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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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London eingetroffen war, hatte er als Einziger gewusst, dass ihr Vater gestorben war. Der einzige Mensch, der wusste, wie ungeschützt Everoot jetzt war. Wie ungeschützt Guinevere war.
    Sie hätte es wissen müssen.
    Sie hob das Kinn und starrte blind vor sich hin. Ihre Augen brannten. Sie durfte das nicht zulassen. Nicht so schnell nach Papas ... Nein, nicht so bald. Ihr Hals schmerzte, und sie kämpfte gegen die Enge in ihrer Kehle an, die sie würgen ließ. Nicht jetzt.
    Sie hatte es ihm versprochen.
    Andererseits habe ich an Papas Totenbett so manches Versprechen gegeben, das ich schlichtweg nicht verstanden habe, dachte sie verzweifelt. Aber man stritt nicht mit dem sterbenden Vater, wenn er darum bat, die Schatulle mit den Liebesbriefen, die er und ihre vor langer Zeit verstorbene Mutter sich geschrieben hatten, wie einen Schatz zu hüten. Oder wenn er sagte, er hätte sich geirrt, so schrecklich geirrt. (Was hatte er nur damit gemeint?) Oder wenn er sie flehentlich um etwas bat mit Worten, die er nur noch unverständlich hatte herausbringen können:. »Rade. Guh.
    Saw.« Was auch immer das hieß. Sie hatte neben seinem Bett auf dem kalten Steinboden gekniet und ihm alles versprochen.
    Gwyn schluckte schwer. Anspannung, Angst und ein altes, sehr altes Gefühl der Scham verbanden sich in ihr zu einer rot glühenden Flamme. Sie krampfte die Finger um den Stiel des Weinkelches. Wo blieb denn nur der König, verdammt? Jede Minute, die verstrich, war eine Minute mehr, die fitzMiles blieb, um seinen bisher größten Happen zu verschlingen: Gwyns Zuhause.
    Sie brauchte mehr Wein, drehte sich um - und lief direkt in Marcus fitzMiles hinein, den Graf d'Endshire.
    »Himmel noch mal!«, rief sie ungehalten, als Wein über den Rand ihres Kelches schwappte. Einige Barone schauten zu ihr hin.
    »Lady Guinevere«, begrüßte Marcus sie mit sanfter Stimme und nahm ihr den Kelch aus der tropfnassen Hand.
    »Gebt her.« Sie entriss ihm den Kelch.
    Ein routiniertes Lächeln umspielte seinen Mund. Er breitete die Arme aus und mimte die verwirrte Unschuld. »Aber selbstverständlich, Mylady. Ihr dürft soviel haben, wie Ihr wollt.«
    »Vielen Dank, dass Ihr mir zurückgebt, was mir gehört. Wie auch das Nest.«
    »Ahhhh.« Er neigte den Kopf leicht nach vorne. »Ihr habt also davon gehört.«
    »Gehört? Gehört?«
    Marcus warf einen flüchtigen Blick in die Runde. »Ja, in der Tat. Ihr habt davon gehört. Wie auch jeder andere davon erfahren wird, wenn Ihr Eure Stimme nicht mäßigt.«
    »Ich soll meine Stimme mäßigen? Seid versichert, dass meine Stimme sich so laut erheben wird, dass selbst der König mich hört, Marcus. Oder jeder andere, der zuhören will. Bis Euch die Ohren klingen!«
    Kühl betrachtete er sie von oben bis unten. »Gut möglich, dass Ihr diejenige seid, die brennt, Gwyn.«
    Ihre Augen verengten sich zu engen, funkelnden Schlitzen. Ihre Finger, die den Stiel des Weinpokals hielten, verfärbten sich weiß. Wäre der Kelch ein Mann gewesen, er wäre jetzt eines grausamen Todes gestorben. »Ich? Brennen?«
    »Wiederholt Ihr denn alles, was ich sage?«, monierte er mit gerade dem richtigen Maß Neugier, sodass sie den Mund zumachte.
    »Dann machen wir es anders. Ihr wiederholt jetzt, was ich sage, damit wir sicher sind, dass Ihr es begreift, Marcus«, sagte sie mit gefährlich leiser Stimme. »Ihr werdet das Nest niemals besitzen.«
    Er schüttelte den Kopf und lächelte so sanft, als geruhte er, ein Kind zu korrigieren, das sich irrte. »Nein, Mylady, Ihr missversteht mich. Ich ging davon aus, dass Eure Burg des Schutzes bedurfte, während Ihr und so viele Eurer Ritter abwesend wart.«
    »Ihr habt Eure Armee zum Nest geschickt, um mich zu beschützen?«
    »Im Grunde genommen, liebe Guinevere, scheint Ihr gut beschützt zu sein, weil Euch eine stattliche Anzahl Kämpfer zur Seite steht. Eine erkleckliche Zahl, wenn ich das so sagen darf, mit der Ihr in die Stadt eingezogen seid. Und eine kluge Entscheidung, denn so habt Ihr jeden, der nach dem Tod des Grafen an der Stärke von Everoot zweifeln könnte, gleich eines Besseren belehrt. Nein, Mylady, Ihr seid wahrlich gut bewacht.« Sein Mund verzog sich erneut zu einem Lächeln. »Es war Eure Festung, auf die das nicht zutraf.«
    Sie ballte die Hände zu Fäusten. Der Pokal in ihrer Hand neigte sich, und der Wein floss auf den Fußboden. Sie schenkte dem keine Beachtung.
    »Bauern und Dummköpfe haben sich vielleicht von Eurer Machtdemonstration beeindrucken

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