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Die verbotenen Küsse des Scheichs (German Edition)

Die verbotenen Küsse des Scheichs (German Edition)

Titel: Die verbotenen Küsse des Scheichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marguerite Kaye
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wurde sie aus ihrer Versunkenheit gerissen. Sie wandte sich um und schaute nach unten.
    Ein in kostbare Stoffe gekleidetes Mädchen stand in der Nähe des Mondbrunnens und schaute zum Turm hinauf.
    „Guten Tag, Linah. Ich heiße Cassie und bin deine neue Gouvernante“, rief sie.

4. KAPITEL
    I hre ursprüngliche Begeisterung für ihre neue Rolle als Gouvernante ließ rasch nach, als Cassie feststellte, welch schwierige Aufgabe sie tatsächlich erwartete.
    Linah war nicht nur ein überaus hübsches kleines Mädchen, dessen seelenvolle Augen an die des Scheichs erinnerten, sondern auch eine echte Tyrannin. Sie herrschte geschickt über ihr Miniaturreich, indem sie entweder bezaubernd lächelte oder sich in Wutanfälle hineinsteigerte, die alle Anwesenden in Angst versetzten. So oder so kam niemand auf die Idee, sich ihren Wünschen zu widersetzen.
    Jamil hatte von einem Schulzimmer gesprochen, in dem sie sich Linahs Erziehung widmen sollte. Doch wie sich herausstellte, umfasste ihr Arbeitsbereich alle Räume, die den Hof mit den beiden Brunnen umgaben. Denn hier verbrachte Linah, verwöhnt von einer Handvoll Dienerinnen, ihre Tage, ohne auf irgendjemanden Rücksicht zu nehmen oder sich an irgendwelche Regeln zu halten.
    Die letzte Gouvernante hatte den Palast ziemlich überstürzt verlassen, nachdem ihr Zögling ihr eine große Schlange ins Bett gelegt hatte, hatte man ihr etwas schadenfroh mitgeteilt. Und somit war sie gewarnt, was Linahs Fantasie im Umgang mit unerwünschten Gouvernanten betraf.
    Tatsächlich war Linah ein überaus kluges Kind, das sich leider oft langweilte, da das Leben im Palast seinem wachen Geist wenig Anregung bot. Erschwerend kam hinzu, dass die Dienerinnen die Kleine anzubeten schienen und es niemals gewagt hätten, sich ihren Wünschen zu widersetzen. Disziplin und Gehorsam waren daher Wörter für Linah, die sie verabscheute, wie Cassie bald feststellen musste. Denn kaum hatte sie mit ihren erzieherischen Bemühungen begonnen, als sie nacheinander verschiedene kleine Nager aus ihren Schuhen, ihrer Schlafstatt und ihren Kleidungsstücken entfernen musste.
    Zu den Unterrichtsstunden erschien Linah zwar, doch sie zeigte keinerlei Interesse an den Lerninhalten. Widerwillig nahm sie auf dem Stuhl vor ihrem kleinen Schreibtisch Platz – der Unterrichtsraum war erstaunlicherweise nach westlichem Vorbild eingerichtet –, nur um verträumt aus dem Fenster zu starren oder mit den Fingern seltsame Rhythmen zu trommeln.
    Davon allerdings ließ Cassie sich nicht aus der Fassung bringen. Mit ruhiger Stimme forderte sie ihre Schülerin auf, sich zu konzentrieren. Doch leider hatten ihre Ermahnungen lediglich zur Folge, dass Linah entweder tat, als schliefe sie ein, oder dass sie die Augen verdrehte und aus dem Raum stürzte. Im Nebenzimmer mischte sie sich dann unter ihre Dienerinnen, die sie kichernd umringten und nicht den geringsten Verstand zu haben schienen. Zweifellos fürchteten sie Linah nicht nur, sondern waren ihr auch aufrichtig zugetan. Jedenfalls kümmerten sie sich rührend um das kleine Mädchen, wenn es etwas zu essen oder zu trinken verlangte. Auch sangen sie es in den Schlaf, wenn es, erschöpft von seinen Streichen, Kissen unter den Zitronenbaum im Hof tragen ließ und sich darauf ausstreckte.
    Cassie war klar, dass sie Linahs Energie in andere, vernünftigere Bahnen lenken musste. Doch wie? All ihre Überredungskünste waren bisher zum Scheitern verurteilt gewesen. Und selbst mit Drohungen hatte sie nichts erreicht.
    Jedenfalls war keine merkliche Änderung eingetreten. Aber hatte sie nicht ein paar kleine Hinweise entdeckt, die Anlass zur Hoffnung gaben? Hin und wieder kam es jetzt vor, dass Linah dem Unterricht folgte. Manchmal stellte sie eine Frage zum behandelten Thema. Ja, sie hatte sich sogar bereitgefunden, in der Mathematikstunde einige Aufgaben zu rechnen. Meistens jedoch gab sie sich die größte Mühe, ungehorsam zu sein und ihre neue Gouvernante zu provozieren.
    So vergingen zehn Tage. Verzweifelt überlegte Cassie, ob sie Scheich Jamil gestehen musste, dass die Aufgabe ihre Kräfte überstieg?
    Die Nacht sank herab, und Cassie suchte Zuflucht in ihrem Zimmer. Um genau zu sein, handelte es sich um mehrere Räume, die ineinander übergingen und deren Türen und Fenster sich zum Hof hin öffneten. Es gab ein großes Wohnzimmer mit vielen Kissen und einem Diwan, ein Schlafzimmer, in dem sich eine Truhe für die Kleidung und ein weiterer Diwan befand, ein kleines

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