Die Verführung des Mondes (German Edition)
schließe eine Weile die Augen, während ich versuche, meine Gedanken zu sortieren und Herrin über meine Gefühle zu werden.
Nur widerwillig drehe ich irgendwann das warme Wasser ab und verlasse die Dusche. Ich wickele mich in ein Badehandtuch und beim Blick in den Spiegel erschrecke ich. Ich bin blass und habe dunkle Schatten um die Augen. Mein linker Wangenknochen schillert blau, meine Lippe ist einseitig geschwollen. Meine Frisur ist nicht mehr vorhanden, überall hängen einzelne Haarsträhnen, nur nicht da, wo sie hingehören.
Hallo, Ms. Zombie!
Ich finde mich hässlich. Es ist mir peinlich, dass Phillip mich so gesehen hat. Ich wundere mich, dass er nicht schreiend weggelaufen ist, als ich mit ihm schlafen wollte. Gleichzeitig ärgere ich mich über mich selbst, weil ich so oberflächlich bin und in einer solchen Situation nur daran denken kann, wie ich aussehe, statt darüber zu stehen.
Eigentlich sollte ich mich einfach nur darüber freuen, dass ich noch lebe!
Ich seufze schwer, dann schaue ich aus reiner Neugierde in den Spiegelschrank über dem Waschbecken und staune nicht schlecht. Dort steht von Deo in meiner bevorzugten Sorte über Tagescreme bis hin zu Make-up und dekorativer Kosmetik von alltags- bis abendtauglich so ziemlich alles, was das Herz begehrt. Bei näherer Untersuchung finde ich fast den identischen Inhalt meines heimischen Kosmetikschranks wieder, sogar die Farben stimmen, allerdings steht es hier zum Teil in einer teureren Ausführung. Ich bin wirklich tief beeindruckt! Wie macht der Mann das nur?
Das verschafft mir die Möglichkeit, vielleicht doch wieder halbwegs menschlich auszusehen. Ich putze mir die Zähne und creme mir vorsichtig das Gesicht ein, den Bluterguss lasse ich dabei aus. Dann entschließe ich mich dazu, wenigstens ein bisschen Puder auf Nase, Stirn, Kinn und die unverletzte Seite meines Gesichts aufzutragen, und tusche mir die Wimpern. Ich suche die letzten verbliebenen Haarnadeln aus meinem Haar zusammen, löse sie und bürste meine Haare kräftig durch, um sie am Hinterkopf zu einem Knoten zu stecken. Nach einem weiteren Blick in den Spiegel bin ich nicht mehr ganz so angewidert von mir selbst. Ich ziehe mich langsam an, versuche, meine geprellten Rippen nicht zu berühren und laufe barfuß zurück ins Schlafzimmer. Als ich mich wieder auf das Bett setze, entdecke ich ein Paar Socken, die dort liegen und aus dem Klamottenstapel gefallen sein müssen. Als ich sie anziehe, entdecke ich darauf ein Bild von Daisy Duck.
Fast im selben Moment ist Phillip wieder im Zimmer, mit einem Tablett in der Hand. Er sieht mich lächelnd an. „Du bist wunderschön! Immer. Als du vorhin geschlafen hast, konnte ich mich gar nicht an dir sattsehen!“
Ich merke, dass ich rot werde, und überlege mir, dass mir ein wenig Farbe vermutlich ganz gut steht.
Phillip stellt das Tablett ab. „Gefallen dir die Sachen?“
„Sehr. Besonders die Socken“, ich lache.
Phillip lacht ebenfalls, „Dachte ich mir doch, dass die etwas für dich sind.“ Er zwinkert mir zu. „Komm, iss ein bisschen!“, er reicht mir Suppe und einen Löffel. Die Suppe schmeckt köstlich, aber ich habe kaum Appetit, nach der Hälfte mag ich nicht mehr weiter essen. Dafür trinke ich das Glas Wasser, das Phillip mir reicht in einem Zug aus. „Was machen deine Kopfschmerzen?“
„Sind unverändert. Ich glaube, das kommt von der Aufregung.“
„Bestimmt. Wenn der Arzt gleichkommt, können wir ihn ja fragen, ob du eine Tablette nehmen kannst! Willst du dich hier untersuchen lassen, oder lieber unten? Robert hat Feuer im Kamin angezündet und es ist schön warm!“
„ Wenn ich die Wahl habe, würde ich gerne nach unten gehen!“, ich deute auf das zerwühlte Bett, „nicht dass wir den Doktor doch noch zum Erröten bringen“!
Er wirft einen zustimmenden Blick auf das Bett. „Dann komm“, er streckt mir seine Hand entgegen und hilft mir vom Bett hoch, obwohl ich auch alleine hätte aufstehen können.
Kapitel 34
Ich sitze in eine Decke gehüllt vor dem Kamin und trinke noch einen Schluck von Maries Gewürztee, der süß, warm und irgendwie tröstlich ist. Als sie ihn mir gebracht hat, hat sie besorgt in mein blasses Gesicht geschaut und mir die Hand auf die Stirn gelegt, sowie es meine Mutter früher mit mir gemacht hat, wenn ich krank geworden bin und sie wissen wollte, ob ich Fieber bekomme. Ich bin von so viel Zuneigung ganz gerührt.
Als der Arzt kommt, sitzt Phillip
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