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Die Vergangenheit des Regens

Titel: Die Vergangenheit des Regens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Öffnung. »Männerfrauen nicht gehend! Mann Rodraeg – ich nur ihn wollend sprechend!«
    Â»Ich bin hier, Enenfe«, sagte Rodraeg so ruhig wie möglich. »Was ist denn los? Warum lässt du uns nicht hinauf?«
    Â»Keine Kampf«, rief der Eingeborene mit beteuernder Stimme, »ich nicht wollend Kampf. Ich nur müssend bringen Münze Vater Darnock! Er mich zwingend! Ich nicht wollend! Aber müssen machend, wo Grünes Alles sterbend in Irre nun, weil Weißmann niemals wissend! Nur Großvater Delphior könnend retten! Münze zu Vater Darnock! Münze zu Vater Darnock! Was ich alles versuchend, doch ich könnend Münze niemals finden ohne Hilfe von Mann Rodraeg!« Die letzten Worte kreischte Enenfe fast. Etwas beinahe Substanzloses fiel hinunter in die Tiefe und platzte verdunkelnd auf den Boden. Es war ein Wassertropfen. Eine Träne.
    Â»Die Münze?«, fragte Rodraeg. »Die Delifor-Münze? Aber Darnock sagte, sie ist eine Fälschung!«
    Â»Er mir sagend: Du ihnen folgend, mein Sohn, du mir bringend Münze. Mehr ich nicht wissend! Er mir sagend. Wenn Timba-ré und Männerfrauen getötet von Kenekenkelu, dann ich habend leicht. Doch Kenekenkelu euch nicht tötend! Wir so weit weg nun, ich nicht wissend mehr, was machend, weil Grünes Alles sterbend weiter, jedes Tag ein Leid!«
    Â»Wenn ich dir die Münze gebe: Lässt du uns dann hier raus?«
    Â»Ich versprechend! Ich dann rennend zurück zu Vater Darnock bis ich tot! Ihr könnend tun was wollend: gehend, bleibend, sterbend, lebend!«
    Â»Du wirst ihm gar nichts geben«, zischte Ijugis. »Was hast du mit Ukas und dem Erleuchteten gemacht, du kleine Ratte?«
    Â»Sie nicht tot!« Wieder regneten Tränen hinab. »Ich sie niederschlagend von hinten, wenn beide nicht schauend. Ich nicht wollend weiterschlagend, wenn sie Augen auf. Rodraeg dich beeilend! Bitte! Bitte! Danke! Danke! Münze werfend hoch!«
    Â»Ich könnte ihn jetzt töten, mit einer Sichel«, flüsterte Onouk beinahe unhörbar.
    Â»Das könnte ich auch schon längst mit Selkes Messern«, wisperte Ijugis über die Schulter. »Aber was nutzt uns das? Er hat unseren Haken oben und das Seil gekappt.«
    Â»Wir könnten Stemmeisen ans Seil binden. Damit kommen wir hier raus.«
    Â»Ihr werdet ihn auf keinen Fall töten«, sagte Rodraeg. »Enenfe! Gib gut acht! Ich werfe dir die Münze nun zu!«
    Doch jetzt fiel Timbare Rodraeg in den Arm. »Rodraeg! Ich habe keine Ahnung, von welcher Münze ihr da redet, aber wenn sie etwas mit Delphior zu tun hat, ist sie vielleicht ein Schlüssel zu unserer Mission! Vergiss nicht: Die Kenekenkelu haben Fische in unseren Weg gelegt – Delphiors wassergeborene Kinder –, um uns zu warnen oder um mit uns zu kommunizieren, denn Wasser – Delphiors Element – ist das, was diesem Wald fehlt!«
    Rodraeg nickte. Dann deutete er nach oben. »Dieser arme Junge dort ist dermaßen durcheinandergebracht worden von Göttern, weißen Priestern, Ameisenmenschen und auch uns, dass er vor Furcht und Aberglauben beinahe zugrunde geht! Und erzähl mir nicht, dass es kein Aber glauben, sondern der echte Glauben ist! Das ist doch alles nur Lug und Trug, um die Menschen nach Lust und Laune im Namen irgendwelcher Götter ausbeuten …«
    Weiter konnte Rodraeg nicht sprechen. Während er geredet hatte, hatte er die Münze, die die Riesen als Sternenwährung bezeichnet hatten, aus einer Tasche hervorgeholt, und machte nun Anstalten, sie nach oben zu Enenfe zu werfen. Doch Timbare hielt seinen Arm fest und wollte seinerseits etwas sagen. Rodraeg wehrte sich, weil jedes Wort ihn müde machte und er sich darüber ärgerte, dass diese Münze, von deren Existenz vor wenigen Augenblicken noch beinahe niemand etwas gewusst hatte, nun Schuld daran trug, dass Ukas und der Erleuchtete bewusstlos im Urwald lagen. Die Münze brachte nichts als Unglück. Er wollte sie los sein. Mochte doch der doppelzüngige Delphiorpriester Darnock wissen, was damit zu tun war.
    Es entstand eine hässliche Rangelei, die sich aufschaukelte, weil keiner der beiden nachzugeben bereit war. Bestar wollte dazwischengehen, wurde aber seinerseits von Ijugis und Migal festgehalten. Es gab einen merkwürdigen Augenblick, in dem Bestar und Migal sich auf gegnerischen Seiten wiederfanden und unwillkürlich innehielten. Dann schlug

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