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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Nasen und nichts Gutes im Sinn. Glücklicherweise fürchten sie das Licht, also seht auf jeden Fall zu, dass ihr vor Sonnenuntergang die Stadt erreicht!«
    Ein warnendes Jaulen ertönte von außen. Gleich darauf fegte ein Fuchs aus dem Wald und blieb hechelnd vor dem zerfallenen Eingang stehen.
    Die Art, wie er zum Wald zurückblickte und dann besorgt Tobbs und Anguana musterte, jagte Tobbs einen Schreckschauder über den Rücken. Das Flussmonster fiel ihm wieder ein.
    »Die Füchse haben Recht«, murmelte Niemand. »Es ist höchste Zeit für euch, den Wald zu verlassen. Man hat eure Anwesenheit bemerkt. Aber ihr habt genug Vorsprung. Kommt, ich zeige euch noch den Weg.«
    Tobbs und Anguana sprangen auf und rafften hektisch ihre Sachen zusammen. Sobald sie die Schwelle übertreten hatten, waren sie umhüllt von den Geräuschen des Waldes: Knacken, Rascheln, Zirpen – und entferntes Donnern von Hufen.
    »Geht nun!«, flüsterte der Alte.
    Offenbar spielte der Wald mit Tönen und Lauten, denn die Stimme des alten Reishändlers bekam einen seltsamen Doppelklang, fast so, als würde ein helleres Echo die krächzende Stimme überlagern, und für einen Augenblick war sich Tobbs nicht mehr sicher, ob er einem alten Mann oder einer jungen Frau zuhörte.
    »Haltet euch immer in Richtung Norden«, sagte die gespenstische Doppelstimme. »Wenn ihr nicht weiterwisst, fragt die Füchse. Aber wohin ihr auch kommt, hütet euch vor den Tanukis.«
    Bevor Tobbs weiterfragen konnte, verpasste ihm der Alte einen erstaunlich kräftigen Schubs. Anguana packte seine Hand und bewahrte ihn mit einem entschiedenen Ruck davor, im Schlamm der Länge nach hinzuschlagen. Im nächsten Augenblick stolperten sie auf den matschigen Weg entlang. Füchse huschten an ihnen vorbei und forderten sie mit bellenden Rufen auf, ihnen zu folgen. Der Hufschlag wurde lauter.
    »Tun wir, was sie gesagt hat!«, flüsterte Anguana und rannte los. Tobbs zögerte nur kurz, dann folgte er dem Ziegenmädchen. Wieso »sie«?, schoss es ihm durch den Kopf. Im Laufen blickte er über die Schulter zurück. Die Tempelruine lag einsam und verlassen da, von dem alten Mann zeugten nicht einmal mehr Spuren im Schlamm. Nur ihre eigenen Spuren waren auf dem Weg zu sehen: drei menschliche Fußabdrücke und ein Ziegenhuf.

HIMMELHUNDE
    Am Anfang waren sie noch gerannt, voller Angst, dass die roten Pferde sie bereits gewittert hatten. Sie stolperten über Wurzeln und rutschten auf dem schmierigen Untergrund aus. Doch je weiter sie nach Norden kamen, desto wirklicher wurden Wege und Wälder. Das magische Flirren verschwand, die Kuckucksrufe klangen nicht länger wie die klagenden Rufe verirrter Seelen und die Steine am Weg wurden spitz und grob und schienen mit hämischem Grinsen zu sagen: »Willkommen in der Wirklichkeit!«
    Anfangs hatte eine ganze Gruppe von Füchsen ihnen den Weg gewiesen, doch nach und nach blieben immer mehr von ihnen zurück, bis sie nur noch einem einzigen Tier folgten. Und schließlich, auf einer Straße, auf der breite Wagenräder tiefe Abdrücke hinterlassen hatten, verschwand auch dieses, als hätte es beschlossen, dass sein Auftrag nun erfüllt sei.
    »Na endlich!« Anguana atmete erleichtert auf. »Da drüben ist ein befestigter Weg. Er führt bestimmt direkt in die Leuchtkäferstadt.«
    »Wollen wir da wirklich hin?«, meinte Tobbs mürrisch. »Es passt mir nicht, dass Niemand uns einfach in der Domaner Weltgeschichte herumschickt.«
    »Oh, du möchtest also lieber in der Dunkelheit herumstolpern und dich mit den Himmelhunden anlegen?«, fragte Anguana spöttisch. »Na ja, mit Dämonen kennst du dich ja bestens aus.«
    »Und was, wenn Niemand uns Märchen erzählt hat?«, beharrte Tobbs.
    »So wie das Märchen vom Flussmonster und von den roten Pferden?« Anguana schüttelte den Kopf. »Sei nicht so misstrauisch, Tobbs. Wir können ihr vertrauen!«
    »Ihr? Du meinst wohl ihm.«
    Das Mädchen blickte ihn verwundert an. »Von wem sprichst du?«
    »Na, von dem alten Reishändler! Niemand! Von wem denn sonst?«
    Anguana runzelte verwundert die Stirn. »Wenn das ein alter Reishändler war, bin ich eine Wurzelhexe! Niemand war eine wunderschöne junge Frau! Sie trug ein gelbes Seidenkleid mit weiten Ärmeln.«
    Tobbs blieb stehen.
    »Ich wusste doch, dass mit dem Mann was nicht stimmt! Er sprach so seltsam – und dann verschwand er so plötzlich. Er ist ganz bestimmt selbst ein Geist!«
    »Und wenn schon«, erwiderte Anguana ungeduldig. »Wir können

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