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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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richtiger Mensch.«
    »Warum will eure Königin mich töten?«
    »Nun ja, die erlaubte Halbfuchsquote in Doman beträgt 0,0 Prozent. Altes Gesetz in Doman. War schon immer so. Und abgesehen davon ist die Existenz deines Fells eine ständige Bedrohung für uns. Für die Kitsune wäre es besser, das Fell würde vernichtet. Du würdest dann ohnehin sterben. Komm, ich bringe dich zum Sanderholzhain. Da bist du erst einmal sicher …«
    »Nein! Ich muss zu Inaris Tempel. Von dort aus finde ich bestimmt den Weg zurück zur Höhle und kann nach Hause. Anguana ist bei den Tanukis und …«
    »Das Mädchen mit den grünen Haaren?«
    Er nickte und die Angst schnürte ihm die Kehle zu. »Sie werden ihr etwas Schreckliches antun! Ich muss es verhindern.«
    »Hm, König Tanuki sammelt Nixengeschöpfe«, meinte Moriko leichthin. »Vielleicht lässt er sie ja am Leben.«
    »Vielleicht aber auch nicht!«, blaffte Tobbs sie an und streifte sich mit beiden Pfoten die Uhr über den Kopf. Der Anblick des Zifferblatts ließ seinen Mut sinken. »Nur noch sechs Stunden und elf Minuten!«
    Moriko sah zum Wald hinüber. »Du weißt schon, dass Inaris Tempel am Rand des Tanuki-Waldes liegt?«, gab sie zu bedenken. »Die Tanukis und die Kitsune sind verfeindet. Die Göttin Inari schützt nur einen winzigen Teil des Waldes.«
    »Ich muss trotzdem zurück!« Tobbs zog die Uhr wieder über den Kopf, sprang auf und setzte sich in Bewegung. Moriko folgte ihm und trabte neben ihm her, und Tobbs war insgeheim sehr froh, dass sie bei ihm blieb.
    Im Gleichtakt klackerten ihre Krallen auf der hölzernen Straße. Nach einer Weile sah Moriko sich um und leckte sich über die Lefzen.
    »Es wäre besser, im Schatten neben der Straße zu laufen. Auf dem Präsentierteller bewegen sich nur Menschen fort.«
    Tobbs wurde bewusst, dass seine Menschenhälfte die Regie übernommen hatte, und folgte Moriko sofort auf das sumpfige Gras.
    »Was weißt du noch über meine Eltern? Meine Mutter ist ein Fuchs, hast du gesagt.«
    Moriko lachte. »Ja, natürlich! Das sieht doch jeder Blindfuchs! Hat Inaris Orakel dir deine Frage nicht längst beantwortet?«
    »Nein, es sagte lediglich, ich muss ein Haus mit grünem Dach und goldenen Fenstern finden.«
    »Dann finde es«, erwiderte Moriko trocken. »Alles andere wäre reine Spekulation.«
    Tobbs seufzte, so gut er das als Fuchs konnte. Sandergiftholz, noch zu grün, hallte das Orakel in seinem Kopf. In Doman liebten es leider nicht nur die Katzen, in Rätseln zu sprechen.
    »Warum sind die Kitsune mit den Tanukis verfeindet?«, brach er nach einer Weile das Schweigen.
    »Naturgesetz. War schon immer so. Früher gehörte der magische Wald uns Füchsen. Wir waren die Herren hier und der alte Fürst der Stadt war den Füchsen wohlgesinnt. Doch dann kamen die Tanukis aus dem Norden und beanspruchten einen größeren Teil des Waldes für sich. Und als die Kitsune nicht nachgaben, gewannen die Tanukis die Bewohner der Stadt für sich und hetzten gegen die Füchse. Sie versprachen den Städtern Magie und Macht. Der alte Fürst wurde vertrieben, die Füchse systematisch gejagt und beinahe ausgerottet. Ein neuer Fürst, ein Freund der Tanuki, kam auf den Thron und besetzt ihn bis heute. Du hast ihn ja selbst gesehen – ein vergnügungssüchtiger Feigling, der ihnen nicht gefährlich werden kann. Seitdem herrschen die Tanukis über die Wälder Domans und de facto auch über Katuro, und die Füchse gelten als die Unaussprechlichen, die Unglücksbringer. Ganz besonders die schwarzen. Doch die Tanukis warten nur auf die Gelegenheit, auch noch die Menschen zu vertreiben. Da war der Mord an der Wächterschlange eine willkommene Gelegenheit.«
    »Woher haben sie so viel Macht?«, wollte Tobbs wissen. »Wie haben sie es geschafft, dass die Sonne verschwindet?«
    In ihrer menschlichen Gestalt hätte Moriko sicher mit den Schultern gezuckt.
    »Das kann uns nur die Göttin Amaterasu sagen. Solange sie sich verborgen hält, scheint die Sonne nicht. Das kommt den Tanukis gelegen, denn egal, ob sie ihre Menschen- oder ihre Tiergestalt annehmen – ihre ganze Stärke besitzen sie nur in der Dunkelheit.«
    »Das erklärt, warum sie vor einigen Wochen mitten in der Nacht in das Land Tajumeer eingefallen sind«, murmelte Tobbs.
    »Ihnen wäre es nur recht, wenn ständig Dunkelheit herrschen würde«, sagte Moriko.
    »Warum sucht ihr die Göttin nicht und bringt das in Ordnung? Warum wehrt ihr euch denn nicht gegen die Tanukis?«
    Ein

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