Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Vergangenheit des Regens

Titel: Die Vergangenheit des Regens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
Vom Netzwerk:
im Wald nicht ganz so blutig, wie das bei Erdbeben zu befürchten ist.«
    Ijugis feixte breit, doch Timbare verzog keine Miene. »Mir ist es gleichgültig, was für Empfindlichkeiten ihr mit euch herumschleppt. Dies wird kein weißer Vergnügungsausflug. Ich leite diese Erkundung, und in meiner Truppe geht niemand ohne großes Messer in den Busch, denn auch wenn man sich nur in Schlingpflanzen verfängt, braucht man eine Klinge, um sich, ohne alle anderen zu belasten, wieder befreien zu können. Kannst du das begreifen, Rodraeg Talavessa Delbane, geboren in Abencan in den Feldern der Sonne? Kannst du akzeptieren, dass, wenn wir dort hineingehen, sowohl das Erdbeben als auch das Mammut meinem Befehl untergeordnet sind?«
    Â»Ich halte das für sinnvoll«, antwortete Rodraeg unbeeindruckt. »Du kennst dich von uns allen in Regenwäldern am besten aus, also sollst du uns anführen. Allerdings behalte ich mir vor, dass du Bestar und Tjarka keine Befehle geben kannst. Das werde ich stattdessen tun, in deinem Sinne.«
    Â»Nein, so läuft das nicht. Ihr werdet alle meinen Anordnungen Folge leisten, und zwar unverzüglich und ohne Rangordnungsgehacke, damit es dort drinnen nicht zur Katastrophe kommt. Oder ihr bleibt hier und bewacht Bruder Attrik oder geht wieder zurück in den Norden, wo ihr Erfolge vorzuweisen habt.«
    Rodraeg wandte sich zur Seite hin um. »Bestar? Tjarka? Was haltet ihr davon?«
    Â»Mir ist das egal«, murmelte Tjarka. »Ich habe auch im Thost immer für Leute gearbeitet, die unbedingt das Sagen haben wollten. Ich kenne das.«
    Bestar antwortete zuerst gar nicht, dann fragte er Ijugis: »Ist Migal noch bei euch?«
    Ijugis grinste wieder. »Selbstverständlich ist Migal noch bei uns! Er ist mein stärkster Mann, wenngleich nicht mein gewandtester Kämpfer, das sind dann wohl eher Onouk und der Erleuchtete. Wie Migal mir erzählt hat, ist es deine Schuld, dass er nicht mehr so flink zu Fuß ist, also erwarte nicht, dass er allzu gut auf dich zu sprechen ist.«
    Bestar ließ den Kopf hängen. Migals Fuß. Bestar hatte während ihrer gemeinsamen Gefangenschaft in der Schwarzwachshöhle von Terrek ein halb gefülltes Wasserfass auf Migals linken Fuß fallen lassen, um diesen an einem selbstmörderischen Fluchtversuch zu hindern. Der Schaden war, wie schon damals zu befürchten stand, tatsächlich bleibend. Aufgrund dieser für einen Klippenwälder unverzeihlichen Kränkung hatte Migal dann auch das Mammut verlassen. Nach dem Viertel eines Sandstriches, während alle anderen ihn erwartungsvoll ansahen, hob Bestar den Kopf wieder. »Ich werde tun, was du sagst, Timbare – es sei denn, du befiehlst mir, direkt gegen Rodraeg oder Tjarka oder Migal vorzugehen.«
    Â»Ich wüsste nicht, weshalb ich so etwas befehlen sollte«, sagte Timbare. »Es sei denn, ihr verliert dort drinnen den Verstand, wie Weiße das manchmal zu tun pflegen. Dann wäre es nur zu eurem eigenen Besten, euch zu überwältigen. Also gut, es ist alles entschieden. Wir brechen in fünf Stunden auf, wenn es hell genug ist. Rodraeg, du bekommst von einem vom Erdbeben eine Waffe geliehen. Um Proviant und Wasser kümmert sich Oberpriester Darnock. Habt ihr Geld, um hier im Dorf vielleicht noch etwas praktischere Kleidung zu erstehen?«
    Rodraeg besaß überhaupt nichts mehr außer seiner Sternenwährung und Ribans Glasphiole, doch Tjarka sagte: »Ich habe Geld.«
    Â»Gut. Es wird nicht teuer sein, nur ein paar Taler«, ließ sich nun gleich geschäftstüchtig der Oberpriester vernehmen, der die ganze Zeit danebengestanden und aufmerksam zugehört hatte. »Wenn ihr mir bitte folgen wollt. Unsere Gästehütte ist bereits übervoll, für die fünf Stunden werde ich euch ein anderes Quartier zuweisen müssen.«
    Timbare und Ijugis hatten sich bereits abgewandt, um wieder in ihre Hütte zurückzugehen, doch Rodraeg hielt sie noch einmal zurück. »Ich habe noch eine Frage. Was glaubst du eigentlich, Timbare, dort drinnen im Wald, der das Weinen verlernte vorzufinden, dass wir paar Gestalten etwas dagegen ausrichten können? Wir werden es nicht schaffen, die Spinnenmenschen niederzuringen oder das neu aufgetauchte dritte Volk.«
    Â»Es wird sich ein Weg finden«, antwortete Timbare fest. »Das ist alles, was mein Vater, der auch den Namen Timbare trug, mir mitgeben

Weitere Kostenlose Bücher