Die Verdammten: Endzeit-Thriller (German Edition)
Auto zu.
»Pst, Beth. Hey, Beth.«
Beth blieb stehen und drehte sich zu Bruce um, der vor ihr saß, Arme und Beine um den Pfeiler geschlungen.
»Hey, kannst du mich losbinden? Bitte? Diese Kabel schneiden mir echt in die Hände. Die sind zu eng. Ich glaube, die kappen meine Durchblutung.«
»Nein«, sagte Beth. »Nach allem, was du getan hast …«
»Ich weiß, ich weiß. Ich bin ein bisschen durchgedreht. Scheiße, kannst du mir das übel nehmen?«
»Das entschuldigt nicht dein Benehmen.«
Bruce seufzte. »Deine Tochter ist echt attraktiv, da kann ich doch nichts dafür, wenn ich …«
»Halt dich von meiner Tochter fern.«
»Komm schon, mach mich los. Meine Arme kriegen demnächst bestimmt Wundbrand und fallen ab.«
»Sei nicht so theatralisch«, erwiderte Beth. »Du wirst es schon überleben.«
»Sei dir da mal nicht so sicher.«
Beth runzelte die Stirn. »Was meinst du damit?«
Bruce grinste, und sein langes, hageres Gesicht sah wahrhaft teuflisch aus. »Du denkst immer noch, dass wir hier rauskommen? Gott, was hier passiert, ist nicht normal. Und wenn bisher niemand gekommen ist, dann kommt jetzt auch keiner mehr.«
»Es ist fast neun. Die Läden öffnen gleich. Dann kommen Leute.«
»Und was, wenn nicht? Sieh es ein, wir sitzen hier unten fest. Ihr könnt mich nicht ewig hier anbinden.« Dann murmelte er, mehr zu sich selbst als zu Beth: »Nicht dass das eine Rolle spielt. Ohne Essen sind wir sowieso tot.«
Beth blinzelte Tränen aus ihren Augen.
Der Typ ist verrückt. Natürlich werden Leute kommen. Und dann holt man uns hier raus. Wir sind schon bald wieder frei.
Beth wandte sich ab und ging weiter.
»Hey, geh nicht weg«, rief Bruce ihr nach. »Hey, ich bin einsam und muss auch mal pinkeln.«
Beth blieb stehen.
Auch? Soll das heißen …?
Erneut jagte ein Schauer des Ekels über ihren Körper.
Gottverdammter Perverser.
Sie schaute zu Harolds BMW hinüber. Paul war aufgewacht und saß auf dem Kofferraumdeckel. Das Telefon des alten Mannes lag auf dem Dach und hüllte einen kleinen Teil des Parkplatzes in abscheulich grelles Licht. Sie ging zu dem nun noch zerzausteren, aber sehr freundlichen und hilfsbereiten Mr. Farmer hinüber.
Paul war gerade dabei, sich eine Zigarette anzuzünden. Als die Spitze glühte, klappte er sein Zippo mit einem Klicken zu, steckte es ein und inhalierte den Rauch.
»Oh Mann. Verflucht, Paul, bitte gib mir ʼne Kippe«, rief Bruce. »Scheiße, einen Zug nur.«
»Guten Morgen«, sagte Beth.
Paul zog die Schachtel aus seiner Hemdtasche und bot ihr eine Zigarette an.
Beth lächelte. »Danke«, sagte sie, und als die Zigarette brannte, zog sie genüsslich daran.
Es war zwar kein frisches Obst und auch kein Müsli-Muffin, aber es schmeckte trotzdem verdammt gut.
»Oh, komm schon«, brüllte Bruce. »Du kannst mich doch nicht so foltern. Sogar Schwerverbrecher in der Todeszelle kriegen eine letzte Zigarette.«
»Was meinen Sie?«, fragte Paul. »Sollen wir ihm ʼne Kippe geben?«
Beth zuckte mit den Schultern. »Von mir aus können Sie sie ihm auch ins Auge stecken.«
Paul grinste sie schief an und lief davon. Beth ging zum Honda zurück.
Candice war gerade aufgewacht. Gähnend fragte sie: »Wie spät ist es?«
»Fast neun Uhr.«
»Morgens?«
»Mm-hm.«
»Aber es ist immer noch so dunkel. Und der Regen … Hört der irgendwann auch mal wieder auf?«
Candice wirkte mit ihren zerzausten Haaren und dem nicht länger blass geschminkten Gesicht noch immer müde und genervt.
»Du rauchst?« Candice setzte sich auf. »Aber du hast doch schon vor Jahren aufgehört.«
»Und ich hab die Zigaretten an jedem einzelnen Tag vermisst.«
Candice schnaubte. »Es tut mir schrecklich leid, dass du wegen meines Wohlergehens so leiden musstest.« Sie warf ihre Decke weg. »Gibt’s irgendwas zu essen oder zu trinken?«
»Keine Ahnung, ich wollte gerade nachschauen.«
Sie hatten das restliche Wasser und die Cola letzte Nacht ausgetrunken.
»Sobald du deine Sucht befriedigt hast, wie?«
Beth nahm die Zigarette aus dem Mund, blies den Rauch zur Seite, weg von Candice, schnipste sie halb geraucht auf den Boden und zertrat sie.
»Gott, du musstest wirklich nicht meinetwegen aufhören«, sagte Candice.
Sie waren beide keine Morgenmenschen, weshalb sie sich um diese Tageszeit, sofern sich eine Möglichkeit dazu bot, eher aus dem Weg gingen.
Unwahrscheinlich, dass uns das hier auch gelingt, dachte Beth.
»Oh, danke, Mann, du bist der Größte.«
Beth drehte sich um
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