass sein Geheimnis nur noch wenige Schritte von seiner Auflösung entfernt war.
    »Dann lass es uns endlich herausfinden!«, sagte Anguana und stieg aus dem Brunnen.
    Domovoj drückte sich bereits auf dem dunklen Flur herum. Sein hageres Gesicht strahlte, als er Anguana und Tobbs durch die Kellertür schleichen sah.
    »Na endlich!«, flüsterte er. »Macht schnell! Wenn der dicke Wirt mich erwischt, stopft er mich in eine Flasche.«
    Dennoch konnte er nicht verbergen, dass er sich diebisch auf seine Aufgabe freute. Tobbs legte warnend den Zeigefinger an die Lippen und lauschte. Das Klirren von Dopoulos’ Schlüsseln war nicht zu hören, und auch Mamsie Matatas allabendliches Lied über den Helden Mtomekela Ziegenwerfer war verstummt. Es war das ideale Zeitfenster für ihr Vorhaben.
    »Haben wir alles?«, flüsterte Anguana. Tobbs prüfte noch einmal sein Gepäck: sein Messer, eine kleine, handliche Axt für alle Fälle, etwas Proviant, sein Fuchsfell, ein lederner Wasserbeutel, randvoll gefüllt. Als er wieder aufblickte, glaubte er im Treppenschatten für den Bruchteil einer Sekunde zwei Katzenaugen aufleuchten zu sehen, aber das war sicher nur Einbildung. Neki war schließlich mit Dopoulos unterwegs.
    »Wir haben alles«, sagte er mit einer Stimme, die vor Aufregung ganz heiser war, und legte Anguana den Arm um die Schultern. Gemeinsam wandten sie sich der Mauer zu.
    »Also Vorsicht«, sagte Domovoj. »Zurücktreten, meine Damen und Herren, es geht los: Eins … zwei … drei!«

TEIL III
DAS KÖNIGREICH DER KITSUNE

DAS GESETZ DER TAVERNE
    Wenn der Spionspiegel sagt: »Du kommst hier nicht rein!«, dann kommst du hier nicht rein.
    Niemand bringt eigenes Essen mit. Schon gar nicht Essen, das sagen kann, wo es wohnt.
    Keine Lieder über Ziegen, keine rusanischen Tänze, keine magischen Duelle. Falls doch: Wanja zeigt euch gerne eure Tür.
    Im Interesse der eigenen Sicherheit: Keine Witze über den Stammtisch der Schicksalsfrauen, Vegetarier, Baba Jaga oder unsere Katze. Wer über Wanja Witze macht, hat es nicht anders gewollt.
    Dämonen haften für ihre Kinder!
    Apropos: Es werden hier keine Kinder geopfert. Es werden keine Erwachsenen geopfert. Es wird gar nichts geopfert, außer dem letzten Dalar, um die Schankschulden zu bezahlen. (Falls du das liest, Baba Jaga: Es sind immer noch 32 Dupeten!) Geschenkt! Costas H. Dopoulos
    Banshees und Sirenen sind von den Karaoke-Wettbewerben

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