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Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Titel: Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Gee
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besser. Du hast in letzter Zeit reichlich oft in Lord Rochesters Jargon geredet.«
    »Und du findest Rochester nicht immer nach deinem Geschmack?«, fragte er mit einem Lächeln und küsste ihre Stirn. »Möchtest du etwas, was besser zu unserer jetzigen Stimmung passt? Dann biete ich dir etwas von Dr. Donne:
    ›Jetzt den erwachten Seelen Guten Morgen,
die nun einander, nicht aus Furcht, bewachen;
denn Liebe wird die Lieb zu andern schmälen,
und einen kleinen Raum zur Welt sich machen.‹«
    Diesen Zeilen zu lauschen, gesprochen von einem jungen, schönen Aristokraten, mit dem sie im Heu lag, das überschwemmte Arabella mit reiner Wonne. Sicherlich, weil »The Good-Morrow« zu den Glanzstücken englischer Lyrik gehörte, und sie mit intuitiver Bewunderung seine Virtuosität erspürte, aber auch – wie Alexander bereits früher vermutet hatte – weil sie den Triumph witterte: Die goldene Kutsche, in der sie fuhr, gezogen von einem Gespann weißer Pferde – das alles lag nun greifbar nah.
    Die Rückkehr zu Lord Petres Kutsche dagegen ließ weniger Erwartungen zu. Das Paar hastete durch die Wiesen, erhitzt und atemlos, überall juckend – wie Teresa es nur allzu gerne gehabt hätte. Ängstlich darauf bedacht, nicht von irgendjemandem gesehen zu werden, den sie kannten, hielten sie sich abseits der Allee, bemühten sich, im Schutz der Bäume unerkannt zu bleiben. Als sie endlich bei der Kutsche ankamen, wurden sie von einem diskreten Diener Jenkins rasch hineingeschoben, der die Guinea einsteckte, die Lord Petre ihm gab, und dem Kutscher befahl, auf direktem Wege zu Miss Fermors Haus zu fahren.
    Als Alexander und Martha auf ihrem Spaziergang zu den Wassergärten abbogen, da sahen sie Lord Petre und Arabella in die Wiesen hineingehen. Neidisch betrachtete Alexander Lord Petres kraftvollen Gang, sein zuversichtliches Lächeln, und er wünschte, auch er könne eine junge Dame in die Heufelder entführen: ganz Lächeln und erregte Vorfreude, während seine Rivalen sehnsüchtig zuschauten. Dann wurde ihm zerknirscht klar, dass er ja gar nicht gewusst hätte, was er als Nächstes hätte tun sollen. Sein verkrüppelter Körper machte ihn schüchtern. Aber hätte ihm das weniger ausgemacht, wenn er der Baron und Lord Petre der Sohn eines Tuchhändlers gewesen wäre? Wenn Fortuna ihre Karten austeilte, warum musste es immer mit so grausamer Hand geschehen? Er blickte Martha an, die ebenfalls niedergeschlagen aussah.
    »Wohin die auch gehen, ich bin sicher, sie genießen es nicht mehr als wir«, sagte er, und ihr Gesicht hellte sich auf bei dem Kompliment.
    Alexander dachte über Lord Petres Anregung für sein nächstes Gedicht nach. Allein diese Szene hier ergäbe bestimmt eine köstliche Satire: Ein buckliger Kavalier mit einer Maid am Arm – und beide blicken neidisch einem heroischen Lord und seiner Dame nach, die davoneilen zu einem Rendezvous in den Wiesen. Er lächelte und prägte sich das Bild ins Gedächtnis ein – um zugleich missbilligend gewahr zu werden, dass es schon wieder zwei Tage her war, seit er seine Schreibarbeit auch nur angesehen hatte. Die Wochen glitten nur so dahin – es war schon fast Juni. Er fragte sich, ob die Leute den Essay on Criticism wohl bereits kauften. Vermutlich verbarg Tonson ihn irgendwo hinten in seinem Laden. Er musste mal vorbeigehen und ihn drängen, ihn in die Auslage zu legen.
    »Du musst nicht daran zweifeln, dass du dir einen Namen machst, Alexander«, sagte Martha plötzlich. Alexander sah sie an. Woher kannte sie seine Gedanken?
    »Du musst daran denken – wie immer die Menschen in der Öffentlichkeit zu sein scheinen – ihr privates Ich ist ganz anders. Lord Petre, glaube ich, ist ein ganz ernsthafter Mensch, nachdenklich und urteilsfähig, wie wüst auch immer er sich mit Arabella aufführt. Und die anderen Männer deiner Bekanntschaft sind genauso, da bin ich sicher.«
    »Meine liebe Patty«, erwiderte Alexander. »Du hast recht, fürchte ich, dass meine Reputation hauptsächlich von der Meinung solcher Leute wie Lord Petre abhängt. Die mondäne Welt richtet sich nach den Wohlhabenden und ihren Urteilen; sie sind bereit zu vergessen, dass der Baron von Ingatestone ein römischer Katholik ist.«
    »Die Welt ist bereit, bei einer Person, die ein Vermögen besitzt, jeglichen Fehler zu übersehen«, korrigierte ihn Martha.
    »Gut, wenn ich also wirklich ein Gedicht über Lord Petres Zirkel schreibe, dann muss also jeder in höchst grandiosem Licht erscheinen. Dies ist

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