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Die Vergangenheit des Regens

Titel: Die Vergangenheit des Regens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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ein, nachdem Migal als Nachhut daran heraufgestiegen war. Indem sie so die Verbindungen zwischen den Ebenen kappten, versiegelten sie das Grabmal des Schatzfinders.
    Sie durcheilten den gerippten Gang, der ihnen noch heißer erschien als vorher, und erreichten den Säuretümpel. Oberhalb kauerte Bestar Meckin in der Finsternis und begann auf Zuruf, ihnen das Seil zuzuschlenkern. Als Erstes sollte jemand hinauf, der ganz ohne Hilfe ein Seil erklettern konnte: Onouk bot sich an. Mit geschmeidigen Bewegungen enterte sie auf, während Migal und Ijugis unten das Seil in den Gang hielten. Jetzt waren Bestar und Onouk oben schon zu zweit und konnten eine dritte, möglichst leichte Person hochziehen: Tjarka. Von jetzt an wurde es immer einfacher, denn immer mehr konnten beim Hochziehen helfen. Als Letzter schwebte Migal in die Höhe, von Bestar, Ijugis und Tegden gehievt. Der Blasen werfende Tümpel blubberte noch einmal auf, blieb jedoch ohne Nahrung.
    Bestar wollte wissen, was sie unten gesehen hatten. Tjarka erzählte es ihm in knappen, klaren Worten, während sie alle nacheinander im Froschgang auf den Bodenplatten Richtung Rodraeg hoppelten. Timbare kletterte als Erster in den Schachtscharten aufwärts, dann Kinjo, Ijugis, Onouk, Tjarka, Bestar, Tegden und Migal.
    Â»Ich bin froh, dass ihr alle wieder da seid«, begrüßte sie Rodraeg verschwitzt und aufgeregt. »Irgendetwas ist oben los! Ich habe Jacomers Stimme gehört. Ich glaube, er hat mir etwas zugerufen, aber ich konnte es nicht verstehen, der Gang hallt so stark, dass die Worte alle ineinanderfließen wie ein Brei! Und ich wollte im Dunkeln nicht zu ihm zurückgehen, das erschien mir zu riskant. Was ist, wenn ich dann doch auf eine Falle trete oder euch vom Rückzug abschneide, weil ich …«
    Timbare legte ihm beruhigend beide Hände auf die Schultern. »Ich an deiner Stelle hätte meinen Posten auch nicht verlassen. Jetzt gehen wir alle zusammen nachsehen.«
    Rodraeg wurde in der Reihe durchgereicht, bis er bei Tjarka und Bestar anlangte. Auch Bestar nahm seinen Freund mehr oder weniger in die Arme. »Es ist alles in Ordnung, Rodraeg. Alle sind wieder zurück. Der Schatzfinder ist tot. Es gab keinen zweiten Ausgang.«
    Â»Ihr Götter!«, sagte Rodraeg immer wieder. »Wie Jacomers Stimme klang! So verzerrt, als würde er sich … in etwas … anderes verwandeln! Die Dunkelheit war ebenfalls schlimm. Ich hasse Höhlen, Bestar, ich hasse einfach Höhlen!«
    Â»Ich weiß. Jetzt spazieren wir hier raus. Komm.«
    Â»Ich find’s ja ziemlich klasse hier«, sagte Tjarka, um Rodraegs Stimmung zu heben. »Man hat das Gefühl, überall etwas entdecken zu können. Und schau mal, was für ein Werkzeug wir dem Toten abgeknöpft haben!« Sie zog den Hakenstab zu seiner vollen Länge – beinahe vier Schritt – aus und schob ihn dann wieder auf eine Fußlänge zusammen. Das machte sie dann noch viermal, während sie den niedrigen Gang und die Kammer mit den Umsilikareliefs durchquerten. Rodraeg achtete nicht auf sie, sondern ärgerte sich darüber, dass er einen ungefestigteren Eindruck machte als sämtliche Mitglieder von Ijugis’ Truppe.
    Der Brandölgestank war inzwischen dermaßen intensiv, dass er ihnen allen Kopfschmerzen und sogar ein leichtes Gefühl der Trunkenheit verursachte. Nach kurzer Beratung mit Kinjo entschloss sich Timbare, die Laternen zu löschen. Jeder Funke mochte hier bereits eine Katastrophe auslösen, die diesen Ameisenbau in ihrer aller Grab verwandeln würde.
    Endlich langten sie unterhalb des Schachtes an, der lediglich fünf Schritt hoch in die Kammer am Grunde des Umsilikaschädels führte.
    Â»Jacomer?«, rief Timbare nach oben. Er dämpfte dabei seine Stimme ab, sodass ein heiseres Flüstern entstand.
    Â»Den Göttern sei Dank – da seid ihr ja endlich!« Jacomers Kopf erschien oben in der Öffnung. Noch weiter über ihm war verschwommen das Tageslicht in der Schädeldeckenöffnung der Umsilika zu erkennen. »Das Seil ist von oben herausgezogen worden! Ich habe gerufen, und dann tauchte Enenfe in der Öffnung auf und verlangte, Rodraeg zu sprechen!«
    Â»Enenfe? Wo sind die anderen beiden?«
    Â»Ich habe keine Ahnung, Timbare! Könnt ihr bitte hochkommen und den ganzen Mist selbst in die Hand nehmen? Ich bin vollkommen überfragt!«
    Timbare versuchte, am Seil

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