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Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Titel: Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Gee
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nur ein Mal gesehen, und ich erinnere mich nicht, ob ihr eine so große Schönheit beschieden war wie Ihrer Belinda.«
    »Sie ist schon außergewöhnlich hübsch«, erwiderte Alexander. »Trotzdem fand ich immer, dass ihr Haar, um das sie so beneidet wurde, ein bisschen zu üppig war.«
    »Dann wird die Nachwelt Sie rühmen, weil sie den einzigen Fehler, den Miss Fermor hatte, korrigiert haben, indem Sie ihr einen Haarschnitt verpassten«, meinte Swift. »Wer hätte gedacht, dass eine Haarlocke so viel Satire in sich bergen kann? Höchstens einen Einwand könnte ich mir vorstellen, der zu Ihrem neuen Gedicht erhoben werden könnte – nämlich, dass die Leute womöglich zu genau wissen wollen, wie Sie zu den Details der Geschichte gekommen sind. Sie deuten eine Affaire zwischen ihrem Helden und Ihrer Heroine an, Sie lassen durchblicken, dass der Kampf der Jakobiten mit der Intrige zu tun habe … Die Leser werden Sie fragen, wie Sie sich ihrer Fakten so sicher sein können. Ich habe immer gefunden, dass es für einen Schriftsteller gefährlich ist, in der Wirklichkeit herumzuplätschern. Es liefert den Leuten Argumente, Ihnen einen Irrtum vorzuwerfen.«
    Genau darüber hatte sich Alexander viele Gedanken gemacht, und so hatte er für seinen Freund eine Antwort parat. »Oh, ich hoffe, dass niemand mein Gedicht den Tatsachen nach für wahr hält«, sagte er leichthin. »Wahrheit ist nichts als eine zerbrechliche, kränkliche Kreatur und schnell vergessen. Schließlich wird Arabella Fermors Schönheit welken, und der heutige Lord Petre wird nur für eine kleine Weile Baron sein. Die Jakobiten werden ihre Rebellionspläne weiterverfolgen, und wer weiß, wer der jetzigen Queen nachfolgen wird? Auch wenn mein Gedicht nicht explizit wahr ist, so hoffe ich doch, dass es sich als ein – wie soll ich sagen -, als ein dauerhafteres Dokument erweist. Denn schließlich: Niemand schert sich doch wirklich um die Wahrheit. Ist es nicht so, Dr. Swift?«
    »Wissen Sie was, Pope? Ich glaube, Sie haben recht«, sagte Swift und schüttelte ihm die Hand. »Der Ärger mit der Wahrheit ist, dass sie immer so bittere Enttäuschungen mit sich bringt.«
    Alexander und Swift waren mit ihrem Gespräch fast zu Ende, da hörten sie einen in der Nähe sitzenden Herrn den letzten Reim aus The Rape of the Lock zitieren, gefolgt von einem lauten Hurra von ihm selbst und seinen Freunden.
    » Nimmt doch die Muse ihres Amtes wahr:
    Unter Sternen strahlt Belindas Haar.«
    Das inspirierte eine andere Gruppe von Zuhörern, einen Toast auszubringen auf »Belinda und den Baron – die romantischen Helden der neuen Zeit!«
    Alexander beobachte Richard Steele, wie er sich zu einem von ihnen beugte und vertraulich sagte: »Genau genommen, sollten Sie Ihren Toast auf Miss Arabella Fermor ausbringen, statt auf Belinda.«
    Obgleich Alexander versuchte, Steeles Indiskretion zu stoppen, wandte sich der Jüngling an einen seiner Freunde. »Arabella Fermor?«, fragte er, »Wer ist denn das?«
    »Wie soll ich das wissen?«, sagte der Freund. »Irgendeine Dame, nehme ich an.«
    Aber dann fragte er doch einen anderen Tischgenossen: »Wer ist Arabella Fermor?«
    »Nie von ihr gehört«, erwiderte der junge Mann trocken und trank aus seinem Bierkrug. »Weißt du was über eine Lady namens Arabella Fermor?«, fragte er einen anderen in der Runde.
    »Farmer?«, fragte der nach. »Nein – ist das’ne reale Person?«
    »Wer weiß?«, war die lachende Antwort. »Jedenfalls – ein Toast auf Belinda – das schönste Mädchen in London- und auf den Dichter, der sie erfunden hat!«
    Steele war drauf und dran, sich einzumischen und sie zu korrigieren, aber Alexander bedeutete ihm, still zu sein.
    »Arabella könnte ja doch nicht auf ewig Londons regierende Schönheit sein«, meinte er vergnügt schmunzelnd, »also überlassen Sie doch Belinda den Ruhm.«
    Als Alexander aufstand, um die Lesung zu beginnen, spürte er eine Woge erwartungsvoller Vorfreude durch den Raum gehen. Alle betrachteten ihn: manche bewundernd, andere neidisch, einige freundschaftlich, andere kalt. Was für unterschiedliche Männer sich hier begegneten, dachte er. Was für eine grausame Welt war dies und wie kurz war jedes Mannes Augenblick der Berühmtheit. Wer von dieser kunterbunten Bande würde im Gedächtnis der Welt bleiben?
    Aber plötzlich überfiel ihn eine innere Erregung: Sosehr er die Grub Street auch verachtete – das war die neue Welt, die es zu erforschen galt! Die Leute, die sie bewohnten

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