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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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hergekommen waren.
    Die Himmelhunde johlten noch einmal – und ließen ihn fallen. Tobbs jaulte vor Schreck auf, seine Pfoten ruderten in der Luft – dann brach er schon in die Krone einer Kiefer und stürzte von Ast zu Ast. Zweige schlugen gegen seine empfindliche Schnauze, er schnappte um sich im verzweifelten Versuch, irgendwo einen Halt zu finden. Zitternd, zerschrammt und völlig erledigt klammerte er sich schließlich an einen knorrigen Kiefernast, so gut das mit Fuchspfoten eben ging.
    Lachend und johlend verschwanden die Himmelhunde wieder in Richtung Stadt. Tobbs ächzte und schloss die Augen. Ich will wieder ein Mensch werden!, dachte er und konzentrierte sich ganz auf diesen Wunsch. Ein Mensch! Bitte! Bitte! Ein Mensch!
    Doch nichts geschah. Und zur Höhenangst gesellte sich die schreckliche Erkenntnis, dass er keinen Schimmer hatte, wie er sich jemals wieder zurückverwandeln sollte.
    Wie schön wäre es jetzt gewesen, richtig losheulen zu können, doch alles, was Tobbs blieb, war zu warten und leise zu winseln, während die Uhr an seinem Hals unerbittlich vor sich hin tickte.
    Doch mit dem Winseln hörte er sofort auf, als er unter sich Hufschlag hörte. Die Tanuki-Krieger! Sie suchten ihn immer noch!
    »Ich habe da drüben etwas gesehen!«, rief einer. Kurz darauf trabten sie an der Gruppe von Kiefern vorbei. Von hier oben waren sie nur schmale Schatten in der Dunkelheit.
    »Bist du sicher, dass er hierhergelaufen ist?«
    Tobbs hielt die Luft an.
    »Ja, eben ist was über den Boden gehuscht.«
    »Eine Moorratte vielleicht, du Blindgänger!«
    Die Krieger stritten und ritten noch eine Weile hin und her, dann gaben sie endlich auf und galoppierten davon. Erst nach einer Ewigkeit wagte Tobbs wieder zu atmen. Gerade wollte er sich eine etwas bequemere Position auf dem Ast suchen, als unter ihm ein Zweig knackte. Baumschlange, schoss es ihm durch den Kopf. Himmelhund, Riesenspinne, Mördermarder!
    Weitere Äste brachen, etwas bewegte sich auf ihn zu. Tobbs fletschte die Zähne und knurrte. Dann verschluckte er sich und musste bellend husten.
    Ein schmales blasses Gesicht tauchte zwischen den Kiefernästen auf. Ein Mädchengesicht mit goldenen Augen!
    »Keine Angst«, flüsterte sie. »Ich bin’s nur. Bleib ruhig, sonst fällst du runter!«
    Mit zwei flinken Handgriffen zog sie sich neben Tobbs auf den Ast. Erst jetzt, als er sich entspannen konnte, spürte er, wie sehr er zitterte.
    »Du bist vielleicht ein Sturkopf!«, flüsterte das Mädchen ihm zu und lachte leise. »Im Sanderhain wärst du in Sicherheit gewesen. Dort hätten dich weder die Tanukis noch die Kitsune gefunden. Machst du eigentlich immer das Gegenteil von dem, was man dir sagt?«
    Dazu hätte Dopoulos, der Wirt, sicher so einiges zu sagen gehabt. Doch Tobbs war viel zu verblüfft, um zu antworten.
    »Hat es dir die Sprache verschlagen?«, fragte das Mädchen mit den goldenen Augen.
    »Nein«, knurrte Tobbs. »Wieso auch? Schließlich wurde ich nur von den Tanukis als Zielscheibe und von den Himmelhunden als Volleyball benutzt und dabei beinahe umgebracht.« Dann fiel ihm ein, dass sie ihn ja nicht verstehen konnte, und er verstummte.
    Das Mädchen lachte wieder. »Die Himmelhunde bringen niemanden um. Jedenfalls keine Tiere. Die wollen doch nur spielen. Das mit den Tanukis dagegen …«
    »Du verstehst, was ich sage? Aber ich bin doch ein Fuchs!«
    »Irrtum«, entgegnete sie freundlich, aber streng. »Der Fuchs bin ich. Du bist nur ein Halbfuchs. Und sei froh, dass Königin Kitsune dich nicht vor mir gefunden hat, sie würde dich auf der Stelle töten.«
    Das Mädchen war ein Fuchs? Tobbs starrte die Fremde ungläubig an. Sie kniff die Augen zusammen und spähte angestrengt zum Waldrand.
    »Ich glaube, die Luft ist rein. Am besten, ich nehme dich auf meinen Rücken und bringe dich runter.«
    Bevor Tobbs protestieren konnte, hatte sie ihn bereits hochgehoben wie ein Schoßhündchen und ihn auf ihre Schultern gesetzt. Dann zog sie ihre Jacke darüber, damit er nicht runterfallen konnte, und begann geschickt nach unten zu klettern. Mit einem geschmeidigen Satz landete sie auf dem Boden und ließ ihn frei. Hinter einer Wolke war der Mond hervorgekommen und ließ ihre Augen leuchten. Sie betrachtete ihn mit einem amüsierten, etwas erstaunten Blick. Im Mondlicht sah sie hübsch aus – geheimnisvoll, und ein wenig gefährlich, wie die jüngeren Todesfeen.
    »Ich heiße Moriko«, stellte sie sich vor. »Und wie nennt man dich?«
    Tobbs

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