Die Verdammten: Endzeit-Thriller (German Edition)
Schlag mit einem gigantischen Kricketschläger verpasst.
Beth schrie auf, als sie hin und her geschleudert wurde. Sie prallte mit der Stirn gegen das Armaturenbrett. Grelle Blitze flackerten vor ihren Augen auf, als klickten in ihrem Kopf Hunderte von Kameras.
Als der Range Rover zum Stehen kam, saß sie nach vorne gebeugt auf ihrem Sitz. Ihr dröhnte der Schädel, sie fühlte sich furchtbar schwindelig, und um sie herum stürzte die Welt ein.
Paul kauerte auf dem Boden, drückte seine Augen und Lippen fest zusammen, damit kein Staub in sie eindrang, legte seine Hände schützend um seinen Kopf und lauschte den wachsenden Bäumen.
Wachsen? Scheiße, die wachsen nicht – ›aus dem Boden schießen‹ trifft es wohl eher.
Im Gegensatz zu gewöhnlichen Bäumen, die im Laufe der Zeit allmählich an Größe zulegten, schienen diese Bäume bereits vollständig ausgewachsen zu sein, wenn sie durch den Boden brachen. Mächtige Ebereschen mit üppig-grünen Kronen, in einer normalen Welt mindestens 200 Jahre alt. Es kam ihm so vor, als hätten diese Bäume im Inneren der Erde geschlummert, seien im Laufe der Jahrhunderte ebenso gewachsen wie ihre überirdischen Artgenossen und hätten nur auf den passenden Moment gewartet, um sich endlich zu befreien und mit aller Kraft in die Welt einzudringen.
Warum hier? Warum jetzt?, fragte sich Paul.
Durch das knarrende Durcheinander der sprießenden Bäume vernahm er plötzlich Schreie, junge und alte Stimmen, und er hoffte inständig, dass es dem älteren Pärchen und dem Jungen gut ging.
Paul hatte sein Auto nicht mehr rechtzeitig erreicht. Inmitten des Chaos aus umherfliegendem Beton und aufwirbelndem Staub hatte er zu seinem Honda hinübergeblickt, der ihm entsetzlich weit weg vorkam, und als ein zweiter Baum den Betonboden durchbrach, warfen ihn die seismischen Erschütterungen zu Boden. Dort war er auch liegen geblieben und hatte voller Bestürzung zugesehen, wie sich weitere Baumkronen durch den Beton drängten.
Eine auf Abwege geratene Betonplatte hatte den BMW zerquetscht, bevor das ältere Paar und der Junge einsteigen konnten, und Paul verlor sie in der aufwirbelnden riesigen Staubwolke aus den Augen. Kurz darauf waren die Neonlichter erloschen und die plötzliche Finsternis hatte ihn förmlich geblendet.
Nun hörte er Schreie und heftiges Weinen und fragte sich, was um ihn herum passierte.
Mit einem Mal spürte Paul, wie sich die Erde unter ihm verschob, aber bevor er sich bewegen konnte, explodierte der Beton. Das Geräusch eines weiteren emporschießenden Baumes ertönte, und Paul segelte durch die Luft. Er landete auf der Seite, hörte, wie etwas mit einem Knacken zerbrach, und dann wurde sämtliche Luft aus seinem Körper gesaugt.
Ein entsetzlicher Schmerz schoss durch seine linke Seite und brannte in den Beinen.
Ein ohrenbetäubendes Donnern folgte dem nächsten, während überall noch mehr Beton aufplatzte und Paul auf dem Boden lag, nach Luft rang und mit Todesangst den Staub in seinem Mund schmeckte.
Er dachte an Liam, der aufgeregt seiner Geburtstagsparty entgegenfieberte, darauf wartete, seinen Daddy zu sehen, während er sich gespannt fragte, was der ihm wohl zu seinem sechsten Geburtstag gekauft hatte. Paul kam der Gedanke, dass er seinen Jungen womöglich nie mehr wiedersah, und während er verzweifelt nach Luft rang und der Schmerz durch seinen Körper tobte, spürte er, wie seine Wangen von den Tränen immer feuchter wurden.
Endlich gelang es ihm, Luft in seine Lunge zu saugen. Wegen des dichten Staubfilms, den er mit der Luft einatmete, musste er jedoch fürchterlich husten.
Es schien Stunden zu dauern, aber schließlich hörten die Bäume auf, aus dem Boden zu schießen, und eine schwere Stille senkte sich über den Parkplatz. Jenseits der Stille hörte Paul das stete Geräusch von Regentropfen, die aus der Dunkelheit über ihm herabfielen – das Trommeln des Wassers auf Beton und das Prasseln auf den Blättern.
Unter größter Anstrengung setzte Paul sich auf.
Er starrte in die Dunkelheit, versuchte dabei, seine Nerven zu beruhigen und gleichmäßig zu atmen. Dann rappelte er sich auf und zuckte zusammen, als der Schmerz durch seine Rippen fuhr. Er tastete seine Hemdtasche ab, obwohl er erwartete, dass sie leer war. Zu seiner Überraschung fand er jedoch tatsächlich das kleine rechteckige Feuerzeug. Er holte das Zippo heraus, klappte es auf und zündete es an.
Bei dem Anblick, der sich ihm bot, stieß er ein lautes »Oh!« aus.
Durch
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