Die Verdammten: Endzeit-Thriller (German Edition)
Stirn in tiefe Falten gelegt.
»Was war das denn gerade?«, fragte er und gesellte sich zu Beth.
Beth seufzte. »Nichts. Wir sind nur beide schlecht gelaunt und haben es satt, hier zu sein.«
Wenn sie normalerweise miteinander stritten, konnte Beth Candice einfach ein wenig Freiraum geben, damit sich ihre Tochter wieder beruhigte. Aber jetzt waren sie nicht zu Hause. Candice konnte nicht einfach in ihr Zimmer abrauschen, die Tür hinter sich zuknallen und die Musik voll aufdrehen.
»Ich sollte ihr besser nachgehen«, sagte Beth. »Ich will nicht, dass sie allein da oben ist.«
Paul nickte.
Mit einem noch tieferen Seufzen entfernte sich Beth in Richtung der oberen Ebenen.
Nachdem Beth gegangen war, sah Paul sich nach Harold um. Er fand den alten Mann an der Seite seines Autos, wo er seine tote Frau im Arm hielt.
Paul holte tief Luft und ging zu ihm hinüber. »Ich würde ja Guten Morgen sagen, aber was ist daran schon gut, hm?«, fragte Paul und versuchte ein Lächeln.
Harold strich über das Haar seiner Frau, als wäre sie krank und er tröstete sie. »Da sprechen Sie eine bittere Wahrheit aus«, erwiderte Harold, ohne aufzublicken.
»Darf ich mich zu Ihnen setzen?«
»Bitte sehr. Tut mir leid wegen des Geruchs.«
Von der Leiche ging ein widerlich süßer Gestank aus, wie von überreifen Früchten. »Ich hab schon Schlimmeres gerochen«, versicherte Paul. »Stört es Sie, wenn ich rauche?«
»Tun Sie sich keinen Zwang an.«
Paul zündete sich eine Peter Jackson an und bemerkte, dass sich nicht einmal mehr zehn Kippen in der Packung befanden. Er blies dicke Rauchringe in die Luft, die einen Teil des beißenden Aromas des Todes übertünchten, setzte sich neben Harold auf den Boden und lehnte sich gegen die Autotür.
»Ich hab auch mal geraucht«, sagte Harold und streichelte weiter über den Kopf seiner Frau. »Zigarren und Pfeife, hauptsächlich. Aber ich hab vor, oh, etwa 20 Jahren aufgehört. Nach meinem ersten Herzinfarkt.«
»20 Jahre«, sinnierte Paul und nahm die Zigarette aus dem Mund. »Ungefähr so lange rauche ich jetzt. Sind Sie sicher, dass es Sie nicht stört, wenn ich hier sitze und Sie vollqualme?«
Harold zuckte mit den Schultern. »Wieso sollte mich das stören? Mildred ist tot, Sam auch, und es sieht ganz so aus, als ob wir noch eine Weile hier unten festsitzen. Also bitte, rauchen Sie, so viel Sie wollen. Das macht mir nichts aus.«
»Es besteht immer noch die Chance, dass wir hier rauskommen«, entgegnete Paul und steckte sich die Zigarette zurück in den Mund.
Harold blickte auf. Die Augen des alten Mannes wirkten wässrig und blutunterlaufen. »Glauben Sie das wirklich?«
Paul antwortete nicht.
Mit einem Nicken wandte sich Harold wieder seiner Frau zu. »Wie spät ist es?«
»Haben Sie keine Uhr?«
»Hatte ich, aber sie ist letzte Nacht stehen geblieben, kurz nachdem ich Mildred gefunden habe. Ich schätze, sie wurde beschädigt, als urplötzlich die Bäume aus dem Boden gewachsen sind. Das verdammte Ding hat mich im Stich gelassen.«
Pauls Blick fiel auf Harolds nacktes linkes Handgelenk. »Sie haben Ihre Uhr weggeworfen?«
»Ich hab keinen Grund gesehen, sie zu behalten. Außerdem gibtʼs ja noch mein Handy. Allerdings hält das auch nicht mehr lange durch. Es hat mich gerade schon angepiepst.«
Paul hatte bereits bemerkt, wie schwach die Batterie von Harolds Telefon geworden war, als der es vor einer Weile eingeschaltet hatte.
Und wenn Harolds Handy erst einmal tot war, blieben ihnen nur noch Beths Telefon und Pauls Zippo.
Vergiss die beiden Autos nicht. Andererseits, wenn wir von Beths und Bruces Auto ausgehen, reicht das höchstens für ein paar Stunden Licht.
Wenn sie wirklich für längere Zeit festsaßen, mussten sie sich zwangsläufig an die Dunkelheit gewöhnen.
Paul sah auf die Uhr. Seine ohnehin bereits mürrische Laune wurde noch schlechter. »Scheiße. Es ist kurz nach neun. Tja, so viel dazu, was? Ich schätze, es kommt doch niemand. Aber warum nicht? Nur, weil wir hier unten festsitzen, bedeutet das doch nicht, dass keiner zu uns rein kann, oder?«
»Ich weiß es nicht. Aber was ich weiß, ist, dass wir einige sehr ernste Entscheidungen treffen müssen«, erwiderte Harold.
»Zum Beispiel?«
»Na ja, zunächst mal müssen wir uns Gedanken über Essen und Wasser machen.«
»Ja, ich könnte wirklich einen schönen schwarzen Kaffee und ein paar Donuts vertragen.«
»Ich meine es ernst.«
»Ich weiß. Ich auch. Und was noch?«
»Wir müssen auch
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