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Die Vergangenheit des Regens

Titel: Die Vergangenheit des Regens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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ein friedfertiges, eher schwaches Volk, das des geistigen und körperlichen Beistandes bedarf gegen die räuberischen und stärkeren Spinnenmenschen.«
    In seiner neuen, noch steif wirkenden Dschungelkleidung setzte Rodraeg sich zu den anderen und nahm sich von den dargereichten Speisen. »Sprechen die Eingeborenen dieses Waldes eigentlich unsere Sprache?«
    Â»Nur die Gatate , die in Bruder Attrik leben oder lebten. In der Weite des Waldes gibt es aber auch noch unbekehrte Stämme. Und die Spinnenmenschen haben sich bislang jeglichem Versuch einer Kontaktaufnahme verweigert. Zwei Missionen hat es gegeben, die in das Innere des großen Grüns vorgedrungen sind, und von beiden ist niemand zurückgekehrt. Delphior möge ihre armen Seelen in sein Reich geleitet haben!«
    Â»Ist das erst vor Kurzem gewesen mit diesen Missionen, oder ist das schon länger her?«
    Â»Oh, das war in früheren Jahrhunderten. Wir Glaubenden haben die Botschaft akzeptiert und bescheiden uns nun damit, lediglich den Randbereich des Grüns der Rettung zuzuführen.«
    Â»Die Völker im Waldbedürfen also der Rettung?«
    Â»Unbedingt! Sie verwandeln sich sonst alle in diese schauderhaften Spinnenmenschen. Sie fallen der Tierhaftigkeit des Dschungels anheim. Zügellose Lust und widermenschliche Grausamkeit! Delphior und sein Untergott Hendelor erwarten von uns, dass wir auch die Menschen, die anders aussehen als wir selbst, nicht einfach ihrem Schicksal überlassen, sondern sie dem Glauben zuführen, damit sie an den Gefilden der Glückseligkeit teilhaben können.«
    Â»Und woran glauben diese Menschen, wenn sie nicht an Delphior glauben?«
    Â»Nun, ich würde es nicht Glauben nennen. Sie werfen sich vor Götzen und Fetischen in den Schmutz und tanzen nackt herum wie Irrsinnige.«
    Â»Ich dachte, sie sind friedlich.«
    Â»Friedlich schon. Aber eben auch einfältig und triebhaft. Ihre Weiber sind ja auch andauernd – falls man nicht mäßigend auf sie einwirkt wie hier in Bruder Attrik – nackt und läufig.«
    Rodraeg räusperte sich. Tjarka probierte interessiert alle fremdartigen Speisen durch und schien dem Gespräch kaum beizuwohnen.
    Â»Habt Ihr eigentlich eine Theorie, was dort drinnen im Regenwald vor sich geht, Oberpriester?«, fragte Rodraeg.
    Darnock schlug würdevoll die Augen nieder. »Es scheint mir ganz offensichtlich, was dort drinnen vor sich geht! Delphior hat sich abgewandt! Regen ist seine Domäne. Insofern liebt er den Regenwald mehr als alle anderen Wälder, doch nun zeigt er sich enttäuscht von den Spinnenmenschen und ihrer Uneinsichtigkeit und nimmt ihnen den Regen fort. Dies ist sein Zeichen, sie zu ermahnen und zum Glauben zu führen. Die Trockenheit wird sich ausbreiten und von Dauer sein, bis die Spinnenmenschen zu mir kommen und offen sind, den wahren Glauben anzunehmen. Ich jedenfalls bin vorbereitet, meine schwere Pflicht zu schultern, sie alle brüderlich zu umarmen.«
    Â»Wenn Ihr auf alles gefasst seid und alles, was geschieht, Teil von Delphiors Plan ist – weshalb unterstützt Ihr dann überhaupt Timbares Expedition?«
    Â»Weil ich mit Timbare einer Meinung bin, dass der Wald des Schutzes bedarf. Es geht ja nicht immer nur um Menschen, sondern auch um die Tiere und die Pflanzen. Es ist zwar nicht das Meer und damit nicht mein eigentliches Fachgebiet – aber ich lebe seit zwei Jahrzehnten hier und habe den Wald und seine Wesen sehr, sehr liebgewonnen. Und – wie gesagt – der Regenwald ist Delphiors Lieblingserde, der Name Regenwald allein sagt dies ja schon. Vielleicht geht Er in seinem Zorn ein wenig zu weit, wie Götter nun einmal sind, die nicht in menschlichen Maßstäben begriffen werden können. Vielleicht ist Er auch von den Spinnenmenschen oder den geheimnisvollen Utté allzu arg herausgefordert worden. Ich denke, je schneller all dies ein Ende findet, desto besser ist es für den Wald. Und wenn Timbare dort hineingehen und etwas herausfinden und vermitteln kann, ist es ihm vielleicht möglich, die Vorgänge zu beschleunigen.«
    Rodraeg nickte langsam. »Habt Ihr auch eine Erklärung dafür, dass mir vor wenigen Tagen das hier zugespielt wurde?« Er holte die Münze der Sternenwährung aus einer der vielen zuknöpfbaren Taschen seiner neuen Kleidung und zeigte sie dem Oberpriester. Der betrachtete die Münze aufmerksam.
    Â»Sehr

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