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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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schluckte. Sein Maul war wie ausgedörrt, die Zunge klebte an seinen Dolchzähnen.
    »Tobbs.«
    Sie kicherte. »Ein interessanter Name.«
    Neugierig musterte sie ihn und lächelte ihm verschmitzt zu. Es sah nett aus.
    »Ich danke dir … für die Warnungen«, stotterte er. »Aber warum hast du mir geholfen … und wie hast du mich überhaupt …«
    »… erkannt? Füchse bleiben Füchse, egal in welcher Gestalt. Und ich bin außerdem nach Katuro geschickt worden, um die Augen offen zu halten. Wenn auch aus anderen Gründen.«
    »Dann haben die Tanukis dich gemeint, als sie von Königin Kitsunes Spion sprachen?«
    »Gut kombiniert. In dir steckt vielleicht doch mehr von einem Fuchs als von einem Menschen.«
    Tobbs traute seinen Augen kaum. Mit klopfendem Herzen verfolgte er, wie sich das Menschenmädchen auf alle viere niederließ und sich vor seinen Augen in einen orange-farbenen Fuchs verwandelte. Es sah so selbstverständlich aus, als hätte sie einfach nur eine Maske abgenommen.
    »Viel besser!«, meinte sie zufrieden und kratzte sich mit dem Hinterbein am Ohr.
    Nun saßen sie sich Auge in Auge gegenüber.
    »Zeigst du mir, wie … das geht?«, fragte Tobbs zaghaft. »Ich muss so schnell wie möglich wieder zum Menschen werden!«
    Moriko schüttelte bedauernd den Kopf. »Keine Chance. Du bist nun mal kein richtiger Kitsune.«
    »Aber du hast mir doch über den Falter ausgerichtet, ich soll mich verwandeln!« Jetzt war Tobbs der Verzweiflung nahe.
    »Ja, weil es die einzige Möglichkeit war, dich aus der Kammer der Ketten zu befreien. Wenn die Tanukis dich in die Hände bekommen hätten, wäre das noch schlimmer, als wenn Königin Kitsune dich findet. Die Königin würde dich auf der Stelle töten. Die Tanukis dagegen würden dich auch töten, aber zuvor würden sie uns Füchsen noch unser wichtigstes Geheimnis entreißen.«
    Tobbs schauderte. Das wichtigste Geheimnis.
    »Es hat mit meinem Fell zu tun, nicht wahr? Als ich vor einigen Wochen im Land Tajumeer war, haben die Tanukis versucht, mein Fell zu bekommen. Was hat es damit auf sich?«
    Moriko sah ihn ernst an. »Du bist der einzige Nachkomme einer Kitsune-Frau und eines Menschen-Mannes. Und damit auch der Einzige, der sich in zwei Naturen aufspalten kann. Auch wenn dir in deiner menschlichen Gestalt immer einige Eigenschaften deines Fuchswesens erhalten bleiben.«
    Ein halber Kitsune also. Das war eine weitere Neuigkeit, die Tobbs erst einmal verdauen musste. Hatten seine Eltern ihn deshalb in der Taverne zurückgelassen? Damit er vor Königin Kitsunes Zorn sicher war?
    »Kein richtiger Kitsune könnte getrennt von seinem Fell existieren«, fuhr Moriko fort. »Du siehst es an mir: Ich verwandle mich, und mein Fell verschwindet zwar vor deinen Augen, aber das ist nur ein Trick. In Wirklichkeit ist es immer noch Teil meiner Natur. Ich könnte es niemals ablegen. Du dagegen schon. Doch dein Fell birgt alle Magie der Verwandlung. Und wer das Fell besitzt, kann sie entschlüsseln. Die Tanukis haben großes Interesse daran, unsere Magie zu beherrschen, denn sie ist viel stärker als ihre eigene. Sie können nur in der Stunde der Dämmerung ihre Gestalt wechseln, wir dagegen zu jeder Tages- und Nachtzeit. Und vermutlich«, sie machte eine bedeutungsvolle Pause, »könnten die Tanukis mit deinem Fell unsere Magie sogar entschlüsseln und sie sich zu eigen machen. Dann wären wir nur noch gewöhnliche Füchse ohne den geringsten Funken Magie und sie könnten ihre Gestalt jederzeit verwandeln.«
    Langsam dämmerte Tobbs, warum Dopoulos die Tür zum Land Doman zugemauert hatte. »Können denn alle Füchse in Doman Menschen werden?«, fragte er leise.
    »Ja, aber nicht alle nutzen diese Gabe. Beim ersten Mal bedarf es eines komplizierten Rituals der Verwandlung. Und viele finden es schlichtweg langweilig, in der plumpen Menschengestalt unterwegs zu sein. Wer einmal Menschengestalt angenommen hat, lebt länger als ein gewöhnlicher Fuchs – ein ganzes Menschenleben lang. Und auch sonst bringt es viel Verwirrung mit sich. Man findet plötzlich Menschen attraktiver als Füchse, verliebt sich, wird eifersüchtig, all dieser Menschenkram eben. Die meisten Füchse bleiben lieber gewöhnliche Tiere.«
    »Du hast das Ritual durchgeführt, um dich in einen Menschen zu verwandeln.«
    Moriko senkte verlegen den Blick. »Ja«, sagte sie ernst. »Wobei wir uns nicht in Menschen verwandeln, wir sehen nur aus wie welche. Bei dir ist das anders – du bist zur Hälfte ein

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