Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
Vom Netzwerk:
gut in den Kram, ihn als Mörder zu präsentieren. Er würde alles tun, um seine Stadt zu retten. Er hat Arnold und das halbe Cho-Babadoo in die Kammern der Ketten sperren lassen, zusammen mit allen anderen Verdächtigen. Und er wird alle zum Palast von König Tanuki schaffen lassen. Wir müssen verhindern, dass sie Arnold als Sündenbock an die Tanukis ausliefern!«
    Ankou Arnold! Tobbs würgte ein füchsisch verächtliches Bjärks! hervor und schüttelte sich. Drei weitere Krieger waren am Waldrand erschienen und wechselten einige Worte. In der Dunkelheit konnte Tobbs den schwachen Schimmer ihrer Rüstungen sehen.
    »Arnold soll sehen, wo er bleibt«, knurrte Tobbs und machte sich daran, das Netz durchzubeißen.
    »Tobbs, nein!«, wisperte Anguana entsetzt.
    Zu spät.
    Ein brennendes Ziepen fuhr ihm bis zur Spitze jeder einzelnen Zahnwurzel und ließ grelle Funken vor seinen Augen tanzen. Unwillkürlich jaulte er auf. Die Tanukis verstummten.
    »Lauf!«, flüsterte Anguana. »Zur Taverne!«
    Keine Chance. Benommen torkelte Tobbs völlig orientierungslos ein paar Schritte vom Netz weg und fiel auf den Boden. Er hätte sich denken können, dass ein Netz, das Anguana hielt, magisch sein musste.
    »War das ein Fuchs?«, grollte einer der Tanukis. »Das war doch kein Fuchs, oder?«
    Anguana versuchte sich ziemlich kläglich an einer Imitation von Tobbs’ Jaulen, doch die Tanukis ließen sich nicht täuschen.
    »Dort! Bei der Gefangenen!«, brüllte einer der Krieger und sein Pferd erwiderte seinen Ruf als wieherndes Echo. »Königin Kitsunes Spion! Ich wusste doch, dass sich einer in der Stadt rumtreibt!«
    »Los jetzt!«, rief Anguana panisch.
    Tobbs hatte nur eine Sekunde, um sich zu entscheiden. Als Gefangener würde er Anguana nichts nützen. Sein Maul schmerzte immer noch höllisch, aber dafür funktionierten seine Beine wieder umso besser.
    Die grässlichen Pferde stampften hinter ihm her. Immerhin bot sein schwarzes Fell ihm eine gute Tarnung. Vorausgesetzt, er erreichte die schattigen Flanken der hügeligen Wiese. Nicht denken, rennen!, ermahnte er sich.
    Ein silberner Pfeil schlug neben ihm in den Boden ein und Tobbs lernte innerhalb einer Sekunde das Hakenschlagen. Es klappte sogar auf Anhieb ohne lästiges Beinverheddern. Mit angelegten Ohren schoss er auf eine schattige Mulde zu.
    Es war seltsam – als Mensch wäre er längst in Panik ausgebrochen, aber sein Fuchsverstand ließ ihm nur Raum für das Naheliegendste: Wo ist es am dunkelsten, wie schlage ich den nächsten Haken, wie weit sind die Verfolger noch entfernt?
    Tobbs wagte einen Blick zurück. Tatsächlich hatten sie ihn offenbar gerade aus den Augen verloren, denn sie blickten alle in unterschiedliche Richtungen. Schon wollte Tobbs triumphieren, als er stolperte. Instinktiv fing er sich ab und wollte wieder auftreten – aber seine Pfote trat ins Leere und zappelte panisch herum. Dann wurde ihm der Boden unter den Pfoten weggerissen und er strampelte hilflos in der Luft.
    Das Gras unter ihm entfernte sich in rasender Geschwindigkeit. Vor Schreck brachte Tobbs nicht einmal ein Fiepen heraus. Sein Fell war mit einem Mal drei Nummern zu klein und würgte ihm am Hals die Luft ab. Und in seinen Rücken krallten sich – Hände? Klauen? Ihm wurde schwindlig und das Achterbahngefühl in seinem Magen machte es noch schlimmer.
    Ein grinsendes knallrotes Gesicht tauchte vor ihm auf, ein zweites dicht neben ihm. Tobbs keuchte erstickt. Die Himmelhunde! Sie hatten ihn einfach von der Wiese weggeschnappt wie Adler ein Kaninchen.
    Sein Fuchsverstand verabschiedete sich und er strampelte nur noch in höchst menschlicher Panik. Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, dass die Himmelhunde ihn in Richtung Moor trugen. Dabei johlten und lachten sie und schienen sehr darauf bedacht, ihre Beute außer Reichweite der Tanukis zu schaffen. Tobbs’ Erleichterung darüber hielt sich allerdings in Grenzen, denn im nächsten Moment schleuderte ihn der Himmelhund einfach in die Luft.
    Tobbs wirbelte herum – und landete in den Händen eines anderen. Sie spielten Ball mit ihm! Sie warfen ihn hin und her, vor und zurück, bis Tobbs nicht mehr wusste, wo oben und unten war. Instinktiv schnappte er nach einem Ärmel, doch der geisterhafte Stoff glitt ihm einfach durch die Zähne. Verzweifelt blickte er um sich – und sah in der Tiefe eine hölzerne Straße, die durch Moortümpel und kleine Gruppen von verkrüppelten Bäumen führte. Der Weg, auf dem er und Anguana

Weitere Kostenlose Bücher