Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
Vom Netzwerk:
seinem ersten richtigen Familienfest anständig angezogen war. Nur, dass »anständig angezogen« bei Wanja so viel hieß wie: angezogen wie ein rusanischer Jahrmarktzauberer.
    Anguana wollte gerade noch etwas sagen, als ihr Blick auf den Steckbrief von Ankou Arnold fiel, den Tobbs immer noch in der Hand hielt.
    Ihr Lächeln verschwand. Wenn sie nicht schon nass gewesen wäre, hätte sie spätestens jetzt wie ein begossener Pudel gewirkt.
    »Oh«, sagte sie leise. »Sie … suchen ihn also immer noch. Hast du denn was … von ihm gehört?«
    Tobbs versetzte es einen Stich der Eifersucht.
    »Nö«, sagte er nur und zerknüllte den Steckbrief, so schnell er konnte. Dann warf er ihn die Kellertreppe hinunter und horchte dem dumpfen Pfump-pfump-pfump! hinterher, mit dem der Papierball von Stufe zu Stufe hüpfte.
    Anguana seufzte. »Ist ja auch egal. Hoffentlich wird er mit Sommersprosse glücklich. Lass uns tanzen gehen.«
    Schweigend gingen sie nebeneinander den Flur entlang. Verstohlen blickte Tobbs seine Freundin von der Seite an. Sie hatte sich wirklich verändert – und das lag nicht nur an den kurzen Haaren. Sie war dünner geworden und hatte Schatten unter den Augen, als hätte sie die letzten Nächte nicht besonders gut geschlafen.
    Es war seltsam: Es passte ihm überhaupt nicht, dass Anguana immer noch an Arnold dachte. Einerseits. Andererseits konnte er einfach nicht richtig verärgert sein. Im Gegenteil: Es tat ihm leid, sie so niedergeschlagen zu sehen. Und er verstand in diesem Augenblick zumindest eins: Sie waren Freunde und würden füreinander durchs Feuer und wieder zurück gehen. Und kein Ankou auf dieser Welt würde das ändern.
    »Anguana?«, fragte er, bevor sie die Tür zum großen Gastraum erreichten. »Was haben die Orakelfüchse in Inaris Tempel denn eigentlich zu dir gesagt?«
    Anguana räusperte sich und wich seinem Blick aus. »Ach, na ja, nichts Besonderes«, murmelte sie verlegen. »Nur Quatsch. Nicht viel besser als ein blödes Wochenhoroskop aus dem Zufallsgenerator.«
    »Sag schon!«
    Sie winkte ab und rollte die Augen. »Ach, meine Güte. Inaris Füchse haben behauptet, ich würde jemanden finden, den mein Ziegenfuß nicht stört und der …« Sie zuckte mit den Schultern. »Ach, was soll’s. Ich glaube sowieso nicht daran. Ich denke, Inaris Füchse haben sich mit mir einfach einen Spaß erlaubt. Sehr lustig, wirklich!«
    Sie lächelte schief.
    »Wenn es egal ist, kannst du mir den Orakelspruch doch genauso gut sagen«, beharrte Tobbs.
    Anguana musste sich ganz offensichtlich einen großen Ruck geben. Sie rollte wieder die Augen und schnaubte verächtlich.
    »Wilder Tanz und Wahnsinn«, rezitierte sie dann. »Romantik. Schicksal der Ewigkeit. Blablabla und so weiter und so fort!«
    Tobbs prustete los.
    »Bärgs!«, fauchte er dann wie ein Fuchs und schüttelte sich. »Das klingt nach Nummer eins.«
    »Ich wusste, dass du lachen würdest!«, empörte sich Anguana und versetzte ihm einen groben Stoß gegen die Seite, der ihn gegen die Wand schleuderte.
    Aber es war nichts zu machen. Tobbs konnte nicht anders, das Glucksen und Lachen sprudelte einfach aus ihm heraus.
    »Schicksal der Ewigkeit«, äffte er den näselnden Tonfall von Nummer eins nach. »Mann, da hast du aber Glück gehabt, dass Arnold in der Nähe war! Stell dir vor, Vurvolak hätte dich zum Tanzen aufgefordert. Dann hättest du dich in ihn verlieben müssen.«
    »Iiiih!«, rief Anguana. »Das ist nicht witzig!«
    »Nicht? Ich finde schon!« Tobbs grinste und ahmte Vurvolaks gestelzt würdevollen Gang nach. »‚Küss mich, ich bin grün!‹«, intonierte er mit Grabesstimme.
    »Hör auf!«, kreischte Anguana und schüttelte sich.
    »Und eure Kinder erst! Grüne Gesichter und blonde Haare!«
    »Tobbs!«
    »Dann noch rote Hüte und du kannst sie alle ›Ampel‹ nennen und durchnummerieren!«
    Ein Boxhieb traf ihn auf die Brust und nahm ihm die Luft. Tobbs japste und torkelte und brachte kein Wort mehr heraus, aber Kichern ging erstaunlicherweise noch.
    Anguana starrte noch einige Schritte düster und gekränkt vor sich hin, doch nach und nach begannen ihre Mundwinkel zu zucken. Ganz allmählich stahl sich ein schiefes Lächeln in ihr Gesicht, das schließlich zu einem Grinsen wurde. Und plötzlich platzten sie beide laut heraus und lachten, bis sie keine Luft mehr bekamen und ihnen der Bauch wehtat.
    Einige Todesfeen warfen ihnen tadelnde Blicke zu, als sie prustend, vor Wasser triefend und mit Lachtränen in den Augen

Weitere Kostenlose Bücher