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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Flur. »Sonst kratzen sie auf der anderen Seite doch immer am Holz der Tür. Aber heute ist es still. Warum kratzen sie nicht mehr?«
    Neki gab ein knarrendes Maunzen von sich. Dopoulos’ Schultern sackten nach unten. Er brummelte etwas, was sich anhörte wie: »Na, ich hoffe, du hast Recht«, drehte sich um und schlurfte den Gang entlang. Im Vorübergehen prüfte er die Türen, rüttelte an der einen oder anderen Klinke und verschwand schließlich aus Tobbs’ Sichtfeld in der Dunkelheit.
    Tobbs atmete auf und trat aus dem Schatten. Nun, für ihn war die Expedition zur verbotenen Tür wieder einmal vorbei. In zwei Stunden würde die Sonne aufgehen, dann begann sein Dienst als Schankjunge. Es war Donnerstag – jeden Donnerstag trafen sich die Furien aus Kandara zu ihrem Stammtischabend.
    »Pst! Bist du das, Tobbs?«
    Die Stimme kam aus dem großen Schankraum. Tobbs horchte sicherheitshalber noch einmal, ob Dopoulos und Neki wirklich weitergegangen waren, dann betrat er den Raum.
    Hier drin war es deutlich heller. Eine kleine Petroleumlampe brannte die ganze Nacht, denn Mamsie Matata konnte im Dunkeln nicht schlafen. Tobbs ließ den Blick über die verwaisten Tische und Stühle schweifen. Wie Wachposten standen unzählige Flaschen auf den Wandregalen hinter der Theke. Dopoulos hielt nichts davon, die Getränke alphabetisch zu ordnen. »Klöppelsheimer Nixenblut« stand hier neben »Säuselblütensirup« und der »Brennberger Schlangenspucke«.
    In dem eckigen Spiegel zwischen Tür und Theke flackerte etwas Helles auf, dann erschien Mamsie Matata.
    »Tatsächlich, Tobbs, der Treppenschleicher!«, sagte die alte Frau. Sie grinste, als sie sah, wie Tobbs eilig einen schleichenden Sprint hinlegte und die Tür zum Flur schloss.
    »Sag es noch lauter, damit auch jeder weiß, dass ich hier bin«, zischte er. Mamsie lächelte verschmitzt. »Keine Sorge, ich verrate dich nicht. Auch wenn ich beim besten Willen nicht weiß, was du nachts in den Fluren suchst.«
    Die Wahrheit, dachte Tobbs.
    »Ich würde es ja verstehen, wenn du dich nachts rausschleichen würdest, um in die Berge zu gehen«, fuhr Mamsie Matata fort.
    Tobbs zog fragend die Brauen hoch. »Was sollte ich nachts in den Bergen?«
    »Na, zum Beispiel könntest du dich mit diesem Ziegenmädchen unterhalten. Ihr gebt ein hübsches Paar ab.«
    Tobbs schoss die Röte ins Gesicht.
    Mamsie Matata kicherte. »Och, so schüchtern, Tobbs? Ich dachte, du kannst nicht schlafen, weil du verliebt bist. Na gut, ich sage nichts mehr. Aber einen guten Rat gebe ich dir trotzdem: Schlaf wenigstens du mal eine Nacht wieder durch. Es reicht, wenn dieser verrückte Wirt und sein maunzender Fettkloß ständig auf Achse sind.«
    »Schlafen kann ich, wenn ich tot bin«, knurrte Tobbs.
    Mamsie lachte. »Ich verstehe dich gut, glaube ich. Du bist jung, und die blauen Flecken und Prellungen von deinem letzten Ausflug sind einigermaßen verheilt. Höchste Zeit, sich vom nächsten Dach ins Abenteuer zu stürzen, was?« Sie zwinkerte ihm freundlich zu. »Kopf hoch, Tobbs, du wirst schon noch herausfinden, wer dich vor dreizehn Jahren hier vergessen hat.«
    Tobbs schluckte schwer.
    Mamsie Matata verblasste. Im Spiegel blieb nur Tobbs Spiegelbild zurück. Eine dunkle Fläche mit zwei schrägen gelben Augen. Missmutig kehrte er auf dem Absatz um und ging zur Tür. Mit Schwung riss er sie auf …
    … und stand mitten in einer Explosion. Mit einem berstenden Krachen flog ihm Holz um den Kopf. Ein schrilles Wiehern hallte in seinen Ohren wie ein verrücktes Echo, dann mähte ihn eine ganze Woge von Holzsplittern einfach nieder. Ein gummiartiger Rammbock traf ihn mit voller Wucht und vereistes Fell schabte über seine Wange. Der Flur entfernte sich blitzschnell, während Tobbs zurück in den Tavernenraum katapultiert wurde. Irgendjemand trat ihm verdammt hart gegen die Schienbeine. Nasser Stoff klatschte gegen seine Wange. Und bevor ihm bewusst wurde, was er tat, klammerte er sich bereits an eine … Mähne?
    Tatsächlich, er hing am Hals eines Ponys. Und das Pony rannte! Hufschläge ließen den Boden beben, Dielen krachten und zersplitterten. Sägemehl und Schnee verstopften Tobbs den Mund.
    Noch während sein Gehirn diese Tatsache analysierte, rutschte er schon ab und landete hart auf dem Boden. Hufe wirbelten über ihn hinweg. Tobbs krümmte sich instinktiv zusammen. Mit großem Gepolter fiel einer der schweren Gästetische um. Stühle zerstreuten sich wie eine Kaskade fliehender Insekten in

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