Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)
des Spectators bekannt zu machen.
Als er am Nachmittag der Lesung im Coffee-House anlangte, hatte sich bereits eine große Menschenmenge versammelt. Er sah Richard Steele mit John Gay und Jonathan Swift zusammensitzen. Er stellte fest, dass er auch fast alle anderen Männer im Saal kannte und dass man mit gedämpfter Stimme über ihn sprach. Mit einem Gefühl des Stolzes, aber auch einer Befangenheit, die er nicht ganz zu bändigen vermochte, ging er direkt auf die Gruppe seiner Freunde zu.
John Gay begrüßte ihn lauthals: »Er ist gekommen! Pope ist da!«
Ebenso sprang Richard Steele auf und rief: »Mein lieber Freund, wie ich sehe, sind Sie bei ausgezeichneter Gesundheit. Mich dagegen hat die Gicht wieder mal beim Wickel, und ich leide mächtig. Aber das wird bald vorbei sein!«
Auch Swift war auf den Beinen, schüttelte ihm die Hand und zog ihn auf einen Stuhl. Addison hastete heran und bot ihm eine Erfrischung an. Auf der gegenüberliegenden Seite des Coffee-House sah er die Dichter Ambrose Philips und Thomas Tickel, die mit seinem früheren Mentor William Wycherley beisammensaßen. Er durchquerte den Raum, um sie zu begrüßen und bemerkte, dass Wycherley mürrisch dreinblickte, während Philips und Tickell aufsprangen und Alexander schier die Hand zerquetschten.
»Man bezeichnet Sie als das Genie Ihres Zeitalters«, schwärmte Philips mit verschwenderischer Wärme. »Die Idee für Ihr Gedicht war brillant, und jeden Tag wünsche ich mir, ich hätte sie selbst gehabt – aber ich vermute, es gibt in diesem Saal keinen einzigen Mann, dem nicht irgendwann derselbe Wunsch in den Sinn gekommen wäre.«
Alexander wandte sich Wycherley zu und schüttelte ihm die Hand. »Eine sehr flotte Satire, Sir«, sagte Wycherley zu ihm, »und genau das Richtige für moderne Zeiten. Vor zwanzig Jahren hätte man Sie nicht verstanden. Aber wir haben Ihnen ja den Weg geebnet.« Alexander war nicht sonderlich überrascht aufgrund des hämischen Witzes in Wycherleys Antwort, aber er sah, dass seine beiden Freunde betreten dreinblickten. Er wollte sich gerade von der Gruppe verabschieden, als ein weiterer Gentleman, etwa in seinem Alter, mit freundlichem Lächeln auf ihn zutrat. Alexander erkannte in ihm Edward Young, einen gutherzigen Burschen, wenn auch von nervöser Veranlagung. Alexander hatte gehört, dass Young von Anfällen übersteigerter geistiger Höhenflüge heimgesucht werde, denen dann wieder Episoden tiefster Schwermut folgten. Er wusste, Young sehnte sich danach, ein Dichter zu sein. Alexander schüttelte ihm die Hand.
»Sie haben so ein lebendiges, geistreiches Stück geschrieben«, rief Young begeistert. »So leicht, so voller Witz und Esprit! Ich bewundere – und ich beneide Sie, Sir, beides zu gleichen Teilen.« Dabei lachte er so offenherzig, dass Alexander nicht im Mindesten verstimmt sein konnte.
»Ich danke Ihnen zutiefst, Sir«, erwiderte er. »Ich hoffe, auch Ihre eigene Dichtung gedeiht gut?«
»Ich habe kürzlich ein Gedicht über den Tod von Lady Jane Grey geschrieben«, war die Antwort. »Es ist sehr erhaben und melancholisch, aber ich fürchte, es wird nicht gefallen. Eine Sache mit mehr Humor darin würde mir besser helfen. Vielleicht versuche ich es auch einmal mit einer Satire. Obwohl ich wohl eher für düstere Klänge geeignet bin.«
»Die Leute lieben es aber, traurig gemacht zu werden, ebenso wie sie es lieben zu lachen«, entgegnete Pope. »Wenn sie in dieser Woche lächeln, dann möchten sie in der nächsten weinen. Bewahren Sie Ihre traurigen Gedanken, Young. Deren Zeit wird kommen.«
Als Alexander an seinen eigenen Tisch zurückkam, bedeutete ihm Swift, sich neben ihn zu setzen. »Die neue Version ist ein Meisterwerk«, sagte er und ließ Alexanders Herz schwellen, als er fortfuhr: »Wie Sie zweifellos wissen, stehe ich in dem Ruf, die ganze Menschheit zu hassen. Aber in Ihrem Fall dient mein Ruf einem guten Zweck: Wenn ich Ihnen sage, dass Sie ein Mann von Genie sind, dann sind Sie womöglich bereit, mir zu glauben?« Er schwieg, als Alexander über sein Lob lachte, dann fragte er: »Warum nennen Sie in dem Gedicht Miss Fermor eigentlich Belinda?«
»Ich fand, ich sollte ihre Identität verhüllen«, antwortete Alexander, »obwohl ich das ja nicht allzu strikt getan habe, weil Miss Fermors Freunde sie sämtlich ›Bell‹ nennen. Der Name ist meine eigene Erfindung, aber ich hoffe, er findet Anklang«, meinte er mit bescheiden abwehrender Geste.
»Ich habe die echte Miss Fermor
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