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Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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ein wenig Sand darauf und fuhr energisch mit der Bürste über die abgewetzte Platte, dann holte sie den Weidenkorb aus der Kammer, richtete ihre Haube und verließ das Haus. Vor der Tür blieb sie einen Augenblick stehen und hielt das Gesicht in die Sonne. Die wärmte bereits, kaum dass sie aufgegangen war, und Gustelies genoss diese Wärme, die durch ihren dünnen Tuchkittel hindurch bis in die Knochen drang. Ein paar Vögel lärmten in den Bäumen, die letzten prallen Kirschen waren an den Zweigen zu sehen, die Luft war lind und duftend.
    Gustelies eilte ein paar Schritte über den Liebfrauenberg. Vor der Kirchentür stand ein altes Mütterchen mit einem Korb voller Sommerblumen und Kräuter. «Na, Gustelies, ein Blumengruß für die gute Stube?», fragte das Mütterchen.
    «Jetzt nicht, Gevatterin. Ich muss erst zum Markt. Die Blumen könnten geknickt werden dabei. Ich kaufe Euch etwas ab, wenn ich zurückkomme.»
    Das Mütterchen nickte, dann kicherte es und zeigte mit dem Finger auf ein junges Ding, eine Magd vielleicht, die mit Strohhalmen in den Haaren aus einer Seitengasse gerannt kam.
    «Schaut an, schaut an», kicherte die Alte. «Da hat es aber eine eilig. Die Sommerhitze ist ihr unter den Rock gerutscht. Na ja, wir waren ja alle mal jung.»
    Gustelies betrachtete das dralle Ding mit den rosigen Wangen, der feinporigen Haut und den glänzenden Augen, die über den Platz rannte und dann in Richtung Fahrgasse verschwand. Neid schoss heiß durch ihren Körper. «So schamlos wie die waren wir allerdings nicht», zischte sie, griff sich ihren Weidenkorb und ging weiter.
    Der Markt war viel voller als gewöhnlich. Obwohl gerade keine Messe vor der Tür stand, waren zahlreiche Händler und Gäste aus allen Teilen Europas in der Stadt. Außerdem lag das Heer des Landgrafen Philipp I . vor den Toren Frankfurts. Mit dreitausend Mann, zweihundert Wagen und sechzig Büchsen war es bei Griesheim über den Main gekommen, um dem Herzog von Württemberg zu Hilfe zu eilen, dessen Besitzungen durch kaiserliches Edikt dem Hause Habsburg unterstellt waren.
    Ein Werber des Landgrafen hatte seinen Karren direkt neben dem Markt aufgestellt. Er war gut gekleidet, das Wams spannte leicht über seinem Bauch, die Wangen waren rosig. Alles in allem erweckte der Werber den Anschein, dass das Söldnerleben ein Zuckerschlecken wäre.
    «Kommt zu den Landsknechten, Männer. Beweist Kraft und Mut, zeigt eure Stärke. Der Landgraf braucht euch.» Er hielt einen Beutel mit Gulden hoch und klimperte damit herum. Schon eilten zwei Lehrjungen zu seinem Stand. Gustelies sah sie miteinander reden. Weitere Männer kamen. Einige davon trugen abgerissene Kleider, andere hatten hohle Wangen und hungrige Augen. Die letzten Jahre waren hart gewesen, es hatte schlechte Ernten gegeben, Krankheiten, den Türkenkrieg. Es hieß, einige hätten dabei ihr Glück gemacht. Sie wären nach der Belagerung von Wien wiedergekommen mit Säcken voller Gold. Von denen, die dort auf dem Schlachtfeld geblieben waren, sprach niemand.
    Gustelies seufzte. Sie wusste genau, dass viele von denen, die sich dieser Tage um die Karren der Landgraf’schen Werber drängelten, sterben würden, aber wer könnte sie aufhalten? Wer könnte den Krieg aufhalten?
    Die Posamentiererin Gundel, nun auch mit dem Marktkorb am Arm, stellte sich neben Gustelies. «So ein Krieg, das ist es, was die Männer brauchen. Der meine ist gegen die Türken gezogen, um Geld für eine größere Werkstatt zu kriegen. Nun sitzt er im Tollhaus und hat nichts mehr vor sich als den Tod.»
    Gustelies reichte der Gundel ein Taschentuch. Die trocknete sich die Augen damit und sagte: «Was haben wir mit den Türken zu tun? Kannst du mir das sagen? Oder jetzt, mit dem Ulrich von Württemberg. Warum ziehen unsere Männer für den in die Schlacht? Sie kennen ihn doch gar nicht. Warum halten sie für wildfremde Leute die Köpfe hin, während ihre Familien allein zu Hause bleiben und sehen müssen, wie sie sich durchschlagen? Weißt du das, Gustelies?»
    Gustelies schüttelte den Kopf. «Mein Mann, Gott hab ihn selig, der sagte, dass Krieg Männersache ist. Ein Ding, von dem die Weiber nichts verstehen. Doch mir scheint, dass Württemberg wieder lutherisch werden soll, nachdem die Habsburger alles zurück zum katholischen Glauben gedreht haben.»
    «Das kann schon sein», erwiderte Gundel. «Der Krieg ist Männersache. Politik auch. Da hat er recht, dein Seliger, aber was nützt das denn, wenn wir es doch sind, die

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