Die Verdammten: Endzeit-Thriller (German Edition)
das beantwortet meine Frage.
Paul wandte sich von Harold und seiner toten Frau ab.
Jetzt zur nächsten Frage: Wo ist der Junge? Und geht es ihm gut?
Als er seinen Blick über die Bäume und die entsetzlichen Schäden schweifen ließ, die sie angerichtet hatten, regten sich ernsthafte Zweifel in ihm, dass es dem Jungen gut ging.
Aber er musste trotzdem nach ihm suchen. Bei umgekehrten Vorzeichen, wenn Liam irgendwo hier drin verschollen wäre, würde er auch erwarten, dass man jeden Zentimeter nach seinem Sohn absuchte, in der Hoffnung, ihn lebend zu finden.
Paul setzte einen Fuß vor den anderen und bewegte sich durch den allmählich immer dünner werdenden Nebel aus Staub. »Sam«, rief er. Ihm fiel auf, dass er, anders als vorher, kein Echo seiner Rufe hörte. Es lag jedoch ein leises Zittern in seiner Stimme – Angst, Verwirrung und Schmerz.
Wie kann so etwas nur passieren?, überlegte er und tastete sich an einem der elefantösen Baumfüße vorbei. Bäume wachsen nicht abrupt aus dem Boden! Und schon gar nicht in einer Tiefgarage!
Er bemühte sich, so gefasst wie möglich zu bleiben, und bahnte sich auf der Suche nach dem Jungen einen Weg durch den Wald aus Beton.
Als Scheppern, Donnern und Beben endlich ein Ende nahmen, richtete sich Beth aus ihrer gebeugten Position auf. Beim Aufsetzen rieselten Glassplitter und andere kleine Schuttteile von ihrem Körper auf den Boden des Range Rover. Zusätzlich zu ihrem dröhnenden Schädel kam der Geschmack von Staub und Dreck im Mund.
Es fühlte sich an, als hätte sie eine Tasse Kreidepulver geschluckt.
Mit trockenen, verstaubten Augen lehnte sie sich nach vorn und blickte in die Dunkelheit hinaus. Sie tastete nach dem Schalter für die Scheinwerfer, fand ihn schließlich und schaltete das Licht an. Durch das Spinnennetz der zerplatzten Windschutzscheibe nahm sie die Bäume wahr. Jede Menge mächtige, hohe Gewächse nahmen das Parkdeck ein.
Oh mein Gott.
Dann hatte sie sich das Ganze also doch nicht eingebildet.
Beth schob den Schock über den aus dem Nichts entstandenen Wald für einen Moment beiseite und drehte sich zu ihrer Tochter um. Candice hing in sich zusammengesunken auf dem Beifahrersitz. Sie schien bewusstlos zu sein. Beth knipste die Innenbeleuchtung an und sah, dass Candice aus zahlreichen Schnittwunden blutete, eine davon an der Stirn. Sie war über und über mit Staub und Glas bedeckt.
Beth bemerkte außerdem, dass der Range Rover vorne ein wenig in die Höhe ragte, als kauere jemand unter der Stoßstange und hebe den Geländewagen hoch. Noch immer benommen und bemüht, nicht die Fassung zu verlieren, kam Beth der Gedanke, dass sie aufgrund des Schlags auf den Kopf, den sie erlitten hatte, womöglich einfach unter einer Wahrnehmungsstörung litt.
Ein Gesicht tauchte neben dem zerbrochenen Beifahrerfenster auf.
Beth schnappte nach Luft.
Es war der junge Mann aus dem schwarzen Auto.
»Tut mir leid, ich wollte Sie nicht erschrecken«, sagte er. Sein dunkles, halblanges Haar war mit einer schmutzigen Staubschicht überzogen. Seine weit aufgerissenen Augen wirkten glasig.
Beth blinzelte und wischte sich über die Augen. »Meine Tochter«, sagte sie, aber ihre Stimme klang unheimlich fremd in ihren Ohren.
»Sie atmet noch«, versicherte ihr der junge Mann, der auf Candices Brustkorb starrte. »Ich hole sie raus.«
Beth schnallte sich ab, beugte sich zur Seite und zog Candice von der Beifahrertür weg. Der Mann öffnete die Tür, lehnte sich in den Wagen und legte einen Arm um Candices Taille, während er den anderen unter ihre Beine schob.
Beth drehte sich zur anderen Seite, um die Fahrertür zu öffnen. Sie war nach innen gedrückt worden. Anscheinend hatte etwas – einer der Bäume oder eine große Betonplatte, vermutete Beth – die rechte Seite des Wagens gerammt. Beth drückte fest dagegen, aber die Tür schien sich verklemmt zu haben. Sie probierte es erneut und lehnte sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen das verbogene Metall, bis die Fahrertür schließlich aufschwang.
Beth war kaum ausgestiegen, als sich in ihrem Kopf alles zu drehen begann und sie ein Gefühl von Übelkeit überkam.
Sie wandte sich ab und übergab sich. Neben ihrem Abendessen ergoss sich eine ordentliche Portion Dreck aus ihrer Kehle.
Sie spuckte die letzten Reste Galle auf den Boden, wischte sich den Mund ab und wünschte sich, sie hätte irgendetwas Süßes zu trinken, eine Limonade oder etwas Ähnliches.
Sie stand neben dem Range Rover und presste eine Hand
Weitere Kostenlose Bücher