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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Niemand vertrauen! Die weißen Füchse in meinem Traum haben gesagt …«
    Sie verstummte abrupt und errötete, als hätte sie sich soeben verplappert.
    »Was denn?«
    Anguana schlug die Augen nieder und zupfte sich einen nicht existierenden Fussel vom Kleid.
    »Ach nichts«, murmelte sie und wurde noch eine Spur röter. »Nichts Wichtiges jedenfalls. Aber die Frau im Tempel wollte uns nur helfen, da bin ich mir ganz sicher.«
    »Tolle Hilfe, uns nur die Hälfte zu sagen!«, maulte Tobbs. »Wer sind die Tanukis? Wie sollen wir uns vor ihnen in Acht nehmen, wenn wir nur ihren Namen kennen?«
    Anguana schwieg eine ganze Weile. Erst als sie schon ein ganzes Stück Weg hinter sich gebracht hatten, fragte sie leise: »Was haben die weißen Füchse denn zu dir gesagt?« Gespannt sah sie ihn von der Seite an.
    »Sie sagten, ich solle zu einem Haus mit grünem Dach und goldenen Fenstern gehen. Da würde ich erfahren, wer ich bin.«
    Anguana leckte sich über die Lippen. »Und haben sie … vielleicht … auch von mir gesprochen?«
    »Von dir? Nein.«
    »Oh, ach so«, sagte Anguana. Seltsamerweise klang sie ein wenig enttäuscht. »Na ja, jedenfalls sind wir jetzt auf dem richtigen Weg. Irgendwo in Katuro wird es ganz bestimmt ein Haus mit einem grünen Dach geben. Komm jetzt! Die Sonne steht schon tief!«
    Anguana beschleunigte ihren Schritt so sehr, dass Tobbs beinahe rennen musste, um mit ihr mitzuhalten. Verstohlen betrachtete er sie von der Seite. Was hatte sie denn plötzlich? Ihre Lippen waren zusammengekniffen und sie wandte den Blick nicht mehr von der Straße ab. Zu gerne hätte er gewusst, was das Fuchsorakel zu ihr gesagt hatte, aber eine seltsame Scheu hielt ihn davon ab, Anguana damit zu bedrängen.
    Längst hatten sie den Wald verlassen und wanderten durch eine hügelige Sumpflandschaft. Auf einigen verstreuten Erdinseln wuchsen krumme Krüppelkiefern. Der Herbstwind rauschte durchs Schilf und kräuselte das schwarze Tümpelwasser. Über das morastige Land führte leicht erhöht die Straße, mal mit Holzplanken belegt, mal aufgeschüttet mit Steinen und Kies.
    Viel zu rasch senkte sich die Dämmerung über Doman. Als hätten sie sich abgesprochen, begannen Tobbs und Anguana, noch schneller zu laufen. Tobbs taten längst die Füße weh, und er widerstand nur mit Mühe dem Drang, ständig nach den Himmelhunden Ausschau zu halten.
    Endlich, als sie mühsam eine Kuppe hochgeschnauft waren, sahen sie im Tal eine flackernde und flirrende Halbkugel aus Licht. Dahinter erhob sich ein mit Wald bedeckter Berg. Als der Wind drehte, wehte ihnen die Ahnung von Musikfetzen um die Ohren.
    »Da ist die Stadt!«, rief Anguana begeistert aus.
    Im nächsten Moment vernahmen sie hinter sich ein dumpfes Rumpeln. Tobbs zuckte zusammen und drehte sich um. Auch Anguana blieb wie angewurzelt stehen.
    Ein seltsames Gefährt holperte hinter ihnen die steinige Straße herauf. Auf den ersten Blick sah es aus wie ein voll beladener Ochsenwagen. Doch als das Ding näher kam, erkannte Tobbs, dass es sich eher um eine Art Kutsche handelte. Und gezogen wurde sie nicht von Ochsen, sondern von zwei schweren Pferden, die einen martialischen Kopfschmuck aus geschmückten Hörnern trugen. Klingende Glasperlenketten waren daran befestigt, Fransen und Silberplättchen funkelten im Dämmerlicht. Die Hufe der Pferde waren kunstvoll bemalt: Drachenaugen und Feuerzungen blitzten bei jedem Schritt auf.
    Im Gegensatz zu dieser Pracht sah der Wagen aus, als brauchte der Zimmermann, der ihn angefertigt hatte, dringend eine starke Brille: Selbst wenn man über die eiförmigen Räder großzügig hinwegsah – hier stimmte kein einziger Winkel. Die Nägel standen zum Teil krumm aus dem Holz hervor und das Dach war nicht mehr als eine rohe Holzplatte, die jemand einfach auf den Wagen geworfen zu haben schien, in der vagen Hoffnung, sie würde die Insassen schon nicht erschlagen.
    Anguana und Tobbs traten zur Seite, als der Wagen ihnen klappernd und knarrend entgegenrumpelte. Die Pferde schnaubten und verdrehten beim Anblick der beiden Wanderer angriffslustig die Augen.
    Tobbs begann auf der Stelle zu schwitzen. Er hasste Ponys! Er hasste Pferde! Und Pferde mit Hörnern gehörten eindeutig zur Kategorie »Tiere, die die Welt nicht braucht«. Hilfe suchend hielt er nach einem Kutscher Ausschau, aber die Gäule waren offenbar auf Autopilot gestellt.
    Ächzend erreichte der merkwürdige Wagen die Kuppe und rumpelte an ihnen vorbei. Tobbs spähte in die Kutsche

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