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Die Vergangenheit des Regens

Titel: Die Vergangenheit des Regens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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der Königin der Amenschen. Die Ameisen werden freigesetzt. Die Ameisen durchziehen den Wald und vertreiben die Eingeborenen. Die Eingeborenen flüchten zum berauschten Berg. Dort sammelt sich der Nebel, also Feuchtigkeit. Also Regen? Die Eingeborenen binden und sammeln den Regen am berauschten Berg, um nicht zu verdursten? «
    Timbare sah unzufrieden aus. »Das klingt alles zu märchenhaft. Weshalb sollten die Erbauer dieses Tempels das Vertrocknen des gesamten Waldes einkalkulieren, nur weil ein einziger weißer Eindringling Mist baut? In unserem Wald ist es schon hundertfach vorgekommen, dass weiße Eindringlinge dort Freveltaten begehen – aber der Wald reagiert nicht durch Selbstaufgabe, sondern dadurch, dass er sich wehrt. Mit allem, was ihm zu Gebote steht. Auch mit seinen Eingeborenen. Mit uns. Nein, ich habe eher das Gefühl, dass hier etwas schiefgelaufen ist. Der Tod des Schatzfinders ist die Rache der Königin Umsilika für sein unbefugtes Eindringen, so weit, so gut. Das Freisetzen der Ameisen ist ebenfalls Teil des Planes. Demonstration der Überlegenheit Umsilikas über die – vielleicht – als unrechtmäßig empfundene Königin der Weißen. Aber dann stirbt plötzlich der Wald. Das kann so nicht beabsichtigt gewesen sein.«
    Â»Und wenn es sich« – Ijugis’ Augen verengten sich zu Schlitzen – »um eine Rache der Königin Thada handelt, weil dieser Wald ihr ihren geliebten Schatzfinder umgebracht hat?«
    Timbare konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. »Du traust ihr wirklich jede erdenkliche Schufterei zu, oder?«
    Â»Das solltest du auch, Timbare. Solange du das nicht tust, bist und bleibst du ihr Opfer.«
    Timbare ließ sich nicht anmerken, ob diese Beleidigung ihn traf. »Ich bezweifle, dass sie die Macht dazu hat, Regen zu verhindern. Ich bezweifle auch, dass sie ein Interesse daran hätte, den südöstlichen Regenwald zu vernichten.«
    Nun mischte sich Tegden Baudo in die Diskussion ein: »Sie hatte ein Interesse daran, im Land der Affenmenschen unfassbare Zerstörungsenergien zu entfesseln. Aber was dann tatsächlich am Skorpionshügel passierte, überstieg die Kontrolle der Königin und ihrer Vasallen bei Weitem. Es war eher … als würde das Land sich aufbäumen, um den gewaltsamen Zugriff durch einen gewaltigen … übernatürlichen Steppenbrand abzuschütteln.«
    Â»Ã„hnlich wie hier«, murmelte Kinjo. »Die Königin greift nach etwas, und das Land tötet sich selbst. Vernichtet demzufolge ihre gefühllose Berührung nach und nach den gesamten Kontinent?«
    Â»Könntet ihr das vielleicht draußen weiterbesprechen?«, ächzte Migal. »Ich weiß immer noch nicht, ob dieses Gitter von alleine hält oder nicht. Außerdem habe ich das Gefühl, dass hier kaum noch Luft zum Atmen vorhanden ist. Durch das ganze Gequatsche wird das nicht besser!«
    Sie betrachteten ihre Laternen. Tatsächlich tanzten die Flämmchen bereits verzweifelt um ihr Leben.
    Â»Du hast recht, Migal«, beendete Timbare das Gespräch. »Es gibt hier nichts weiter zu finden. Wir werden von der Ausrüstung des Schatzfinders mitnehmen, was wir tragen können. Diese Stemmeisen sind leicht wie Holz und dennoch stabil. Königliche Fabrikation. Wer weiß, wofür wir die noch brauchen können.« Er verteilte drei Stemmeisen, einen ausziehbaren Hakenstab und eine Seilrolle. Kinjo, Tegden und Onouk nahmen je eine Stemmstange, Migal bekam die Seilrolle, die recht schwer war, weil sie schätzungsweise noch zweihundert Schritt Spezialseil enthielt. Ijugis wollte von dem »Kronendreck« nichts annehmen. Den ausziehbaren Hakenstab drückte Timbare der verdutzten Tjarka in die Hand. »Falls er dich zu sehr behindert, ist er vielleicht etwas für Rodraeg. Es wäre nicht gerecht, wenn das Mammut leer ausgeht.« Tjarka nickte. Timbare steckte sich den Brief des Schatzfinders ein und nahm dann noch dessen Laterne an sich, die zwar leer gebrannt, aber unbeschadet war. Dann begann der Rückweg. Migal ließ das Fallgitter los, es knirschte und zitterte, raste aber nicht zu Boden, sondern blieb eingerastet.
    Sie gingen den langen Weg durch die drei geöffneten Türen zurück. Anschließend kletterten sie die steile Ebene aufwärts.
    Â»Jetzt können wir die Seile hinter uns einsammeln«, schlug Timbare vor und wickelte das Seil

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